Immer weniger Menschen engagieren sich in Parteien oder sind bereit, politische Mandate und Ämter zu übernehmen. Das Bürgerforum ist ein innovatives Format mit dem Ziel, mehr Bürger in Diskussionsprozesse einzubeziehen, sie mit politischen Fragestellungen zu konfrontieren und ihr Interesse an demokratischer Teilhabe zu wecken. Durch die Kombination von Online- und Präsenzdiskussionen sowie durch innovative Einladungsverfahren werden ganz unterschiedliche Ziel- und Bevölkerungsgruppen erreicht. Über die "üblichen Verdächtigen" hinaus ist damit eine vielfältige Teilnahme aller Bürgerinnen und Bürger möglich. Das Ergebnis ist ein Bürgerprogramm mit politisch anschlussfähigen Problemanalysen und konkreten Lösungsvorschlägen.
Das Verfahren in Kürze
Bürgerbeteiligung findet meist nur auf Veranstaltungen oder stattdessen im Internet statt. Das Bürgerforum ist anders. Es kombiniert die Vorteile von Präsenzveranstaltungen und Online-Diskussionen. Als mehrwöchiges Beteiligungsformat liefert es von den Teilnehmern selbst ausformulierte, qualitativ hohe Bürgerprogramme zu einem vor Ort relevanten Thema. Die 100 bis 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gestalten ihren eigenen Diskussionsprozess: Sie argumentieren, treten für ihre Überzeugungen ein, begründen sie und stimmen ab. Das gesamte Verfahren dauert etwa sechs bis acht Wochen und wird durch professionelle Moderatoren begleitet.
Ein erprobtes Format
Das im BürgerForum angewendete Verfahren wurde von beiden Stiftungen entwickelt und bereits mehrfach erprobt. 2008 (Soziale Marktwirtschaft) und 2009 (Europa) fanden zunächst kleinere Pilotprojekte mit jeweils 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmern statt. Für das "BürgerForum 2011 - Gesellschaftlicher Zusammenhalt" wurden dann deutschlandweit 10.000 Menschen eingeladen, die drängenden politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen zu diskutieren und gemeinsam Lösungsvorschläge zu entwickeln. In 25 Städten und Landkreisen arbeiteten gleichzeitig jeweils 400 Bürgerinnen und Bürger an konkreten Ideen, wie der Zusammenhalt in unserer Gesellschaft gestärkt werden kann.
BürgerForum 2014
Aufbauend auf diesen Erfahrungen wurde das BürgerForum zu einem standardisierten Beteiligungsformat weiterentwickelt. Mit diesem optimierten Format fanden bis zum Herbst 2014 fünf BürgerForen zu regionalen Themen in den Kommunen in Karlsruhe, Marburg, Oldenburg, Wiehl und Remseck am Neckar statt. In den fünf Pilotkommunen wurden Erfahrungen gesammelt für einen breiteren Transfer des Beteiligungsformates in Kommunen.
Mit dem Start in Oldenburg wurde erstmalig eine neue Software für die Informations- und Dialogphase zur Online Beteiligung genutzt. Die im Auftrag der Bertelsmann Stiftung entwickelte Software stellt die Stiftung als Open Source Software zur Verfügung. Damit sind die Voraussetzungen für eine breite Nutzung und Durchführung der Online-Komponente des BürgerForums geschaffen. Beteiligungswillige Kommunen in ganz Deutschland können auf die Software der Online-Plattform eigenständig zugreifen und diese für ihre Anwendung konfigurieren.
Weitere Informationen zum BürgerForum allgemein sowie zu den BürgerForen in den fünf Modellkommunen erhalten Sie über die nebenstehenden Weblinks.