Zu einer öffentlichen Diskussion kamen Mitte Juli die Oberbürgermeisterin der nordfranzösischen Lille, Martine Aubry, und der Oberbürgermeister der Stadt Köln, Jürgen Roters, erstmalig im Kölner Rathaus zusammen.
Vor rund 150 Teilnehmern bezogen sie Stellung zu aktuellen Herausforderungen, mit denen sich europäische Metropolen durch die Globalisierung konfrontiert sehen.
Die Bertelsmann Stiftung gehörte neben dem Institut français Deutschland und dem Goethe-Institut Frankreich zu den Organisatoren der Debatte. Das Pilotprojekt fand im Rahmen der deutsch-französischen Debattenreihe "Welches Wachstum für Europa?" statt. Nach der ersten Veranstaltung in Bordeaux im vergangenen Jahr ist das Kooperationsprojekt weiter nach Köln gezogen.
Als europäische Millionenmetropolen verfolgen die Städtepartner Lille und Köln eine Politik, die die Entwicklung neuer Stadtmodelle anstrebt. Vor dem Hintergrund wirtschaftlicher, sozialer, ökologischer und kultureller Herausforderungen dreht sich alles um die Vision einer neuen, verbesserten europäischen Stadt: einer Stadt des 21. Jahrhunderts, die besonders das Zusammenleben und den Bürgersinn stärken will; eine Stadt, die auch auf europäischer Ebene an der nachhaltigen Stadtentwicklung von morgen mitarbeitet.
Wie stellen sich Lille und Köln diesen Herausforderungen? Welche Strategien werden in beiden Städten umgesetzt, um aktuellen Problemen rund um Wohnraum, Mobilität, Wirtschaftswachstum, Stadtplanung und Energiewandel zu begegnen? Und wie erreichen es beide Städte, durch diese Strategien konkrete Initiativen einzuleiten, welche den Alltag der Bürger verändern und neue Aktivitäten schaffen?
Zum Auftakt sprach die Ministerin für Bundesangelegenheiten, Europa und Medien des Landes Nordrhein-Westfalen, Dr. Angelica Schwall-Düren. Es moderierte Udo van Kampen, Senior Fellow to the Board, Bertelsmann Stiftung. Inhalt der Podiumsdiskussion war die Gegenüberstellung der Herangehensweisen und Visionen, die durch die Oberbürgermeister Jürgen Roters und Martine Aubry erörtert wurden.
Ziel dabei war nicht allein Erfahrungen auszutauschen, sondern auf diesen aufbauend auch zukünftige Partnerschaften und Zusammenarbeit in die Wege zu leiten. Die Abschlussfrage von Udo van Kampen "Haben Sie heute etwas voneinander gelernt?" stieß auf Begeisterung von beiden Oberbürgermeistern: „Wir können viel gemeinsam erreichen. Es ist eine Chance, die europäischen Bürger sollten sie nutzen, sich treffen und miteinander austauchen. Das ist genau Sinn und Zweck von Städtepartnerschaften", meinte Frau Aubry.
Im Rahmenprogramm der Debatte fand zudem ein "Markt der Möglichkeiten" statt. Initiativen aus Lille und Köln sowie verschiedene deutsch-französische und europäische Organisationen stellten dabei ihre Arbeit dar und nutzen die Möglichkeit sich zu vernetzen.
Novum des Pilotes ist, dass sich an jedem Veranstaltungsort ein Komitee aus verschiedenen Akteuren aus der Region und der jeweiligen Partnerstadt zusammensetzt, welches den Dialog plant, organisiert und die Ergebnisse aus der jeweiligen Debatte in die folgenden Veranstaltungen einbringt. Im Komitee des Projektes in Köln engagieren sich neben den drei Projektpartnern auch die Stadt Köln, die Stadt Lille, die Industrie- und Handelskammer Köln, die Deutsch-französische Gesellschaft e. V. sowie der Förderverein des Instituts français "Freunde des Institut français". Dies soll nicht nur eine bessere Planung, sondern vor allem auch eine Fortführung der im Rahmen des Projektes entstandenen Initiativen ermöglichen.
Für das Programm "Europas Zukunft" hat der Pilot in Köln eine Gelegenheit geboten, sowohl Synergien mit anderen Programmen der Stiftung zu bilden als auch einen Beitrag zum Aufbau eines grenzüberschreitenden Netzwerkes und Erfahrungsaustausches auf kommunaler Ebene im europäischen Kontext zu ermöglichen.