Was brauchen Kinder und Jugendliche für ein gutes Leben und Aufwachsen? Wie kann man sie mit Hilfe eines standardisierten Fragebogens in unterschiedlichen Altersgruppen zu ihren Bedarfen befragen? Diesen Fragen wird in dem Forschungsbericht „Subjektive Bedarfe von Kindern und Jugendlichen“ nachgegangen. Grundlage dafür ist eine Pilot- und Machbarkeitsstudie, in der die Wissenschaftler:innen des Instituts für soziale Arbeit (ISA e. V.) sowohl Grundschulkinder in Nordrhein-Westfalen als auch Jugendliche von 16 bis 20 Jahren befragt haben.
Die Ergebnisse zeigen, dass Kinder und Jugendliche realistisch und differenziert darüber Auskunft geben können, was sie für ein gutes Leben brauchen und welche Bedarfe für sie eine besonders große Bedeutung mit Blick auf ihr Aufwachsen sowie ihre Zukunft haben. Dabei wird auf der einen Seite deutlich, dass junge Menschen in vielen unterschiedlichen Bereichen Bedarfe auf einem hohen Niveau über die Altersgruppen hinweg artikulieren, z. B. freie Zeit, Mitbestimmung in der Schule oder auch Zuwendung und Fürsorge durch die Familie. Auf der anderen Seite finden sich auch je nach Alter unterschiedliche Bedarfe und Präferenzen.
Die Pilot- und Machbarkeitsstudie macht zudem deutlich, dass Bedarfe ungleichheitssensibel und unter einem erweiterten Ressourcenverständnis erhoben und analysiert werden sollten. Denn sowohl das Erleben von Mangel als auch einer guten Versorgung mit bestimmten Bedarfen können die Bedarfsartikulation von Kindern und Jugendlichen beeinflussen. Hier sind in der Studie innovative Wege beschritten worden, indem nicht nur tatsächlich vorhandene und objektivierte Merkmale (u. a. soziale Herkunft, elterliches kulturelles oder ökonomisches Kapital) erhoben wurden, sondern auch das subjektive Erleben und Empfinden durch die Kinder und Jugendlichen erfragt und einbezogen wurde.
Die Ergebnisse der vorliegenden Studie diskutieren wir aktuell mit Jugendlichen, die diese kommentieren, einordnen, aus ihrer Sicht wichtige Themen einbringen und kritisieren. Darauf aufbauend arbeiten wir an der Konzeption der Bedarfserhebung in den kommenden Jahren weiter und werden eine repräsentative Befragung für Deutschland aufsetzen. Denn wir brauchen eine solche regelmäßige und repräsentative Bedarfserhebung für und mit Kinder(n) und Jugendliche(n), um eine wirklich kind- und jugendgerechte Sozial-, Bildungs- und Kommunalpolitik gestalten zu können.
Alle Ergebnisse, Skalen und durchgeführten multivariaten Analysen sowie die Fragebögen der Pilot- und Machbarkeitsstudie sind in einem separaten Tabellenband, der hier heruntergeladen werden kann.