Einsamkeit ist ein unangenehmes Gefühl, das man empfindet, wenn die vorhandenen sozialen Beziehungen nicht dem entsprechen, was man sich wünscht oder braucht.
Einsamkeit – ein anhaltender Trend
Unsere neue Studie stellt auf Basis einer eupinions-Befragung fest, dass jüngere Erwachsene in Deutschland und in der EU einsamer sind als ältere. Junge Erwachsene sind in der deutschen Stichprobe zu 51% zumindest moderat einsam (zu 12% stark einsam), ältere Erwachsene zwischen 36 und 69 Jahren zu 37% (davon 12% stark). Junge Erwachsene in der EU-weiten Stichprobe sind mit 57% zumindest moderater Einsamkeit (davon 17% stark) im Durchschnitt noch einsamer als Erwachsene dieser Altersgruppe in der deutschen Stichprobe. EU-weit sind 47% älterer Erwachsener der Stichprobe zumindest moderat einsam (17% stark).
Damit zeigt die Auswertung, dass der seit der Covid-19-Pandemie bestehende Trend hoher Einsamkeit junger Menschen in Deutschland anhält und zudem auch in der gesamten EU Bestand hat.
»Einsamkeit kann das Zugehörigkeitsgefühl zur Gesellschaft vermindern und so auch zu einem gesellschaftlichen und politischen Problem werden. Gerade deshalb sollten wir Einsamkeit als Gesellschaft gemeinsam angehen und Betroffene nicht stigmatisieren.« Leander Berner, Bertelsmann Stiftung
Einsamkeit – eine Frage des Landes?
Obwohl Einsamkeit unter jungen Menschen überall in der EU ein Thema ist, gibt es teils merkbare Unterschiede zwischen den Mitgliedsstaaten. So sind junge Menschen in Frankreich der Stichprobe zufolge besonders einsam: 40% junger Französinnen und Franzosen sind moderat einsam, 23% sogar stark. Damit sind fast zwei Drittel der jungen Menschen in Frankreich von Einsamkeit betroffen. Das sind die höchsten Werte unter den sieben EU-Ländern, die aufgrund der Stichprobengröße sinnvolle Vergleiche erlauben. Während die moderate Einsamkeit in Deutschland am niedrigsten ist, sind die jungen Niederländer:innen am wenigsten von starker Einsamkeit betroffen.
Einsamkeit – eine Frage der Bildung?
Sowohl in der deutschen Stichprobe als auch unter den Befragten im EU-Durchschnitt ist Einsamkeit bei Menschen mit niedrigem Bildungsstand besonders stark ausgeprägt. In der wissenschaftlichen Diskussion finden sich dafür verschiedene Gründe: Einerseits wird angenommen, dass Menschen mit höherem Bildungsstand zumeist mehr Möglichkeiten finden, um Stress zu bewältigen und in der Lage sind, mehr soziale Beziehungen aufrechtzuerhalten und diese auch besser zu pflegen. Andererseits verfügen höher Gebildete oft über ein besseres Einkommen und können dadurch umfangreicher am sozialen Leben teilhaben.
Handlungsempfehlungen gegen Einsamkeit
»Um Einsamkeit unter jungen Menschen wirksam zu reduzieren, ist es entscheidend, ihre Perspektiven systematisch und verbindlich in politische Beratungsprozesse einzubeziehen. Indem wir junge Menschen aktiv in die Gestaltung und Umsetzung von Initiativen einbeziehen, schaffen wir Lösungen, die wirklich ihren Bedürfnissen entsprechen und ihnen helfen, sich weniger isoliert zu fühlen.« Dr. Anja Langness, Bertelsmann Stiftung
Gerade starke und chronische Einsamkeit wird von Betroffenen als Problem wahrgenommen. In unserer Studie zeigen wir verschiedene Handlungsempfehlungen auf, um dem entgegenzutreten: Eine gute Datenlage, ein Fokus insbesondere auf junge Menschen, internationales Lernen und die Unterstützung sozialer und emotionaler Fähigkeiten können dazu beitragen, Einsamkeit zu reduzieren.