Ein Jugendlicher sitzt auf der Erde, legt seinen Kopf auf die Knie und versteckt sein Gesicht dadurch.

Jugendliche ohne Hauptschulabschluss in Deutschland

Der Schulabschluss ist für junge Menschen ein wichtiger Meilenstein im Leben und gilt als Eintrittskarte in das Berufsleben. Allerdings verlassen in Deutschland jährlich zehntausende Jugendliche die Schule, ohne mindestens einen Hauptschulabschluss erworben zu haben. Die Studie „Jugendliche ohne Hauptschulabschluss. Demographische Verknappung und qualifikatorische Vergeudung“ von Bildungsforscher Prof. Dr. Klaus Klemm zeigt, dass sich der bundesweite Anteil der Jugendlichen ohne Hauptschulabschluss in den vergangenen Jahren nicht wesentlich verringert hat. Das hat Folgen, denn für Jugendliche ohne Abschluss bleibt die berufliche Perspektive häufig ungewiss.  

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Dr. Chantal Lepper
Project Manager
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Dr. Nicole Hollenbach-Biele
Senior Expert Schulforschung und Schulentwicklung

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Alleine im Jahr 2021 verfehlten in Deutschland etwa 47.500 Schüler:innen den Hauptschulabschluss (entspricht 6,2 % der Altersgruppe). In dieser Gruppe sind Jungen häufiger vertreten als Mädchen. Zudem sind Jugendliche mit ausländischer Staatsangehörigkeit in höherem Anteil repräsentiert als Jugendliche mit deutscher Staatsangehörigkeit. Deutliche Unterschiede zeigen sich auch zwischen den einzelnen Bundesländern, insbesondere im Zehn-Jahres-Vergleich, und zwischen Regionen.  

Ohne Abschluss kein Anschluss

Jugendliche, die ihre Pflichtschulzeit ohne Abschluss beenden, sind hochgradig gefährdet, in prekären Beschäftigungsverhältnissen zu landen. So bleiben laut jüngstem Berufsbildungsbericht zwei Drittel aller jungen Erwachsenen zwischen 20 und 34 Jahren, die keinen Schulabschluss erreicht haben, auch ohne Berufsausbildung. Und dies setzt sich fort: Die Arbeitslosenquote ist bei Ungelernten fast sechsmal so hoch wie bei Personen mit Berufsausbildung.  

Maßnahmen auf allen Ebenen nötig

Um Jugendlichen künftig bessere Perspektiven für ihre Zukunft zu geben, brauchen wir ein Bündel von Maßnahmen auf unterschiedlichen Ebenen: In Schulen müssen Lernrückstände frühzeitig diagnostiziert werden, um Schüler:innen in ihrem Lernprozess individuell zu begleiten. Außerdem wäre es sinnvoll, erlernte Kompetenzen über das klassische Abschlusszeugnis hinaus zu dokumentieren. 

Alle Schüler:innen, auch Jugendliche ohne Abschluss, erwerben im Laufe ihrer Schulzeit eine Vielzahl von fachlichen und überfachlichen Kompetenzen, die überhaupt nicht sichtbar werden. Dabei wären genau diese Informationen wichtig, um auch ohne formalen Schulabschluss die Chancen auf eine Ausbildung zu verbessern.

Nicole Hollenbach-Biele, Senior Expert Schulforschung und Schulentwicklung

Die Bundesländer sollten die sogenannte Schülerdatennorm mit Hochdruck umsetzen, damit die Berufsberatung leichter mit den Jugendlichen ohne berufliche Anschlussperspektive in Kontakt treten und Unterstützung für den Übergang in berufsbildende Maßnahmen anbieten kann. Außerdem muss die von der Bundesregierung angekündigte Ausbildungsgarantie so ausgestaltet werden, dass auch Jugendliche ohne Hauptschulabschluss Ausbildungschancen erhalten. 

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