eine junge Asiatin sitzt auf der Ladefläche eines LKW, sie hat einen Laptop auf dem Schoss

Indien Spitzenreiter für inklusive Innovation in Asien

Wie lassen sich mit Innovationen Teilhabechancen für alle fördern? Der "Inclusive Innovation Atlas" der Bertelsmann Stiftung analysiert, welche asiatischen Länder die besten Voraussetzungen bieten für Fortschritt und eine nachhaltige Entwicklung – eine innovationsgetriebene Wirtschaft, die zugleich allen Bevölkerungsteilen zugutekommt. Unter den 21 untersuchten Ländern nimmt Indien eine Spitzenposition ein.

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Die vergleichende Studie "Inclusive Innovation Atlas" hat zum ersten Mal das Potenzial asiatischer Länder für inklusive Innovation gemessen – also die Leistungskraft für eine nachhaltige gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung, die allen Schichten zugutekommt und der Umwelt nicht schadet. Experten bringen dies mit der Formel "more for more for less" auf den Punkt.

Die Studie untersucht 21 Länder, die anhand von 72 Indikatoren miteinander verglichen werden. Ein Land muss dabei über zwei Voraussetzungen verfügen, damit inklusive Innovationen gedeihen können: Einerseits bedarf es eines gewissen sozialen, ökonomischen oder ökologischen Problemdrucks. Andererseits muss ein Land über befähigende Faktoren verfügen – wie zum Beispiel stabile Institutionen. 

Drei Ländergruppen mit unterschiedlichen Potenzialen

Der "Inclusive Innovation Atlas" beschreibt drei Ländergruppen mit jeweils unterschiedlichen Rahmenbedingungen für die Entwicklung inklusiver Innovation. Der spezifische Mix aus Herausforderungen und Möglichkeiten liegt in ihren unterschiedlichen Entwicklungsgeschichten und inneren Strukturen begründet.

Zur ersten Ländergruppe gehören zum Beispiel Bangladesch, Laos oder Myanmar. Ihre schwachen Institutionen erschweren es diesen Staaten, kreativ den schwierigen umweltbedingten, gesellschaftlichen oder sozialen Bedingungen entgegenzuwirken.

Zur zweiten Gruppe gehören Länder wie Indien, Indonesien und die Philippinen. Auch dort sind Herausforderungen vorhanden – und spornen zur Suche nach eben jenen innovativen Ideen an. Zugleich sind dort die Institutionen stabiler, die Gesellschaften flexibler – und damit ist die Fähigkeit, Probleme zu lösen, ausgeprägter.

So kommt in Indien ein großer Bedarf an neuen Ideen mit bereits vorhandenen gesellschaftlichen und strukturellen Voraussetzungen zusammen.

"Indien ist der Musterfall für Fortschrittspotenzial mit integrativer Komponente – inclusive innovation at its best."

Parvati Vasanta, Indienexpertin der Bertelsmann Stiftung

Die dritte Ländergruppe bilden China, Bhutan, Vietnam und Thailand. Dort ist das Umfeld günstig und die lösungsorientierten Faktoren sind überdurchschnittlich ausgeprägt. Im Unterschied zu den beiden ersten Gruppen ist hier kaum eine Kombination aus befähigenden Faktoren und Problemdruck vorhanden und somit der Nährboden für inklusive Innovation weniger gegeben.

Die Analyse macht deutlich, dass es wichtig ist, jeweils auf die spezifischen Gegebenheiten einzugehen. Das kann heißen, dass ein Land besonders auf neue Ideen, auf den Erfindergeist und den Entwicklungsdrang seiner Bevölkerung – sprich das Potenzial von inklusiver Innovation – setzen kann. In anderen Fällen kann es hingegen sinnvoll sein, Strategien der Entwicklungszusammenarbeit ins Spiel zu bringen.

Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Staat können vom Potenzial inklusiver Innovation lernen

Der "Inclusive Innovation Atlas" schafft eine empirisch gestützte Orientierung für Politik und Zivilgesellschaft, für Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit, für Sozialunternehmer und Start-up Gründer, aber auch für Mittelständler und Großunternehmen, die sich im Bereich inklusiver Innovation engagieren wollen. Er beleuchtet eine noch zu wenig beachtete Strategie gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Entwicklung. Entscheidend bei dem Konzept inklusiver Innovation ist die soziökonomische Wirkung, die es ermöglicht – bei gleichzeitiger finanzieller Profitabilität – den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu fördern. Um dem Bedarf von Menschen in einkommensschwachen Ländern zu begegnen und gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen, bietet das Konzept einen neuen ergänzenden Ansatz zu gemeinnützigen Projekten, zu Corporate Social Responsibility und Entwicklungshilfe. Viele asiatische Länder weisen großes Potenzial auf, inklusive Innovationen für nachhaltige und auf Teilhabe ausgerichtete gesellschaftliche Transformationsprozesse zu nutzen. Die Studie regt aber auch zum Nachdenken darüber an, inwiefern in Deutschland und Europa inklusive Innovation zu nachhaltigen gesellschaftlichen Entwicklungsprozessen einen Beitrag leisten kann.