Podiumsteilnehmer während der Diskussion

Wachstumsmotor Migranten?

Migrantenunternehmen in Deutschland – viele denken dabei an Döner-Buden oder den Asia-Imbiss an der Ecke. Doch dass Migranten über die Gastronomie hinaus einen wesentlichen Teil unserer Wirtschaftskraft ausmachen ist weniger bekannt. Wie Staat und Gesellschaft die Migrantenökonomie unterstützen und was wir von anderen Ländern lernen können, darüber diskutierten wir auf der Berliner Stiftungswoche mit Gründern und Politikern. 

Inhalt

Der Beitrag, den Migranten für die einheimische Wirtschaft leisten, geht deutlich über kleine Familienbetriebe hinaus. Allein 2014, so eine Untersuchung aus dem Programm "Nachhaltig Wirtschaften", waren in Deutschland mehr als zwei Millionen Menschen dank der unternehmerischen Tätigkeiten von Migranten beschäftigt. Doch immer noch ist dieses Feld vergleichsweise wenig erforscht. Darüber hinaus sind Hürden, von der Betriebserlaubnis bis zu Krediten, für Migranten häufiger an der Tagesordnung als für einheimische Gründer.

Aus diesem Grund hat das Projekt “Produktivität für inklusives Wachstum“ der Bertelsmann Stiftung gemeinsam mit dem Netzwerk "Startup Migrants" zu einem Themenabend eingeladen. Mit der Veranstaltung war die Bertelsmann Stiftung auch erstmals auf der Berliner Stiftungswoche präsent, wo Stiftungen jährlich ihre Arbeit in zahlreichen Veranstaltungen präsentieren.

Zur Veranstaltung hatten wir nicht nur Politiker und Forscher geladen, sondern auch Unternehmer aus mehr als zehn Ländern, die ihre Geschichten von der Unternehmensgründung in einem fremden Land berichten konnten. Egal ob die Gründer aus Somalia, der Türkei oder den USA stammten, eines hatten viele gemein: Oft war ihre Unternehmensgründung Folge wirtschaftlicher Zwänge und mangelnder Erfolgschancen auf dem Jobmarkt. So war die etwas betrübliche Nachricht des Abends, das viele Migranten tatsächlich aus prekären Situationen heraus gründen müssen, weil sie sonst keinen Job gefunden hätten, der annähernd ihren Qualifikationen entsprochen hätte. Die gute Nachricht hingegen war, dass viele der Migranten so über Umwege zu erfolgreichen Gründern und Arbeitgebern geworden sind.

Einig waren sich die Teilnehmer der Diskussion, dass Staat und Verwaltung bei der Förderung von Migrantenunternehmen eine wichtige Rolle spielen. Mangelnde Anerkennung formaler Qualifikationen, fehlendes Wagniskapital oder schlicht ausbleibender Optimismus und Fantasie in Bezug auf die neuangekommenen Arbeitssuchenden standen häufig auf der Mängelliste der Diskutanten. Die beiden Vertreter der Politik, die nordrhein-westfälische Staatssekretärin Serap Güler und das Bundestagsmitglied Thomas Kemmerich, stimmten dieser Analyse grundsätzlich zu. Umso wichtiger seien Netzwerke durch Startups oder Stiftungen, wo sich Gründer, Kunden und Politikentscheider gemeinsam vernetzen, um eine inklusive Gründungskultur zu fördern.

Auf dem Foto: v.l.:  Staatssekretärin Serap Güler, Wissenschaftlerin Teita Bijedic, Bundestagsmitglied Thomas Kemmerich, Unternehmerinnen Paula Stec-Bagayoko und Hiba Albassir, Moderator Armando García Schmidt