In internationalen Rankings zur Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit schneidet Deutschland regelmäßig gut ab. Ohne Frage gibt es viele Stärken, die die positive öffentliche Wahrnehmung begründen. Dazu hat auch die gute wirtschaftliche Gesamtentwicklung der vergangenen Jahre beigetragen: Exportweltmeister, steigende Steuereinnahmen und eine Beschäftigungsquote auf Rekordniveau.
Dennoch verschleiert der Blick auf wirtschaftliche Kennziffern einige strukturelle Schwächen und Herausforderungen. Diese wiegen umso schwerer, als die Digitalisierung und der technologische Wandel rasant voranschreiten und ein enormes Innovationstempo im globalen Wettbewerb verlangen. Gerade der Industriestandort Deutschland lebte bisher von seinem Technologievorsprung und seinen Innovationen. Ein genauerer Blick zeigt jedoch, dass der Innovationsgrad in den vergangenen Jahren eher abgenommen hat.
Gerade bei digitalen Schlüsseltechnologien wie der Künstlichen Intelligenz und im Bereich der digitalen Datenwirtschaft legen insbesondere die USA und China ein anderes Tempo vor. Zudem besteht ein Mangel an Sprunginnovationen: Deutsche Unternehmen sind gut darin, Bestehendes zu optimieren. Doch Innovationen, die ganze Geschäftsmodelle und Wertschöpfungsketten revolutionieren, stammen eher selten aus Deutschland. Diese Schwachpunkte gelten umso mehr für die meisten anderen europäischen Staaten. Um in wichtigen Feldern nicht den Anschluss zu verlieren, müssen Deutschland und Europa ihre Innovationskraft stärken.