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Valeska Achenbach

, Interview: Flexirente - eine gute Idee, aber wie?

Trotz gegenteiliger Versprechen der Politik wird die Rentenkasse in Zukunft rote Zahlen schreiben und das Rentenalter weiter steigen müssen. Dabei scheint die Flexibilisierung des Übergangs von Arbeit in den Ruhestand ein sehr vielversprechender und vor allem politisch konsensfähiger Lösungsansatz zu sein. Wie müsste die Flexi-Rente gestaltet sein, damit sie attraktiv ist? Dr. Juliane Landmann antwortet im Interview.

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Was halten Sie von der Flexi-Rente?

Trotz gegenteiliger Versprechen der Politik wird die Rentenkasse in Zukunft rote Zahlen schreiben. Zuletzt hat der Präsident der Gesetzlichen Rentenversicherung (GRV) Axel Reimann höchstpersönlich Alarm geschlagen und die Anhebung des Beitragssatzes bereits für Anfang 2018 gefordert. Grundsätzlich werden in der Wissenschaft drei Stellschrauben für die Behebung solch finanzieller Problemlagen diskutiert: Man kann den Beitragssatz erhöhen, das Rentenniveau könnte gesenkt werden und/oder die Menschen gehen ‚einfach‘ länger arbeiten. Die so genannte Flexi-Rente setzt an der letzten Stellschraube an. Mit Blick auf die sehr unterschiedlichen individuellen Gesundheitszustände zum Zeitpunkt des Renteneintritts scheint die Flexibilisierung des Übergangs von Arbeit in den Ruhestand ein sehr vielversprechender und vor allem politisch konsensfähiger Lösungsansatz zu sein. Warum sollte man es den Menschen nicht einfacher machen, am Ende ihres Arbeitslebens je nach ihrer Fasson zu entscheiden, ob sie langsam mit Hilfe einer Teilrente in den Ruhestand hinübergleiten oder jenseits der 67 noch Vollzeit weiter arbeiten möchten? – Ich denke, dass ist ein Weg, den die Politik ruhig mal genauer eruieren sollte.

Gibt es wirklich einen Trend hin zum längeren Arbeiten?

Ja, den gibt es. Die Erwerbsbeteiligung älterer Menschen ist in den vergangenen Jahren angestiegen. So waren im Jahr 2012 knapp die Hälfte (49,6%) der 60- bis 64-jährigen am Arbeitsmarkt aktiv. Im Vergleich zu 2002 (25.1%), also zehn Jahre davor, hat sich der Anteil nahezu verdoppelt. Allein für die in den Jahren 1941 und 1945 Geborenen ist das durchschnittliche Erwerbsaustrittsalter damit um nahezu ein Jahr gestiegen. Da hört sich viel an, allerdings ist es mit 61 Jahren von der von der Politik avisierten Regelaltersgrenze von 67 Jahren noch deutlich entfernt. .

Wie müsste die Flexi-Rente gestaltet sein, damit sie attraktiv ist?

Wie immer, kommt es darauf an, was man genau erreichen möchte. Mir würde es schon reichen, wenn man durch eine Individualisierung des Renteneintritts das durchschnittliche Erwerbsaustrittsalter etwas näher an die Entwicklung der Lebenserwartung angepasst bekäme. Also die Rente mit 67 nicht nur ein theoretischer politischer Wunsch ist, der keinen Anker in der gesellschaftlichen Realität findet. Dabei könnten attraktivere Teilrentenkonzepte und auch unkomplizierte Möglichkeiten zur Weiterarbeit von Arbeitnehmern nach Erreichen der Regelaltersgrenze helfen. Beides wird zur Zeit in einer von der großen Koalition aus CDU/CSU und SPD ins Leben gerufenen Arbeitsgruppe diskutiert. Um den Menschen bei ihrer Entscheidung zu helfen, könnte ich mir zudem vorstellen, dass man sie besser berät. Vielleicht könnte man das Konzept der Unabhängigen Patientenberatung gemäß SGB V,  § 65b, als ein geeignetes Muster auch für eine Altersvorsorgeberatung in Erwägung ziehen. Der große Vorteil einer telefonischen Beratung ist, dass Sie auf individuelle Problemlagen reagieren kann und das Thema ganzheitlich, also auch mit Blick auf Versicherungsprodukte außerhalb der GRV, behandeln kann. Auf diese Weise würde man den Menschen helfen, genauer zu wissen, wie sich ihre finanzielle Situation am geplanten Ende ihrer Erwerbslebens zum Zeitpunkt der Beratung darstellt und er könnte entscheiden, ob er sich besser absichern möchte oder lieber länger arbeitet. Die Finanzierung einer solchen Beratung könnte man so wie im SGB V über die verschiedenen Versicherungsanbieter gesetzlich verfügen

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