Besuch vom Königspaar
Deshalb lässt Bart Somers keine Gelegenheit aus, auf die wichtige Arbeit der Vereine hinzuweisen. Und auf das Konzept des ROJM, des Regionalen Offenen Jugendzentrums Mechelen. Kaum hat das Haus seine Türen geöffnet, trudeln auch schon die ersten Kinder und Jugendlichen ein. In der Sporthalle wird sofort gekickt. „Normalerweise kann jeder jederzeit Fußball spielen“, sagt Sozialarbeiter Mohamed Belhadji, „aber samstags haben wir die ersten zwei Stunden für die Kids neu angekommener Flüchtlinge reserviert.“ Das Jugendzentrum will die Neuankömmlinge von Anfang an einbinden. Darum dreht sich hier alles: Integration. „Wir haben ungefähr tausend Jugendliche mit über hundert Nationalitäten“, erklärt Belhadji. Damit ist das ROJM das wohl diverseste Jugendzentrum der Welt. Ein Haus für alle, das ist die Idee. Statt Clubs für Marokkaner, Ägypter, Kongolesen, Russen oder Flamen gibt es in Mechelen nur das ROJM. Alle kommen hier hin, machen Sport, schauen Filme oder nehmen Musik auf. Mittlerweile verweist das Zentrum stolz auf Profifußballer, Hip-Hop-Stars und Hollywood-Schauspielerinnen, die hier begonnen haben. Vor zwei Jahren, als das Jugendzentrum seine neuen Räume bezogen hatte, kam sogar das belgische Königspaar zusammen mit dem damaligen deutschen Bundespräsidenten Joachim Gauck und würdigte die Arbeit.
Auch Bart Somers ist regelmäßig in dem Jugendzentrum zu Gast, so wie er überhaupt den ständigen Kontakt zu allen Stakeholdern seiner Stadt sucht. Eines seiner größten Geheimnisse ist der regelmäßige Austausch mit allen sowie die Fähigkeit, diese Menschen wiederum mit anderen zusammenzubringen. „Wir treffen uns in festgelegten Abständen mit gesellschaftlichen Gruppen und besprechen Dinge“, berichtet auch Polizeichef Yves Bogaerts, der einen der schwierigsten Jobs in der Stadt hat. Die belgische Polizei gilt bis heute als wenig freundlich zu Migranten. Wer Jugendliche in Mechelen fragt, was sich in der Stadt noch verbessern müsste, hört dies zuerst. Bogaerts will das ändern. „Die Polizei selbst diverser zu machen, ist meine größte Herausforderung“, sagt er. Doch welche Polizisten eingestellt werden, kann er lokal nicht beeinflussen. Deshalb hat er mit Bart Somers eine andere Idee entwickelt. Die Stadt hilft jetzt jungen Migranten dabei, die recht hohen Einstiegshürden bei der belgischen Polizei zu erfüllen. Irgendwann, so die Hoffnung, würde auch die Polizei in der Stadt davon profitieren. Jeder muss mit jedem reden, das ist das Ziel in Mechelen. Stellvertretend dafür steht die Initiative „Samen Inburgeren“ (Gemeinsam integrieren). Seit 2012 bringt sie Bürger mit Neuankömmlingen zusammen. „Am Anfang ist das immer ganz paternalistisch“, berichtet Bart Somers. Ein Einheimischer zeige „seinem“ Paten die Stadt. Doch wenn beide sich wirklich kennenlernen, so Somers, passiere etwas ganz anderes.