Wo sehen Sie Chancen und Herausforderungen für Unternehmen, die sich aktiv für die SDGs engagieren und Maßnahmen zu deren Erreichung umsetzen?
Zu den Herausforderungen gehört, dass anders als beim heutigen business as usual, im Hinblick auf Nachhaltige Entwicklung, heute Investitionen getätigt und finanzielle Ressourcen zur Verfügung gestellt werden müssen, deren positiven Auswirkungen erst in ferner Zukunft und vermutlich für Menschen in anderen Ländern anfallen. Das ist mit einer auf kurz- oder mittelfristige Rendite fokussierenden Management-Entscheidungslogik nicht vereinbar. Angesichts der Urteilsmaßstäbe des Finanzsektors ist es unwahrscheinlich, dass Firmenchefs ihr diesjähriges Geschäftsergebnis mit der Begründung belasten, dies sei ein kleiner Beitrag dazu, dass zukünftig lebende Menschen auf fernen Inseln im Pazifik ihre Heimat nicht durch Überschwemmungen verlören, weil die – nach heutigem Wissensstand zu erwartende - globale Erwärmung ein wenig geringer ausfällt.
Aber es gibt auch Chancen: Die Tatsache, dass sich die internationale Gemeinschaft auf die Umsetzung der Agenda 2030 geeinigt hat, bedeutet einerseits, dass sich die Rahmenbedingungen auch für Unternehmen so oder so verändern werden – aber auch, dass neue Märkte und somit neue Geschäftsmodelle und neue Chancen entstehen. Führungspersönlichkeiten, die sich frühzeitig auf das sich wandelnde Verständnis von „verantwortlich handeln“ einstellen und bei der Erarbeitung der neuen Regeln konstruktiv mitarbeiten, verschaffen ihren Unternehmen die Startvorteile früher Innovatoren. Wenn – was wünschenswert wäre, heute aber höchst selten passiert - die Repräsentanten der Zivilgesellschaft denjenigen Unternehmen, die messbare Anstrengungen zur Umsetzung der Aganda 2030 machen, durch Anerkennung Reputationskapital schenkten, wäre das eine zusätzliche Chance