shutterstock_374694904_Premier.jpg_ST-IB

Pädagogen mit Fluchtgeschichte können Schulen unterstützen

Knapp 400.000 Kinder und Jugendliche haben 2015 und 2016 einen Asylantrag gestellt. Ihre schulische Integration ist eine große Herausforderung. Willkommens- und Integrationsklassen wurden eingerichtet, zusätzliche Lehrkräfte eingestellt. Ungenutzt blieben bisher die Ressourcen, die geflüchtete Pädagogen einbringen können. Als Assistenzkräfte können sie die schulische Integrationsarbeit stärken.

 

 

Ansprechpartner

Im Zeitraum von Januar 2015 bis Dezember 2016 haben knapp 400.000 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren einen Asylantrag gestellt. Diese Zahlen zeigen, vor welchen Herausforderungen Schulen und Lehrkräfte bei der erfolgreichen Integration der geflüchteten Kinder und Jugendlichen in Deutschland heute stehen. Auch der Bedarf an zusätzlicher Unterstützung der Schulen bei der Integration geflüchteter Kinder und Jugendlicher liegt auf der Hand.

Eine wichtige Rolle können hier Pädagogen mit Fluchtgeschichte spielen. Bisher sind die Hürden für geflüchtete Lehrkräfte hoch, an deutschen Schulen tätig zu werden – insbesondere als „vollwertig“ anerkannte Lehrkräfte. Die Schulen benötigen jedoch nicht nur Lehrkräfte für den Unterricht, sondern auch Unterstützung im Hinblick auf viele andere Bereiche wie beispielsweise der sozialen Integration der geflüchteten Kinder und Jugendlichen, z. B. durch Ganztagsangebote oder die Arbeit mit den Eltern. Solche Aufgaben könnten geflüchtete Lehrkräfte wahrnehmen, wenn sie als pädagogische Assistenzkräfte eingestellt und vorbereitend sprachlich und kulturell qualifiziert würden.

Das Beratungsunternehmen Prognos hat im Auftrag der Bertelsmann Stiftung eine Studie dazu erstellt, wie ein flächendeckender Einsatz von geflüchteten Lehrkräften organisiert und finanziert werden könnte. Dabei haben sie den Personenbestand geflüchteter Kinder und Jugendlicher, die zum Zeitpunkt Ende Dezember 2016 Schulen besuchen, geschätzt. Errechnet wurde, wie viele Assistenzkräfte benötigt würden, wenn ein Betreuungsverhältnis 1:80 zugrunde gelegt wird: So kämen mehrere Assistenzkräfte mit unterschiedlichen Sprachen für verschiedene Schulen in einer Kommune zum Einsatz und die Kosten blieben beherrschbar. Auf Bundesebene würde das bedeuten, 3.467 Vollzeitstellen zu schaffen, von denen die meisten in NRW, Baden-Württemberg und Bayern angesiedelt wären.

Der flächendeckende Einsatz ist nicht umsonst zu haben: Die Kosten dafür lägen bei 145 Mio. Euro, wenn die Stellen – wie auch im Falle der Schulbegleiter – bei freien Trägern angesiedelt wären. Mit abgedeckt wären dabei nicht nur die Gehälter, sondern Weiterbildungen der Assistenzkräfte sowie der gesamte Verwaltungsbereich. Einmalig würden Kosten von 31 Mio. Euro für die Ausbildung der pädagogischen Assistenzen anfallen.

Die Investition lohnt sich: für die geflüchteten Schüler im Sinne besserer Bildungsintegration und für die geflüchteten Pädagogen im Sinne erfolgreicher Arbeitsmarktintegration. Bessere Bildungsintegration und erfolgreiche Arbeitsmarktintegration der Flüchtlinge nutzen dem Staat mittel- und langfristig, so dass es sich um gut investiertes Geld der öffentlichen Hand handelt. Länder und Kommunen können aber eine solche Investition nicht allein stemmen. Der Bund muss hier tätig werden, nicht nur mit einem einmaligen Programm, sondern mit einer durchgehenden Finanzierung.