Hände halten eine Landkarte
© BillionPhotos.com, pbardocz - stock.adobe.com

Teil 1: Digital-Health-Index: So funktioniert der Index

Warum hinkt Deutschland beim digitalen Wandel in der Gesundheit so stark hinterher? Um diese Frage zu beantworten, hat die empirica Gesellschaft für Kommunikations- und Technologieforschung im Auftrag der Bertelsmann Stiftung den Stand der Digitalisierung von 17 Ländern detailliert analysiert und dafür eigens einen neuartigen Digital-Health-Index entwickelt.

  • PDF

17 Länder, 17 verschiedene Gesundheitssysteme, 17 unterschiedliche Digitalisierungsgrade: Die Studie #SmartHealthSystems untersucht detailliert, warum Deutschland im internationalen Vergleich zu anderen Nationen bei der Digitalisierung im Gesundheitswesen noch deutlich hinterherhinkt. Was sind die Erfolgsfaktoren, die für einen Fortschritt im Wandel sorgen? Welche Strategien verfolgen die Länder, die eine Führungsrolle übernehmen?

Im Auftrag der Bertelsmann Stiftung hat die Bonner Forschungsgesellschaft „empirica Gesellschaft für Kommunikations- und Technologieforschung“ eine umfangreiche Vergleichsstudie durchgeführt und die Digitalisierungsfortschritte im Gesundheitswesen von 16 Ländern sowie von Deutschland analysiert.

Dabei ging es nicht einfach nur darum, den Stand der Digitalisierung festzustellen und zu beschreiben: Für den ersten Teil der Studie hat empirica einen speziellen, neuartigen Digital-Health-Index entwickelt. Dieser legt das Augenmerk auf die Strategien, technische Readiness sowie die tatsächliche Datennutzung in den einzelnen Ländern und führt anhand von drei entsprechenden Sub-Indizes zu einer Bewertung jedes Landes und einem entsprechenden Platz im Digital-Health-Ranking.

Die ersten Ränge belegen Estland, Kanada, Dänemark, Israel und Spanien. Was erfolgreiche Länder vereint, ist ein Dreiklang aus effektiver Strategie, politischer Führung sowie einer festverankerten Institution zur Koordination des Digitalisierungsprozesses. Auf diese Weise sind die führenden Nationen in verschiedenen Bereichen bereits weiter vorangeschritten als Deutschland: Rezepte etwa werden bereits selbstverständlich digital übermittelt, die wichtigsten Gesundheitsdaten der Patienten sind in digitalen (Kurz-)Akten gespeichert und Bürger können ihre Untersuchungsergebnisse, Medikationspläne oder Impfdaten online einsehen - und entscheiden, wer Zugriff auf ihre Daten haben darf.

Unter den insgesamt 17 teils sehr unterschiedlichen Ländern im Ranking sind 13 EU-Staaten. Zudem analysiert die Studie auch den Digitalisierungsgrad der OECD-Länder Australien, Israel und Kanada. Grundlage für den Digital-Health-Index sind insgesamt 34 Indikatoren, die sich in drei Themenbereiche, beziehungsweise sogenannte Sub-Indizes gliedern:

  1. „Policy-Aktivität“: das politisch, strategisches Vorgehen der Länder, der gegebene Rechtsrahmen, die institutionelle Verankerung und Zuständigkeiten
  2. „Digital-Health-Readiness“: die technische Implementierung sowie der digitale Reifegrad
  3. Tatsächliche Datennutzung: der vernetzte Austausch von Gesundheitsdaten

Erhoben wurden die Daten von einem internationalen Expertennetzwerk aus den 17 Ländern: Ein jeweils vor Ort ansässiger Korrespondent beantwortete einen eigens dafür konzipierten Katalog von mehr als 150 Fragen zu den 34 Einzelindikatoren und recherchierte zusätzlich qualitative sowie quantitative Daten. Zudem überprüften und validierten weitere europäische und nationale Experten die Qualität der so erhobenen Daten.

Die Studie umfasst Länder sowohl mit unterschiedlichen Typen von Gesundheitssystemen als auch mit verschiedenartigen staatlichen Strukturen wie Deutschland und Länder, die als fortschrittlich im Bereich Digital Health gelten.

Spotlight Gesundheit

Publikation: SPOTLIGHT Gesundheit: #SmartHealthSystems

Die Studie #SmartHealthSystems zeigt: Deutschland hinkt bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens im internationalen Vergleich deutlich ...

Aus unserem Blog

6. Mai 2024 / Marion Grote-Westrick: Fünf Schritte für mehr Outcome-Orientierung

Stellen Sie sich vor, Sie hatten kürzlich eine medizinische Behandlung. Mit den klinischen Ergebnissen ist das Ärzteteam zufrieden. Doch wie geht es Ihnen, abseits klinischer Parameter? Wie nehmen Sie die Behandlungseffekte und eventuelle Nebenwirkungen wahr? Und: Sind Sie dazu schon einmal strukturiert befragt worden? Hier kommen Patient-Reported Outcomes Measures (PROMs) ins Spiel – die wissenschaftlich […]

12. Januar 2024 / Jörg Artmann: Digitale Wende im Gesundheitswesen: Ferdinand Gerlach im Interview

Im Rahmen unserer Interviewreihe sprachen wir mit Prof. Dr. med. Ferdinand M. Gerlach, einem renommierten Experten des deutschen Gesundheitswesens, über die komplexen Herausforderungen und Chancen der digitalen Transformation. Mit seiner profunden Erfahrung und seinen Einblicken in Gesundheitspolitik, Medizin und technologische Innovationen bietet Gerlach eine kritische Analyse des Status quo und skizziert Wege für eine effizientere […]

29. September 2023 / Dr. Sebastian Schmidt-Kaehler: Konzept für ein digitales Ökosystem im Gesundheitswesen

Die digitale Transformation durchdringt und gestaltet unser Leben in ungeahnter Weise und mit wachsender Geschwindigkeit. Eben dieses Tempo wie auch die disruptive Schlagkraft der damit verbundenen Veränderungen fordert unserer Gesellschaft große Anpassungsleistungen ab. Digitale Plattformen spielen dabei eine Schlüsselrolle, denn sie stellen die Infrastruktur und die Dienstleistungen bereit, die diesen Wandel vorantreiben. Digitale Ökosysteme haben […]

16. November 2022 / Dr. Stefan Etgeton: Digital-Health-Strategien: Good Practices aus fünf Ländern

Das Bundesgesundheitsministerium hat den Startschuss für eine deutsche Digital-Health-Strategie gegeben. Damit soll Deutschland an jene Länder anschließen, die ihre Gesundheitssysteme bereits erfolgreich digitalisiert haben. Grund für uns, einen genaueren Blick auf die nationalen Strategien fünf solcher Länder zu richten – und Good Practices zu identifizieren. Das Ergebnis unserer Analyse zeigt vor allem eines: Eine Strategie muss klare Verantwortlichkeiten bei der Steuerung und Umsetzung definieren sowie die Endnutzer bei der Evaluierung kontinuierlich einbinden.