Mit dem Konzept der Datensouveränität sollen Bürger mehr Macht über ihre Daten bekommen. Ansätze, die allein auf individuelle Kontrolle bauen, reichen jedoch nicht aus, denn unsere Daten werden massenhaft gesammelt und verarbeitet. Um den Einzelnen durch komplexe und intransparente Big-Data-Anwendungen nicht zu überfordern, braucht es ergänzende Ansätze unternehmerischer und staatlicher Verantwortung.
Seitdem riesige Datenmengen gesammelt, verknüpft und ausgewertet werden, wird es für Internetnutzer zunehmend schwieriger, die Kontrolle über ihre Daten zu behalten. Prozesse der Datenverarbeitung sind komplex, Datenschutzerklärungen oft wenig verständlich. Zudem sind viele datenbasierten Geschäftsmodelle darauf ausgerichtet, Daten auch jenseits spezifischer Zweckbindungen auszuwerten. Bisherige Datenschutzsysteme sind diesen Herausforderungen nicht gewachsen.
Gefühl der Machlosigkeit bei Internetnutzern
Internetnutzer auf beiden Seiten des Atlantiks haben zunehmend den Eindruck, dass sie die Kontrolle über ihre Daten verloren haben. Sie sind resigniert angesichts der Sammlung und Verwendung ihrer Daten und stehen Big-Data-Technologien misstrauisch gegenüber. Dies zeigt sich auf unterschiedliche Weise in ihrem Verhalten und ihren Einstellungen: 72 Prozent der amerikanischen Internetnutzer geben ihre Daten deshalb zum Beispiel nur widerwillig an Unternehmen weiter. In Europa würden 69 Prozent der Befragten gerne ihre explizite Einwilligung geben, wenn es um das Sammeln ihrer Daten geht. In Deutschland vermeiden es mittlerweile 56 Prozent der Befragten, persönliche Informationen in E-Mails zu preiszugeben.
Datensouveränität braucht Nutzer-Empowerment sowie unternehmerische und kollektive Verantwortlichkeit
Wie können Internetnutzer auch in Zeiten von Big Data Herr über ihre persönlichen Daten bleiben? Ein Antwort auf diese Frage hat das "Center for Democracy and Technology" in unserem Auftrag erarbeitet. Es entwickelte drei Ansätze, die einander ergänzen und in deren Zentrum das Ziel individueller Datensouveränität steht. Demnach sollte der Einzelne zunächst berechtigt und mit entsprechenden Bildungsangeboten befähigt werden, selbstbestimmt mit seinen Daten umgehen und entscheiden zu können, wer sie wie und wozu verwenden darf. Um niemanden mit dieser Verantwortung zu überfordern, sollte diese auch in Form freiwilliger Selbstregulierung auf Unternehmen verteilt werden. Für mehr Transparenz und Nachvollziehbarkeit können zudem staatlich beauftragte Risiko-abschätzungen unabhängiger Dritter sorgen, die die Interessen aller Beteiligter im Blick haben und abwägen. Diese Kombination individueller und kollektiver Ansätze bietet einen vielversprechenden Ansatz für einen datenschutzrechtlichen Rahmen, der sowohl den Anforderungen von Big Data als auch den Schutzinteressen des Einzelnen gerecht werden kann.
Die Analyse des "Center for Democracy and Technology" bildet den Auftakt zu einer Untersuchung zum Thema "Teilhabe in Zeiten von Algorithmen und Big Data", in der wir uns näher damit beschäftigen, wie sich die Digitalisierung auf gesellschaftliche Teilhabe auswirkt.