Arbeitsmarkt
Kurzarbeit schützte die Arbeitsplätze, stabilisierte die Einkommen von Beschäftigten in Deutschland und spielte eine wichtige Rolle zur Abschwächung der sich ausweitenden Ungleichheiten auf dem Arbeitsmarkt während der Krise. Dennoch führte die Coronakrise bei Beschäftigten aus der unteren Einkommensschicht trotz des weit verbreiteten Einsatzes von Kurzarbeit zu erheblichen Arbeitsplatzverlusten. In dieser Gruppe war der Anteil derjenigen, die 2019 in Arbeit und Anfang 2021 erwerbslos waren, mit 22 % drei- bis viermal so hoch wie bei Beschäftigten mit mittleren und hohen Einkommen. Zudem waren Frauen häufiger von Beschäftigungsverlusten betroffen als Männer.
Die Möglichkeiten des Arbeitens aus dem Homeoffice wurden seit Beginn der Coronakrise ebenfalls massiv ausgeweitet. Insgesamt konnten 1/3 der Beschäftigten aus dem Homeoffice arbeiten. Gleichzeitig waren die Möglichkeiten ungleich verteilt: Während mehr als die Hälfte aller Beschäftigten in der oberen Einkommensschicht (56 %) im Homeoffice arbeiten konnten, traf dies nur auf 15 % der Beschäftigten in der unteren Einkommensschicht zu. Auch gab es große Unterschiede in der Homeoffice-Quote je nach Beschäftigungsumfang – vor allem Vollzeitbeschäftigte arbeiteten häufig von zu Hause. Auch Männer konnten hier im Vergleich zu Frauen stärker profitieren.
Einkommen
Trotz der massiven Auswirkungen der Coronakrise auf den Arbeitsmarkt sind die Nominaleinkommen der Beschäftigten bis Anfang 2021 im Durchschnitt leicht gestiegen. Die Einkommensunterschiede im Kreis der Beschäftigten haben sich im selben Zeitraum verringert: Dies ergibt sich aus nominalen Einkommensgewinnen in der unteren und mittleren Einkommensschicht (je 5 %) und dem massiven Verlust in der oberen Einkommensgruppe (16 %). Mit Blick auf die verschiedenen Berufsgruppen erlitten jedoch Beschäftigte, die vor der Krise selbstständig waren, mit –23 % die größten Einkommensverluste.
Sorgen
Beschäftigte in allen Einkommensgruppen schätzen die allgemeine wirtschaftliche Situation im ersten Jahr der Pandemie stärker negativ ein als die eigene. Frauen machten sich dabei im Vergleich zu Männern in dieser Zeit häufiger und mit steigendem Trend große Sorgen: Anfang 2021 lag der Anteil unter Frauen bei 46 % und bei Männern nur bei rund 31 %.
Auch wenn Sorgen um die eigene wirtschaftliche Lage weniger verbreitet waren, zeigen sich große Unterschiede zwischen den Beschäftigtengruppen: Jede:r vierte Beschäftigte in der unteren Einkommensgruppe machte sich Anfang 2021 große Sorgen um die eigene wirtschaftliche Lage, während es in der mittleren und oberen Einkommensschicht nur 7 % bzw. 3 % waren. Außerdem machten sich besonders Personen, die bis Anfang 2021 in Kurzarbeit waren oder erwerbslos wurden, große Sorgen um ihre eigene wirtschaftliche Lage. Auch Selbstständige, Jüngere und Beschäftigte, die nicht aus dem Homeoffice arbeiten konnten, machten sich tendenziell größere Sorgen.
Obwohl sich der deutsche Arbeitsmarkt während der Coronakrise insgesamt als recht robust erwiesen hat, hob die Krise erneut einige längst bekannte Schwachstellen hervor und hat insofern gezeigt, an welchen Punkten es dem deutschen Arbeitsmarkt an Krisenfestigkeit mangelt. Gezielte Politikmaßnahmen, wie eine Einschränkung der krisenanfälligen Minijobs und eine Reform der Sozialversicherungsbeiträge von Geringverdienenden, eine bessere Absicherung (Solo-)Selbstständiger sowie der Ausbau der digitalen Infrastruktur, sind notwendig.
Diese Kurzexpertise ist gemeinsam mit der OECD und dem DIW Berlin entstanden und beruht auf Daten der Sondererhebung SOEP-CoV. Die englische Version kann hier abgerufen werden.
Here you can find the English version of the expert briefing.