Eine Gesellschaft, die sich den Werten Freiheit, Solidarität und Menschlichkeit verpflichtet, ist auf Sozialkapital angewiesen. Die innere Bindungskraft dieser Werte ist Voraussetzung für die Zukunftsfähigkeit eines demokratischen Gemeinwesens. Sozialkapital entsteht durch die Bereitschaft der Bürger, in sozialen Netzwerken miteinander zu kooperieren und sich gegenseitig zu unterstützen. Sie benötigen eine Basis des Vertrauens, auf der sie gesellschaftliches Engagement und eine gemeinsame Identität aufbauen können.
In der Kindheit und Jugend werden die Handlungsmuster entwickelt, die die Grundlage für ein demokratisches Miteinander bilden. Der Bürger muss in frühen Jahren die Vorteile eines engagierten Miteinanders erfahren. Junge Menschen, die sich in frühen Jahren engagieren, setzen sich als Erwachsene eher für gemeinnützige Zwecke mit Zeit, Ideen oder finanziellen Mitteln ein. Allerdings schätzen der Staat und die Bürgergesellschaft Kinder und Jugendliche bislang zu wenig als Ressource, die es zu entwickeln gilt, sondern sehen in ihnen vielmehr ein Problem, das gemanagt werden muss. In Deutschland ist ein positives Bild von jungen Menschen nicht vorherrschend.
Es kommt hinzu, dass als Reaktion auf den PISA-Schock häufig nur noch das zu testende Wissen (Deutsch, Mathematik, Naturwissenschaften, Fremdsprachen) gefragt ist. Lernen, auch für Tests, wird in Zukunft jedoch neu gedacht werden müssen, denn die Neurowissenschaften und Erkenntnisse aus der Kinder- und Jugendarbeit zeigen, dass Lernprozesse durch das Anwenden und Erfahren von Wissen beschleunigt werden. Entwicklungspsychologische Analysen belegen, dass drei Faktoren zentral das positive Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen beeinflussen:
- Förderung einer positiven Eltern-Kind Beziehung
- Entwicklung von „allgemeinen Lebensfertigkeiten“
- Förderung von Jugendpartizipation und –engagement
Das Lernen „allgemeiner Lebensfertigkeiten“ und das Erfahren von Partizipation und Engagement finden in Deutschland nur eingeschränkt in der Schule statt. Informelles Lernen ist jedoch von zentraler Bedeutung und umfasst nach Schätzung der von der UNESCO eingesetzten Faure-Kommission etwa 70 % allen menschlichen Lernens.
Engagement für die Gesellschaft ist zusätzlich ein Garant für eine neue Lernkultur. Kinder und Jugendliche erwerben durch Engagement übergreifende Schlüsselkompetenzen: Kommunikationskompetenz, Fähigkeit zur Teamarbeit und Verantwortungsbewusstsein, Selbstbewusstsein, Selbständigkeit und Offenheit für neue Kulturen. Diese umfassende Form des Lernens und der Bildung muss verstärkt in den Institutionen Kindertagesstätten und Schule gefördert werden, denn sie sind die einzigen Orte, an denen alle Mitglieder der nachwachsenden Generation erfahren können, wie wir in der Gesellschaft zusammen leben wollen.