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Zur Rolle der Religiosität in der US-amerikanischen Politik

Eine neue Untersuchung der Bertelsmann Stiftung auf Basis der Daten des Religionsmonitors 2023 beleuchtet die Rolle von Religion für die politische Polarisierung der USA. Die Ergebnisse zeigen, dass eine spezifische Form der „defensiven Religiosität“, die sich in einem Bedrohungsempfinden mit Blick  auf gesellschaftliche Entwicklungen wie Säkularisierung und Liberalisierung ausdrückt,  eine wichtige Rolle für die Unterstützung konservativer politischer Bewegungen und populistischer Führungspersönlichkeiten spielt.

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Dr. Yasemin El-Menouar
Senior Expert – Religion, Werte und Gesellschaft
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Ulrich Kober
Director

Inhalt

Obwohl auch in den USA mittlerweile ein Bedeutungsverlust von Religion zu beobachten ist, prägt sie nach wie vor den Alltag großer Teile der Bevölkerung. So liegt der Anteil der hochreligiösen Christen insgesamt bei 31 Prozent, 46 Prozent gehen regelmäßig in die Kirche und 80 Prozent beten regelmäßig. Diese hohe Religiosität zieht sich durch alle Regionen, Konfessionen und auch politischen Lager.

Innerhalb der Hochreligiösen ist jedoch eine Polarisierung zu beobachten mit Blick auf den gesellschaftlichen Bedeutungsverlust von Religion: rund 60 Prozent der hochreligiösen Christen nimmt den Atheismus als Bedrohung wahr – etwa doppelt so viele wie in der US-Bevölkerung insgesamt. Darin wird eine Weltsicht erkennbar, die Atheismus als Angriff auf traditionelle christliche Werte und religiöse Lebensweisen wahrnimmt. Dies zeigt sich beispielsweise darin, dass sie überdurchschnittlich häufig auch die Ehe für homosexuelle Paare ablehnen (60 Prozent) und die US-amerikanische Gesellschaft von einem generellen „Werteverfall“ bedroht sehen (80 Prozent).

Menschen mit einer solchen defensiven religiösen Haltung gehören überdurchschnittlich häufig zu Unterstützer:innen der Republikanischen Partei und zeichnen sich zudem durch eine höhere Anfälligkeit für Verschwörungserzählungen aus. Die Daten des Religionsmonitors belegen aber auch: Religiosität ohne ein defensives Religionsverständnis kann dagegen eine dämpfende Wirkung auf diese Anfälligkeit haben– insbesondere wenn Menschen in das Leben von Kirchengemeinden eingebunden sind.

Polarisierung entgegenwirken

„Unsere Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung einer differenzierten Betrachtung von Religion, wenn es um Fragen des Zusammenhalts geht. Die Ergebnisse für die USA zeigen, wie wichtig es ist, dass Religionsgemeinschaften im Dialog bleiben mit der Gesamtgesellschaft. Wenn sie auf den zunehmenden Mitgliederverlust nicht defensiv, sondern mit Öffnung reagieren, können sie eine wichtige Ressource sein für den gesellschaftlichen Zusammenhalt,“ betont Dr. Yasemin El-Menouar, Senior Expert der Bertelsmann Stiftung.