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Geldpolitik in der Zeitenwende: Wie umgehen mit der Klimakrise?

Die Auswirkungen der globalen Erhitzung und der Naturzerstörung bedrohen sowohl die makroökonomische Stabilität, d.h. stabiles Wachstum und stabile Preise, als auch die Finanzstabilität. Das stellt auch Zentralbanken wie die EZB sowie die nationalen Notenbanken im ESZB vor neue Herausforderungen. Zum einen müssen die Zentralbanken auf temporäre oder persistente Veränderungen des allgemeinen Preisniveaus durch Climateflation, Fossilflation, Greenflation und RE-disinflation reagieren. Zum anderen stellen die physischen und auch die Transitionsrisiken eine Gefahr für die finanzielle Stabilität dar. Dieses Focuspaper diskutiert, was Zentralbanken angesichts des Klimawandels tun können und was sie mit Blick auf Ihre Mandate und gesetzliche Verpflichtung tun sollten. Im Fokus stehen die Herausforderungen im deutschen und europäischen Kontext.

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Daniel Posch
Project Manager

Inhalt

Klimarisiken für makroökonomische und finanzielle Stabilität kennen und verstehen

Es baut auf einer Analyse der Auswirkungen von Klimarisiken (physische & transitorische Risiken) auf zentrale makroökonomische Variablen und die Finanzstabilität auf. Beispielsweise wird gezeigt, weshalb häufiger auftretende Extremwetterereignisse mit einer höheren Inflationsvolatilität einhergehen, sowie einen Anstieg von Zahlungsausfällen in Real- und Finanzwirtschaft zum Ergebnis haben könnten. Aber auch Maßnahmen zur Dekarbonisierung bergen kurzfristig Gefahren für die Preis- und Finanzstabilität. Wird ein politisch induzierter Nachfragerückgang nach fossiler Energie von Industrie oder Anleger:innen nicht antizipiert, ist von einem deutlich höheren Anteil gestrandeter Vermögenswerte auszugehen. Das könnte folgenschwere Auswirkungen auf die Bilanzen zahlreicher Unternehmen, Banken und das Staatsbudget haben.

Der Werkzeugkasten zur Adressierung unterschiedlicher Klimarisiken ist groß

Aber auch mögliche Maßnahmen, die Zentralbanken zur Bewältigung ebendieser Herausforderungen ergreifen können, werden im Anschluss daran erörtert. Mit Blick auf die Eurozone gibt es viele Hebel, die die EZB in voller Übereinstimmung mit ihren Mandaten nutzen kann, um die Risiken und Effekte des Klimawandels zu adressieren. Das reicht von geldpolitischen Instrumenten (z.B. differenzierte Zinsen), über makroprudenzielle Maßnahmen (systemweite Stresstests), bis hin zum Aufbau einer kritischen nachhaltigen Finanzarchitektur (Standards, Daten, Taxonomien). Welche Schritte hat die EZB bereits in welchen Bereichen gesetzt? Welche Instrumente und Maßnahmen werden in absehbarer Zeit angepasst? Wo sind die Konfliktlinien?

Potenzielle Zielkonflikte und Spannungsfelder

Die Transformation hin zur klimaneutralen Produktionsweise impliziert Konflikte. Auch für Zentralbanken. Im Zuge der Anpassung ihres Instrumentariums können bei Zentralbanken Zielkonflikte entstehen, die, im schlimmsten Fall, auch deren Unabhängigkeit unterminieren.

Dass Notenbanken als - Teil ihres Kernmandats - Klima- und Umweltfaktoren bei der Gestaltung der Geldpolitik und der Finanzaufsicht berücksichtigen sollten, gilt als weitgehend akzeptiert.  Ohne dabei zwangsläufig eine „Nachhaltigkeitsagenda“ zu verfolgen. Auch darüber, dass Zentralbanken und Finanzaufsichtsbehörden die Ausweitung nachhaltiger Finanzen unterstützen sollten, besteht hierzulande Einvernehmen.  Kontrovers diskutiert wird hingegen noch, wie weit dieses Engagement gehen soll. Können Zentralbanken angesichts des Klimawandels „neutral“ sein? Sollte die EZB durch Zinsdifferenzierung dazu beitragen, dass ökologisch nachhaltige private Investitionen begünstigt werden? Stimmen die Zentralbank-Aktivitäten überhaupt in Einklang mit dem gesetzlich verankerten Ziel der Klimaneutralität überein?

Was tun?

Die EZB sowie die nationalen Notenbanken im ESZB unterstehen, der geltenden EU-Gesetzgebung. Ergo sind sie verpflichtet, die erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen, um das Ziel der Klimaneutralität auf EU- bzw. nationaler Ebene zu erreichen. Zudem umfasst das sogenannte Sekundärmandat von EZB und ESZB unter anderem sowie unbeschadet des Ziels der Preisstabilität die Unterstützung der Umweltziele der EU.

Dem Ziel der Preisstabilität ist in erster Linie der Eintritt physischer oder transitorischer Klimarisiken abträglich. Sie können Zentralbanken ihrer Fähigkeit berauben, das eigene Primärmandat zu erfüllen. Deshalb bedarf es einer Anpassung des geld- wie auch makroprudenziellen Instrumentariums. Was sollte eine solche Anpassung beinhalten? Was ist zu tun, damit stabile Preise und ökologische Nachhaltigkeit miteinander vereinbar sind?

Antworten auf diese Fragen nähert sich das Focuspaper #9 "Geldpolitik in der Zeitenwende: Wie umgehen mit der Klimakrise?"

 

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