Im März 2019 hatte das Projekt „Ethik der Algorithmen“ der Bertelsmann Stiftung gemeinsam mit dem Think Tank iRights.Lab die Algo.Rules, 9 Regeln für den ethischen Einsatz von Algorithmen, vorgestellt. Die Regeln schaffen die Voraussetzungen für ethische Erwägungen und für die Um- und Durchsetzung rechtlicher Rahmenbedingungen im Zeitalter von Algorithmen. Sie sollen bereits bei der Entwicklung der Systeme mitgedacht und „by design“ implementiert werden.
Internationaler Austausch über Herausforderungen und Erfolge ist essenziell
Mit diesem Ansatz sind wir jedoch nicht alleine. Weltweit arbeiten Akteure aus unterschiedlichen Sektoren und Disziplinen an der Erarbeitung vergleichbarer Guidelines. Während einige Initiativen noch in den Kinderschuhen stecken, haben manche bereits elaboriertere Fassungen oder befinden sogar schon in der Implementierungsphase. Umso wichtiger ist es, dass Räume geschaffen werden, in denen Erfahrungen über Ländergrenzen hinweg geteilt und voneinander gelernt werden kann. Ende September kamen daher sieben internationale Initiativen auf Einladung der Bertelsmann Stiftung und des iRights.Labs in Berlin zusammen. Mit dabei waren neben den Algo.Rules auch eine Vertreterin der EU-Kommission, eine Initiative der Danish Business Authority, die spanische Digital Future Society, der deutsche Verband der TÜV e.V., der internationale Ingenieurs-Berufsverband IEEE und ein Mitglied der internationalen Association for Computing Machinery (ACM).
Keine Silver Bullet: Verschiedene Implementierungsstrategien müssen zusammenwirken
Nach einer Vorstellung der unterschiedlichen Initiativen wurden Thesen zur Implementierung der Regelwerke diskutiert: Von unternehmerischen Selbstverpflichtungen, über Gütesiegel, staatliche Regulierung, und die Entwicklung einer Professionsethik für Entwickler:innen. Alle Anwesenden waren sich einig, dass es verschiedene komplementäre Ansätze braucht, die sich nicht nur an Programmierer:innen richten, sondern insbesondere auch Führungskräfte in entwickelnden und einsetzenden Organisationen adressieren müssen.
Freiwillige Selbstverpflichtungen können als Türöffner für die Auseinandersetzung mit ethischen Fragestellungen fungieren und das allgemeine Bewusstsein für das Thema schärfen. Wenn sie durch messbare Kriterien ergänzt werden, können Selbstverpflichtungen maßgeblich an Verbindlichkeit gewinnen, da Verbraucher:innen, zivilgesellschaftliche Wächterorganisationen und die kritische Öffentlichkeit ihre Umsetzung so besser einfordern können. Zugleich wurde deutlich, dass es in Bereichen, in denen über die Teilhabe von Menschen entschieden wird, auch eine Diskussion über klare Grenzen und harte Regulierung bedarf, beispielsweise zur Ermöglichung von Transparenz gegenüber Betroffenen.
Die Teilnehmer:innen betonten auch, dass die Auseinandersetzung mit ethischen Fragen durch Unternehmen nicht als Innovationshemmnis, sondern vielmehr als möglicher europäischer Wettbewerbsvorteil gesehen werden sollte.
Zum Abschluss des Workshops stand fest: Um weitere Synergiepotentiale zwischen den Initiativen zu heben, braucht es auch in Zukunft internationale Austauschforen!
Mehr zu den Algo.Rules finden Sie auch auf der offiziellen Algo.Rules-Website und auf Twitter unter dem Hashtag #AlgoRules.