Obwohl auch in den USA mittlerweile ein Bedeutungsverlust von Religion zu beobachten ist, prägt sie nach wie vor den Alltag großer Teile der Bevölkerung. So liegt der Anteil der hochreligiösen Christen insgesamt bei 31 Prozent, 46 Prozent gehen regelmäßig in die Kirche und 80 Prozent beten regelmäßig. Diese hohe Religiosität zieht sich durch alle Regionen, Konfessionen und auch politischen Lager.
Innerhalb der Hochreligiösen ist jedoch eine Polarisierung zu beobachten mit Blick auf den gesellschaftlichen Bedeutungsverlust von Religion: rund 60 Prozent der hochreligiösen Christen nimmt den Atheismus als Bedrohung wahr – etwa doppelt so viele wie in der US-Bevölkerung insgesamt. Darin wird eine Weltsicht erkennbar, die Atheismus als Angriff auf traditionelle christliche Werte und religiöse Lebensweisen wahrnimmt. Dies zeigt sich beispielsweise darin, dass sie überdurchschnittlich häufig auch die Ehe für homosexuelle Paare ablehnen (60 Prozent) und die US-amerikanische Gesellschaft von einem generellen „Werteverfall“ bedroht sehen (80 Prozent).
Menschen mit einer solchen defensiven religiösen Haltung gehören überdurchschnittlich häufig zu Unterstützer:innen der Republikanischen Partei und zeichnen sich zudem durch eine höhere Anfälligkeit für Verschwörungserzählungen aus. Die Daten des Religionsmonitors belegen aber auch: Religiosität ohne ein defensives Religionsverständnis kann dagegen eine dämpfende Wirkung auf diese Anfälligkeit haben– insbesondere wenn Menschen in das Leben von Kirchengemeinden eingebunden sind.