Trotz zurückliegender Reformen setzen die Folgen des demographischen Wandels die Rentenversicherung weiter unter Druck. Wie können auch in Zukunft nachhaltige Alterssicherung gewährleistet und Armut im Alter verhindert werden?
Trotz zahlreichen Reformen in den letzten zwei Jahrzehnten steht die gesetzliche Rentenversicherung weiterhin unter dem Druck der demographischen Entwicklung. Zwar ist die Finanzierungslage mittelfristig gesichert, was auch an der aktuell guten Arbeitsmarktlage in Deutschland liegt. Langfristprojektionen zeigen aber, dass ab dem Jahr 2030 ein rascher Anstieg des Beitragssatzes droht. Gleichzeitig wird das Rentenniveau, und damit die Ansprüche des Durchschnittsrentners im Alter, weiter sinken.
Diese Entwicklung ist gleich in mehrerlei Hinsicht problematisch. So werden steigende Beitragssätze den Faktor Arbeit weiter belasten und damit Beschäftigung in Deutschland unattraktiver machen. Ein Absinken des Rentenniveaus führt dazu, dass es vermehrt Rentner geben wird, deren Altersrente nicht ausreicht, um den Lebensstandard zu sichern. Dies betrifft vor allem Menschen, die aufgrund von Arbeitslosigkeit, Pflege- oder Erziehungszeiten nicht kontinuierlich als Beitragszahler in die Rentenversicherung einzahlen können.
Schließlich stellt diese Entwicklung die Legitimation des beitragsfinanzierten Umlagesystems für die jüngeren Generationen in Frage, die zwar hohe Beiträge leisten aber in Zukunft nur vergleichsweise geringe Rentenansprüche erwarten können.
Zukunftsdiskussion schon heute führen
Während sich die demographische Entwicklung nur bedingt beeinflussen lässt – etwa durch eine höhere Zuwanderung aus dem Ausland – können die negativen Auswirkungen auf die Rentenversicherung aber durch eine vorausschauende Politik abgemildert werden. Wichtig ist es, angesichts der Bevölkerungsentwicklung frühzeitig über politische Gestaltungsoptionen und Reformschritte zu diskutieren. So kann etwa eine Stärkung der zweiten und dritten Säule in der Alterssicherung – die betriebliche und private Vorsorge – das sinkende Rentenniveau in der gesetzlichen Rentenversicherung kompensieren.
Notwendigerweise wird auch das durchschnittliche Renteneintrittsalter weiter steigen müssen, damit sich die Zeit im Erwerbsleben nicht von der langfristig steigenden Lebenserwartung abkoppelt. Mit der sogenannten „Rente mit 67“ wurde ein erster Schritt in diese Richtung getan. Allerdings muss auch Sorge getragen werden, dass sich die Arbeitsbedingungen und die Berufschancen für ältere Arbeitnehmer weiter verbessern, um die Teilhabe am Erwerbsleben auch tatsächlich bis ins hohe Alter zu gewährleisten. Auch eine Flexibilisierung des Renteneintrittsalters kann helfen, die Bedürfnisse der heterogen alternden Bevölkerung zu berücksichtigen.
Im Rahmen unserer Projektaktivitäten möchten wir als Ideengeber und moderierender Akteur einen Beitrag zu einem erfolgreichen Umgang mit den Folgen des demographischen Wandels leisten. Durch wissenschaftliche Studien werden Entwicklungen und Handlungsoptionen in der gesetzlichen und privaten Altersvorsorge aufgezeigt und vor dem Hintergrund der Nachhaltigkeit und Generationengerechtigkeit bewertet. Im Rahmen von Workshops und Konferenzen wollen wir darüber hinaus, in enger Kooperation mit weiteren Partnern, die politische und gesellschaftliche Debatte begleiten.
Leitfragen
- Welche Reformen können das gesetzliche Rentenversicherungssystem stützen?
- Wie lässt sich zukünftiger Altersarmut wirksam vorbeugen?
- In welchem Verhältnis sollten die drei Säulen aus gesetzlicher, privater und betrieblicher Alterssicherung zueinander stehen?
- Wie kann der Übergang aus dem Erwerbsleben in die Rente flexibilisiert werden?