Warum Kassandras noch heute so wenig Gehör finden

Ansprechpartner

Droht eine Konfrontation zwischen den wirtschaftlichen und politischen Schwergewichten USA und China? Wie bedrohen aktuelle Kriege die Handelsbeziehungen einer Exportnation? Sind die aktuellen Krisensituationen - ob Finanz- oder Flüchtlingskrise - am Ende gar nicht mehr beherrschbar? Kann man sich beim Krisenmanagement nur noch Schritt für Schritt zu Lösungen lang hangeln?

Diese und andere Fragen standen im Mittelpunkt eines Expertengespräches des Bereichs „High-Level-Dialoge“ und des Kompetenzzentrums mit 30 Teilnehmern aus unterschiedlichen Fachgebieten. Sie waren sich einig: Angesichts der Zunahme und der „gefühlten Gleichzeitigkeit“ weltweiter Krisen sind Entscheidungsträger in zunehmendem Maße gefordert, sich dem breiten Spektrum an Gefährdungen sowie künftigen Herausforderungen zu stellen.

In ihrer Begrüßung hob Liz Mohn hervor, wie sich die Welt durch die Globalisierung und Digitalisierung - oft auch schleichend - verändert hat. Sie betonte dabei, dass über die Kriege und die Flüchtlingskrise an den Grenzen Europas hinaus auch die Wirtschaft vor Zerreißproben durch den technologischen Wandel mit möglichen Arbeitsplatzverlusten stünde. Stiftungsvorsitzender Aart De Geus ergänzte, dass Rechthaberei und Machtinteressen nicht zu Lösungen führen.

Zwar sei viel Wissen über Krisen bekannt: soziale, kulturelle, ethnische und wirtschaftliche Einflüsse auf die Entstehung von Konfliktpotential, die Relevanz und Wirkung unterschiedlicher, auch ökonomischer Interessen auf die Dynamik von Krisen als auch Maßnahmen zum Krisenmanagement. Trotzdem wäre es ein Trugschluss, die heutigen Krisen wären in ihrer Komplexität wie ihre Vorgänger noch beherrschbar. Mittlerweile können sich Entscheider nur noch von Maßnahme zu Maßnahme hangeln und auf irgendeine Wirkung hoffen. Leider würden auch noch allzu oft Querdenker, Mahner oder Regel-Brecher in Organisationen unterdrückt.

Gerade die tragische Rolle von Kassandra aus der griechischen Mythologie, die vergebens vor dem Trojanischen Pferd und der Hinterlist der Griechen warnte, zeigt, wie gefährlich es ist, Warnungen zu überhören. Dabei sei jede Krise auch als Chance zum Umdenken. So zitierte Tania Singer, Geschäftsführende Direktorin des Max-Planck-Instituts für Kognition- und Neurowissenschaften, zum Umgang mit Krisen Mahatma Ghandi: „Be the change that you want to see in the world“.

 

Das entstandene Thesenpapier finden Sie hier zur Ansicht und zum Download.