Solchen und anderen Fragen mussten sich die fünf Praxisreferentinnen Tina Müller, Brigitte Ederer, Simone Menne, Carolina Müller-Möhl und Jasmin Kölbl-Vogt im Executive Training: Women and Cultural Change stellen. Mit journalistischer Raffinesse kitzelten 21 weibliche Führungskräfte, die in der Nähe von Frankfurt für das fünftägige Training zusammenkamen, sehr persönliche Statements aus den Role Models heraus. Intensiv nutzen sie die Gelegenheit, ihnen Fragen zu stellen - wann sonst bekommt man Gelegenheit, derart hochkarätige Managerinnen in kleinem Kreis zu deren Führungsverständnis, Karriereverläufen, Zweifeln oder etwaigen Brüchen zu befragen? Der Kontakt zu bedeutenden Managerinnen und Managern aus der Wirtschaft ist ein Teil der besonderen Lernarchitektur der Executive Trainings.
Sneakers oder Stöckelschuh? Zicken anstatt nicken?
Sollten Frauen ruhig mal zicken, anstatt sich anzupassen? Muss „frau“ sich entscheiden zwischen Familie und Karriere? Zwischen Freizeit und Job?
Praxisreferentinnen
Tina Müller sorgt nach ihrem Wechsel von Henkel zu Opel als Marketing Chefin durch verschiedene Werbekampagnen für Aufmerksamkeit. Mit großer Skepsis der Öffentlichkeit und nicht vorhandener Branchenkenntnisse ist sie dort gestartet. Ihr Rat an die Teilnehmerinnen: „…wenn Sie einmal einen Weg beschritten haben, bleiben Sie konsequent dabei trotz möglichem Gegenwind. Widersacher warten darauf, dass Sie einknicken…“
Lufthansa CFO Simone Menne, hatte ebenfalls mehrere Botschaften im Gepäck. „Seien Sie nicht irritiert, wenn sich Ihr Umfeld sich eines Stereotyps bedient, das passiert immer dann, wenn man nichts über eine Person weiß. Frauen wird in einer Führungsposition zunächst Sozialkompetenz und Wärme zugeschrieben, hier können Sie überraschen!“ Ein anderer Impuls von Simone Menne ermutigte die weiblichen Führungskräfte, ruhig auch unbequeme, konfliktbeladene Positionen anzunehmen, „…denn ansonsten macht es jemand anderes, der möglicherweise nicht halb so gut ist wie Sie!
Die Frau zum Reifenwechseln, wie ÖBB-Aufsichtsratschefin Brigitte Ederer sich gern selbst bezeichnet, berichtete sehr offen über Ihr Ausscheiden bei Siemens. Auch nach einem Bruch könne man lernen, wieder aufzustehen. Ansonsten verpasse man zu viele spannende Herausforderungen. Dass sie inzwischen wieder mit Begeisterung neuen Aufgaben nachgeht, nahmen alle Zuhörerinnen ihr sofort ab.
Praxisreferentin Jasmin Kölbl-Vogt, Vorstandsmitglied der Citigroup Deutschland war dann auch diejenige, die ein „oder“ bei der Frage zu Familie und Kindern, Sneakers oder Stöckelschuh nicht akzeptierte. Für sie, als ehemalige Teilnehmerin eines Executive Trainings, gibt es ausschließlich ein „und“. Sie beweist tagtäglich, dass beides geht und beeindruckte die Teilnehmerinnen durch ihre Schilderungen zur Vereinbarkeit.
Carolina Müller-Möhl, Stiftungsratspräsidentin der Müller-Möhl Foundation und Mitglied verschiedener Verwaltungsräte in der Schweiz riet den Teilnehmerinnen, sich selbst gut zu erforschen: „Nur wer sich selber gut kennt, kann andere erfolgreich führen“, war ein Apell während ihres Vortrags.
Neue Inhalte
Neu aufgenommen in das Programm für weibliche Führungskräfte aus unterschiedlichsten Branchen wurde der Block „ Unternehmen 2030“. Nach der Selbstreflexion der Teilnehmerinnen zum eigenen Unternehmen in der Zukunft wurden folgende Aspekte diskutiert.
Führung wird vor neue Herausforderungen gestellt werden durch:
1. Life-Work-Balance
Hochflexibilisierte Arbeitszeitmodelle und Arbeitsplätze erfordern schon jetzt ein Umdenken in den Unternehmen
2. Führung auf Zeit
Werden Hierarchien an Bedeutung verlieren? Werden kleine Kompetenzteams, den Ansprüchen an Flexibilität und Geschwindigkeit eher gerecht?
3. Diversity
Ist Diversity selbstverständlich, da notwendig geworden?
4. Technologischer Wandel
Informations- und Kommunikationstechnologien durchdringen alle wirtschaftlichen Prozesse – Führt dies dazu, dass es für gering qualifizierte Menschen kaum Einsatzmöglichkeiten gibt?
5. Ressourcenknappheit
Rohstoffe werden knapp – Werden ausschließlich Unternehmen, die Zugang zu Rohstoffen haben, erfolgreich sein können?
6. Postwachstumsgesellschaft
Der Gedanke des Wachstums wird auf den Prüfstand gestellt – Wird lediglich noch eine Steigerung der Qualität möglich sein?
Modul II im März 2015
Die Teilnehmerinnen meldeten an, dass sie diese Zukunftsfragen im zweiten Teil des Trainings noch tiefergehend diskutieren wollen. Die Vorbereitungen zu einem Modul II bei der Daimler AG laufen auf Hochtouren. Wahrscheinlich wird Herr Dr. Zetsche sich dann zu genau diesen Fragen mit ihnen austauschen. Dafür macht sich derzeit eine der Teilnehmerinnen stark.
In der Abschlussrunde wurde einmal mehr die Besonderheit des Trainings gelobt. Alle freuen sich auf die Fortsetzung im März 2015.