In einer alternden Gesellschaft wie der unseren, in der die Zahl der Älteren und Hochbetagten deutlich steigt und immer mehr Menschen so lange wie möglich selbstbestimmt im eigenen Zuhause leben wollen, bietet die digitale Transformation viele Chancen: vom Skypen mit der Familie bis zum Online-Shopping, vom Smart Home über telemedizinische Angebote bis zum Online-Banking. Souverän mit den ganz unterschiedlichen digitalen Services und Anwendungen umgehen zu können, ist dafür eine notwendige Kompetenz. Doch gerade die älteren Generationen fühlen sich oft nicht ausreichend informiert und sind unsicher im Umgang mit digitalen Anwendungen und den entsprechenden Geräten – wie die Ergebnisse unserer repräsentativen Befragung gezeigt haben.

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Assistenzinfrastrukturen für digitale Souveränität
Souverän mit neuen, digitalen Anwendungen und Services umgehen zu können, kann gerade für die älteren Generationen mehr Lebensqualität bedeuten. Doch um digital fit zu sein, ist oft vielfältige Assistenz notwendig. Diese für ihre Bürgerinnen und Bürger zu organisieren ist kommunale Aufgabe im Sinne einer digitalen Daseinsvorsorge.
Inhalt
Digitale Souveränität statt digitaler Spaltung
Bereits heute besteht die Gefahr, dass Bevölkerungsgruppen digital abgehängt werden und damit neue Möglichkeiten für mehr gesellschaftliche Teilhabe und ein aktives, selbstbestimmtes Leben verlieren. Das gilt im Besonderen für die Älteren, die nicht auf die Unterstützung von Kindern oder Enkeln in der Nähe und im Alltagsleben bauen können. Was also ist zu tun, um dem im Vorfeld entgegenzuwirken? Wie können wir alle – und vor allem die Senior*innen – digital souverän werden und angesichts der sich rasant weiterentwickelnden digitalen Technik auch bleiben? In unserer Studie „Digital souverän? Kompetenzen für ein selbstbestimmtes Leben im Alter“ gehen wir Fragen wie diesen nach, haben Interviews mit verschiedenen Expert*innen geführt und sind im Rahmen einer Zukunftswerkstatt mit älteren Menschen ins Gespräch gekommen.
„Digitale Souveränität setzt den verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Technologien voraus: sich Kompetenzen anzueignen und Risiken einschätzen zu können.
Dazu sind Unterstützungsangebote erforderlich, die Menschen qualifizieren, ihnen bei Problemen Hilfestellung bieten und zugleich das Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten stärken.“
Jutta Croll, Vorstandsvorsitzende der Stiftung Digitale Chancen
Digitaler Dreiklang
Deutlich wird, dass Daseinsvorsorge um die Facette „Digitales“ erweitert werden muss. Das bedeutet nicht nur flächendeckend verfügbare und leistungsfähige Breitbandnetze insbesondere auch in Altenheimen und Senioreneinrichtungen. Digital souveräne Nutzer*innen benötigen zudem sogenannte Assistenzinfrastrukturen, die heute und zukünftig niedrigschwellige Unterstützung anbieten: beispielsweise wenn das Smartphone ein Update erfordert oder ein Virus das E-Mail-Programm lahmlegt. Eine solche Assistenz kann vor allem den digital abseitsstehenden Menschen helfen, die Chancen dieser Technologien zu nutzen. Das zu organisieren ist eine wichtige Aufgabe für Kommunen – gemeinsam mit den Akteuren vor Ort, wie sozialen Trägern, Volkshochschulen und Bibliotheken sowie einer engagierten Zivilgesellschaft. Wie dies konkret aussehen kann, welche Akteure, Orte, Handlungsnormen und Finanzierungsmodelle benötigt werden, beschreibt Willi Kaczorowski in "Digital Kompakt: Assistenzinfrastrukturen".
Digitale Souveränität als Dreiklang – Zugang zu digitaler Infrastruktur, dauerhafte Aneignung und Nutzung digitaler Kompetenzen und Bereitstellung von Assistenzinfrastrukturen – gilt es weiterzuentwickeln und als digitale Daseinsvorsorge vor Ort zu realisieren.