Foto für Broschüre "Technischer Fortschritt und Arbeitsmarkt" ; Foto für Pressemeldung vom 21.11.2013: Deutsche haben keine Angst vor technischem Fortschritt am Arbeitsplatz. Großes Wachstumspotenzial durch Qualifizierung – Arbeitnehmer haben aber n
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, Arbeitswelt: Deutsche haben keine Angst vor technischem Fortschritt

Entgegen einer weitverbreiteten Auffassung werden moderne Technik und technische Innovationen am Arbeitsplätz von der überwiegenden Mehrheit der Beschäftigten in Deutschland positiv bewertet.

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Vier von fünf Arbeitnehmern haben technischen Fortschritt in den vergangenen Jahren an ihrem Arbeitsplatz selbst erlebt. Auch wenn die Nachteile dieser Entwicklung wie Arbeitsplatzabbau und zunehmender Stress gesehen werden, bereitet den meisten Menschen die Entwicklung wenig Ängste. So sehen 64 Prozent der Befragten in moderner Technik und technischem Fortschritt mehr positive als negative Auswirkungen, nur knapp 8 Prozent erkennen das Gegenteil. Ostdeutsche und jüngere Arbeitnehmer sowie Arbeitnehmer mit hohen Bildungsabschlüssen begegnen dem Fortschritt noch aufgeschlossener als ihre älteren und westdeutschen Kollegen. Allerdings überwiegt in allen Gruppen und Schichten das Vertrauen deutlich.

Wir müssen uns von der Vorstellung verabschieden, als seien Arbeitnehmer fortschritts- und veränderungsfeindlich. Im Gegenteil zeigt sich hier ein enormes, aber bislang ungehobenes Wachstumspotenzial für die Wirtschaft. Angesichts des demographischen Wandels und des Fachkräftemangels sollte es jetzt systematisch erschlossen werden. Dies wiederum setzt Weiterbildung voraus.
Aart de Geus, Vorsitzender der Bertelsmann Stiftung

Der Wandel der Arbeitswelt durch Technik ist den meisten Beschäftigten auch nicht nur theoretisch bekannt. 78 Prozent haben ihn in den vergangenen Jahren persönlich erfahren, vor allem in größeren Betrieben mit mehr als 50 Beschäftigten. Doch auch in Kleinbetrieben berichten drei von vier Arbeitnehmern über entsprechende Veränderungen. Die meisten verbinden mit den Erfahrungen Arbeitserleichterungen, Computer- und Interneteinsatz, neue Maschinenparks, Vernetzung und schnellere Arbeitsabläufe. Über die Auswirkungen dieser Veränderungen auf die eigene Arbeit sagen 79 Prozent, sie sei produktiver und 66 Prozent sie sei anspruchsvoller geworden. 58 Prozent finden sie dadurch auch interessanter.

Allerdings wissen die Arbeitnehmer auch um die Schattenseiten der technischen Entwicklungen. So kennen 48 Prozent auch Arbeitsplatzverluste als Folge von technischem Fortschritt aus eigenen Erfahrungen. Und eine klare Mehrheit findet daher auch, dass diese Trends mehr Arbeitsplätze vernichten als sie neue schaffen. Doch offensichtlich fühlen sich die abhängig Beschäftigten davon persönlich nicht betroffen. Auf die Frage, ob sie gegenwärtig befürchten, ihren Arbeitsplatz durch technischen Fortschritt zu verlieren, erklären 80 Prozent, sie hätten keine Angst. Nur 4 Prozent äußern im Durchschnitt diese Befürchtung, am häufigsten in den älteren und mittleren Arbeitnehmerjahrgängen.

Weiterbildung wichtig um Schritt zu halten

Als wichtigste Konsequenz folgern 43 Prozent der Arbeitnehmer, dass sie sich stärker weiterbilden müssen, um technischem Fortschritt an ihrem Arbeitsplatz gerecht zu werden. Allerdings kann die Mehrzahl der deutschen Arbeitnehmer bislang noch keine oder nur sehr wenige berufliche Weiterbildungserfahrungen in Sachen technischer Fortschritt vorweisen. 47 Prozent besuchten zu diesem Zweck noch nie eine Qualifikationsmaßnahme und weitere 28 Prozent bisher lediglich ein oder zwei Mal.

Als wichtige Schlussfolgerung aus der Umfrage müssen Arbeitgeber daher das Thema Weiterbildung auch für gering Qualifizierte zur Chefsache machen. Und die Arbeitnehmer sollten im Dialog mit ihren Arbeitgebern das Thema Weiterbildung zukünftig noch selbstbewusster in ihren berechtigten Forderungskatalog aufnehmen. Darin steckt eine große Chance auf nachhaltigen Gewinn für beide Seiten.

Die repräsentative Befragung der Bertelsmann Stiftung erfolgte durch die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) im August und September 2013 unter 1.537 voll- und teilzeitbeschäftigen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in Deutschland. Sie wurde im Rahmen des Stiftungsprogramms "Nachhaltig Wirtschaften" für einen internationalen Fachkongress der Bertelsmann Stiftung zusammen mit dem Verband der Bayerischen Wirtschaft sowie dem "International Institute of Innovation Journalism and Communication" am 22. November 2013 in München erhoben.

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