Nachhaltigkeit und Gemeinwohl in Kommunen

Immer mehr Kommunen in Deutschland orientieren ihre strategische Entwicklung an den Leitbildern der Nachhaltigkeit oder des Gemeinwohls. Beide Konzepte ergänzen sich und können in integrierter Form entwickelt und umgesetzt werden. Das ist das zentrale Ergebnis einer Studie der Bertelsmann Stiftung, des Europasekretariats von ICLEI und des internationalen Vereins zur Förderung der Gemeinwohl-Ökonomie.

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Henrik Riedel
Senior Project Manager

Inhalt

Die aktuelle Vielzahl globaler Herausforderungen, wie der Klimawandel, der demographische Wandel, die Globalisierung, die Digitalisierung, die Corona-Pandemie, der Ukraine-Krieg und die daraus folgende Energie-Krise, erfordern – neben kurzfristigen Lösungen – auch langfristige Strategien für eine nachhaltige Entwicklung. Mit der Agenda 2030 haben die Vereinten Nationen im Jahr 2015 eine globale Nachhaltigkeitsstrategie verabschiedet. Auf nationaler, regionaler und zunehmend auch auf lokaler Ebene werden die internationalen Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals, SDGs) an die jeweiligen Rahmenbedingungen angepasst. Ein wesentliches Element der nachhaltigen Entwicklung ist dabei die Beteiligung unterschiedlicher Akteure aus Verwaltung, Politik, Bürgerschaft, Zivilgesellschaft und Wirtschaft.

Dem Gemeinwohl sind die Kommunen – ebenso wie die Länder und der Bund – schon dem Grundsatz nach verpflichtet. Die Gemeinwohlökonomie ist eine Bewegung, die sich auf politischer, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Ebene für ein sozial-ökologisch nachhaltiges und demokratisches Wirtschaftssystem einsetzt und dabei einen werteorientierten Ansatz verfolgt. Das Konzept des Gemeinwohls im Sinne der Gemeinwohlökonomie-Bewegung kann insofern als Ergänzung und Weiterentwicklung des Nachhaltigkeitskonzepts im Sinne der Agenda 2030 mit den SDGs der Vereinten Nationen verstanden werden: Während die Nachhaltigkeitsziele die Interessen der einzelnen Anspruchsgruppen aus Verwaltung, Politik, Bürgerschaft, Zivilgesellschaft und Wirtschaft abbilden, ermöglicht das Gemeinwohlkonzept die Entwicklung und Umsetzung gemeinsam geteilter Wertvorstellungen.

Ein konkreter Ansatz zur Integration des Gemeinwohlgedankens in kommunale Strategien für eine nachhaltige Entwicklung stellt die Implementierung der sog. „Gemeinwohlbilanzierung“ in das kommunale Nachhaltigkeitsmanagement dar. Mit Hilfe von Gemeinwohl-Bilanzen können Städte, Kreise und Gemeinden im Detail ermitteln und darstellen, wie gut sie das Gemeinwohl im Sinne der einzelnen Anspruchsgruppen verfolgen und erreichen.

In der Studie „Nachhaltigkeit und Gemeinwohl in Kommunen“ werden die konzeptionellen Grundlagen von Nachhaltigkeit und Gemeinwohl, die Instrumente des Nachhaltigkeitsmanagements und der Gemeinwohl-Bilanzierung sowie konkrete Praktiken in Kommunen vorgestellt und zueinander in Beziehung gesetzt. Außerdem werden Möglichkeiten und Grenzen der Integration von Grundlagen, Instrumenten und praktischen Umsetzungen auf kommunaler Ebene herausgearbeitet.