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Bertelsmann Stiftung

Webinare: Sustainable Development Goals in der Praxis: Wie können Unternehmen nachhaltige Beschaffungs- und Produktionsbedingungen weltweit aufbauen?

Globalisierung und Outsourcing führen dazu, dass ein Produkt von Rohstoffgewinnung bis zum Versand zahlreiche Standorte durchläuft.
Dadurch wird die Lieferkette zunehmend komplexer.

Wie gelingt es Unternehmen, vergleichbare und nachhaltige Standards entlang der gesamten Kette zu etablieren? Und deren Umsetzung sicherzustellen?
Georg Hoffmann von der Alfred Ritter GmbH & Co KG gibt Antworten
 – am 27. Juli, Beginn 13 Uhr

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Georg Hoffmann, zuständig für Arbeitssicherheit und Nachhaltigkeitsmanagement bei der Alfred Ritter GmbH & Co KG, erläutert im Webinar „Ritter Sport – die Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen durch nachhaltigen Kakaoanbau in Nicaragua“ anhand der Kakao-Lieferkette, welche Herausforderungen zu beachten sind und wie sich ein familiengeführter Mittelständler dafür einsetzt, Nachhaltigkeit von Nicaragua bis Waldenbuch zu fördern.

Herr Hoffmann, bis Ihre Schokolade bei uns auf den Tisch kommt hat sie schon einige Stationen hinter sich. Kakao aus Nicaragua, Haselnüsse zu großen Teilen aus der Türkei und Milch aus dem Schwarzwald – um nur ein paar Bestandteile einer Ritter Sport zu nennen. Vor allem der Kakao muss eine enorme Strecke bis zur Produktionsstätte in Waldenbuch zurücklegen. Über wie viele Stationen reden wir genau und was sind die drei wichtigsten Nachhaltigkeitsherausforderungen, die entlang der Lieferkette lauern?

Es sind 5 bis 8 Produktionsschritte bis der Kakao in Form von Kakaobutter und Kakaomasse bei uns im Werk ankommt. Die drei großen Herausforderungen im Bereich Nachhaltigkeit entlang der Lieferkette sind:

1.     Die Förderung und Qualifizierung der Kakaobauern und Sicherstellung eines sozialverträglichen Einkommens

2.     Die Förderung einer hohen Qualität des erzeugten Kakaos

3.     Die Sicherstellung, dass auch nach der Produktion der Kakaobohnen in allen Zwischenschritten der Lieferkette alle Anforderungen an die Nachhaltigkeit (ökologische, soziale und ökonomische Verantwortung) umgesetzt bzw. eingehalten werden

Im Fortschritts- und Nachhaltigkeitsbericht der Alfred Ritter GmbH & Co. KG von 2016 heißt es: „Wir streben eine möglichst vollständige Transparenz an – diese ist am stärksten beim Direktbezug und noch viel mehr natürlich bei unserer eigenen Plantage gegeben.“ Was bedeutet vollständige Transparenz und inwiefern können Sie diese bei Ihrer eigenen Plantage besser gewährleisten?

Auf der eigenen Plantage sind uns alle Prozesse bekannt. Hier können wir durch Nutzung eigener Pflanzenrückstände in der Agroforstwirtschaft und deren Kompostierung den Einsatz an Dünger stark reduzieren. Das Agroforstsystem in dem wir die Plantage angelegt haben, ermöglicht uns die biologische Vielfalt auch in einem landwirtschaftlich genutzten Areal zu steigern und zu fördern. Wir kultivieren z.B. gemeinsam mit Bananen und einheimischen Schattenbäumen zwölf unterschiedliche Kakaosorten auf der Plantage und leisten somit einen Beitrag zur Biologischen Vielfalt. Das Agroforstsystem ermöglicht uns zudem die Reduzierung des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln. Die punktuelle Anwendung von Pflanzenschutzmitteln erfolgt so, dass nicht genutzte Flächen durch Randstreifen getrennt werden und unberührt bleiben. Wir arbeiten an der Ausbildung von Korridoren durch die gesamte Plantage, um wildlebenden Tieren Durchgang und Aufenthaltsraum bieten zu können, vergleichbar zu Wildübergängen auf Landstraßen und Autobahnen. Neben einem funktionierenden Arbeitsschutzmanagement bilden wir unsere Mitarbeiter auch bezüglich des Umweltschutzes laufend fort. Soziale Leistungen wie Versicherungen und die Unterstützung lokaler Einrichtungen wie Schulen und Sportgruppen runden unser Angebot ab.

Die Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen sind in erster Linie auf Ebene der internationalen Politik formuliert. Warum ist es dennoch wichtig für einen deutschen Mittelständler, seinen Beitrag zur Erreichung der Ziele zu leisten?

Es geht um den Erhalt der Biosphäre des Planeten, um das Zusammenleben von bald 9 Milliarden Menschen.
Auf unserer Plantage El Cacao in Nicaragua haben wir die Möglichkeit, auf die Qualität des Kakaos in den ersten Wertschöpfungsschritten Einfluss zu nehmen. Darüber hinaus haben wir durch die eigene Produktion Einfluss auf den Rohstoffpreis des Kakaos und erlangen dadurch etwas mehr Unabhängigkeit.

Inwieweit helfen Ihnen die SDGs dabei, Nachhaltigkeit entlang der Lieferkette zu fördern? Und falls sie nicht hilfreich sind, wozu sind sie dann geeignet?

Sie zeigen uns, dass unser Bestreben, unser wirtschaftliches Handeln auf alle Aspekten der Nachhaltigkeit (ökologisch, sozial und ökonomisch) auszurichten, der Richtige Weg ist, um als mittelständiges Familienunternehmen zu bestehen. Dadurch leisten wir einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Biosphäre für uns und zukünftige Generationen.

Vielen Dank für Ihre Antworten. Wir freuen uns auf Ihren spannenden Input am 27. Juli 2017, Beginn 13 Uhr.

Für dieses Webinar von Georg Hoffmann können Sie sich direkt per E-Mail an hannah.rautenberg@bertelsmann-stiftung.de oder über die Seite unseres Kooperationspartners Deutschen Netzwerk Wirtschaftsethik DNWE anmelden.
Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme.

Anmeldung

Faktenbox

Die Sustainable Development Goals (SDGs), auch Globale Ziele oder Agenda 2030 genannt, wurden Ende 2015 von den Staats- und Regierungschefs aller Länder der Vereinten Nationen verabschiedet. Sie stehen für das gemeinsame Ziel, eine nachhaltige Entwicklung bis 2030 anzustreben. Die 17 Sustainable Development Goals und ihre 169 Unterziele adressieren gleichermaßen Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländer. Sie fordern alle Akteure aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft dazu auf, ihren Beitrag zur Erreichung der Agenda 2030 zu leisten.