Das Papier ist unter Beteiligung relevanter Stakeholder entstanden und wird von verschiedenen Projekten, Organisationen und Personen aus Wissenschaft, Bildungspraxis und Zivilgesellschaft mitgetragen. Es thematisiert die Hürden, denen Lehrkräfte mit ausländischen Abschlüssen auf dem Weg in den Schuldienst begegnen, bringt wissenschaftliche Erkenntnisse zur Wirksamkeit von Unterstützungsprogrammen ein und formuliert Empfehlungen an die Politik.
Formale Hürden stehen einer Beschäftigung zugewanderter Lehrkräfte oftmals entgegen. Das Papier empfiehlt daher, Anerkennungsverfahren für Lehrerinnen und Lehrer mit ausländischen Abschlüssen zu beschleunigen und effizienter zu gestalten, um den Berufseinstieg zu erleichtern. Gleichzeitig sollte die Berufserfahrung dieser Lehrkräfte bei der Anerkennung ihrer Qualifikationen stärker berücksichtigt werden. Eine große Hürde für zugewanderte Lehrkräfte stellt auch das Erfordernis dar, für das Unterrichten von zwei Fächern qualifiziert zu sein, um deutschen Lehrkräften gleichgestellt zu werden. Das Impulspapier macht Vorschläge, wie damit umgegangen werden kann – etwa durch die Möglichkeit, ein zweites Fach berufsbegleitend zu studieren.
Die zweite Empfehlung betrifft frühzeitig ansetzende Unterstützungsprogramme. Sie können unter anderem dazu beitragen, dass zugewanderte Lehrkräfte ihre Deutschkenntnisse schnell verbessern und sich auf den Einsatz an Schulen in Deutschland besser vorbereitet fühlen – das hat die Begleitforschung der Universität Potsdam zu dem von der Bertelsmann Stiftung mitinitiierten Projekt "Lehrkräfte Plus" in Nordrhein-Westfalen gezeigt. Die Unterstützung sollte auch während des Wiedereinstiegs in den Beruf bestehen bleiben. Bundesländer, in denen es noch keine entsprechenden Programme gibt, sollten deren Einrichtung prüfen und die dafür notwendigen finanziellen und personellen Ressourcen bereitstellen. Dabei können sie von den Erfahrungen anderer Länder profitieren.
In der deutschen Einwanderungsgesellschaft könnten Lehrkräfte mit ausländischen Abschlüssen dazu beitragen, dass Kollegien diverser werden – denn bislang sind sie es kaum: Nur 13 Prozent aller Lehrkräfte haben einen Migrationshintergrund, während dies auf 39 Prozent der Schüler:innen zutrifft. Das Papier empfiehlt den Kultusminister:innen daher, eine Strategie für eine chancenorientierte Schule in der Einwanderungsgesellschaft zu entwickeln. Neben einer größeren Vielfalt der Kollegien könnten Aspekte wie die Nutzung von Mehrsprachigkeit zur Bereicherung des Unterrichts sowie eine höhere Diversitätssensibilität Bestandteile einer solchen Strategie sein. Um deren Verbindlichkeit zu gewährleisten, sollte sie mit konkreten Zielen und Maßnahmen unterfüttert werden.