Der Staat kauft auf allen Ebenen jedes Jahr für schätzungsweise 350 bis 550 Milliarden Euro Waren und Dienstleistungen ein. Er setzt also nicht nur mit Gesetzen und Förderinstrumenten die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft, sondern tritt über die öffentliche Beschaffung auch selbst als Marktteilnehmer mit einem großen Budget auf, das bis zu 15 Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts (BIP) entspricht. Durch die öffentliche Beschaffung kann der Staat die Nachhaltigkeitstransformation der Wirtschaft also entscheidend unterstützen. Die Hälfte aller Vergaben findet dabei auf der kommunalen Ebene statt.
Dieses Potenzial wird von der Politik bereits seit zwei Jahrzehnten gesehen und es wurden entsprechende Nachhaltigkeitsziele für die öffentliche Beschaffung auf verschiedenen Ebenen definiert. So gab beispielsweise die Europäische Kommission bereits im Jahr 2008 das Ziel aus, dass bis zum Jahr 2010 mindestens die Hälfte aller Ausschreibungsverfahren umweltorientiert sein sollten. Und auch die aktuelle Bundesregierung hat das Thema "Nachhaltige öffentliche Beschaffung" in ihrem Koalitionsvertrag verankert.
Eine jetzt veröffentlichte Studie der Universität der Bundeswehr München im Auftrag der Bertelsmann Stiftung zeigt jedoch, dass es eine große Lücke zwischen den politischen Zielen für eine nachhaltige öffentliche Beschaffung ("Intention") und der tatsächlichen Umsetzung ("Action") gibt. Im untersuchten Zeitraum von 2011 bis 2023 wurden von den Kommunalverwaltungen insgesamt nur 17,1 Prozent der Aufträge mit Nachhaltigkeitskriterien vergeben.