Verantwortungsvolles Unternehmertum – Was ist damit gemeint?
Birgit Riess: In den letzten Jahren hat sich ein breit geteiltes Verständnis herausgebildet, was heute von unternehmerischer Verantwortung jenseits der bestehenden gesetzlichen Verpflichtungen erwartet wird. Internationale Vereinbarungen wie die ILO Kernarbeitsnormen, die OECD Leitlinien für multinationale Unternehmen oder die Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrecht setzen den Rahmen hierfür. Darauf aufbauende Management- und Reportingstandards wie die ISO 26.000 oder die Global Reporting Initiative oder der Deutsche Nachhaltigkeitskodex unterstützen dabei, verantwortungsvolles Unternehmenshandeln zu evaluieren bzw. anzuleiten. Darüber hinaus entwickelt eine Vielzahl von Brancheninitiativen spezifische Standards bezogen auf die jeweiligen aktuellen Herausforderungen. Unternehmensverantwortung ist nichts Statisches – die Anforderungen an eine verantwortliche Unternehmensführung entwickeln sich dynamisch, d.h. sie wachsen kontinuierlich analog zur gesellschaftlichen Debatte um unternehmerische Verantwortung. Unternehmerische Verantwortung kann dann ihr Potenzial für Gesellschaft und Unternehmen voll entfalten, wenn sie als freiwillige unternehmerische Leistung gelebt wird. Damit ist sie aber keineswegs der Beliebigkeit anheimgestellt. Der dafür notwendige Dialog mit den gesellschaftlichen Anspruchsgruppen, kritischen Verbrauchern und einer breiten öffentlichen Aufmerksamkeit sorgen nach dem Prinzip von checks and balances dafür, dass Unternehmen in die Gesellschaft eingebettet bleiben.