Die Erich-Kästner-Schule ist eine gebundene Ganztagsschule in Hamburg (Farmsen-Berne), an der alle willkommen sind. Die Schüler können hier von der 1. bis zur 13. Klasse gemeinsam lernen. Die Stadtteilschule und die angegliederte Grundschule befinden sich an zwei nahe beieinander gelegenen Standorten: An der Berner Au die Jahrgänge 1 bis 6, im Hermelinweg die Jahrgänge 7 bis 13. Insgesamt lernen hier fast 1400 Schülerinnen und Schüler, davon über 12 Prozent mit besonderem sonderpädagogischen Förderbedarf.
Inklusion ist bereits in 39 von 50 Klassen umgesetzt; die übrigen Klassen sollen im Laufe der nächsten Jahre folgen. Das Ziel ist schulweite Inklusion. „Und schon heute gilt“, so Schulleiter Pit Katzer, „dass die Inklusionsklassen die Regelklassen sind.“ Auch im Schülerrat bzw. -parlament sind Kinder und Jugendliche mit sonderpädagogischem Förderbedarf selbstverständlich vertreten.
Denn die Grundlage für erfolgreiches individualisiertes Lernen ist nach dem Verständnis der ErichKästner-Schule eine möglichst große Vielfalt – bezogen auf alle Facetten, nicht nur auf den Förderbedarf. Deshalb wird bei der Zusammensetzung der Klassen auf größtmögliche Heterogenität geachtet – z.B. mit Blick auf Musik. Alle Kinder der Grundschule lernen mit JeKI (Jedem Kind ein Instrument) ein Instrument kennen. Wer besonders be gabt und interessiert ist, kann in der Sekundarstufe I weiter musizieren. Diese Kinder gehen dann jedoch nicht in eine spezielle Musikklasse, sondern werden bewusst auf alle Klassen verteilt, um die Vielfalt in den Lerngruppen zu erhalten.
Ein Leitgedanke der Erich-Kästner-Schule ist: „So viel gemeinsames Lernen wie möglich – so viel Einzel- und Kleingruppenförderung wie notwendig“. Lernen am Modell spielt dabei eine große Rolle. Bei der Umsetzung dieses Anspruchs hilft ein eigenes schulweites Lernkonzept, das auf Individualisierung und Kompetenzorientierung setzt. Zu den Bausteinen dieses Konzeptes zählen individuelle Lernzeiten in den Fächern Deutsch, Mathe und Englisch, kooperatives L ernen im Projektunterricht und, in den fünften und sechsten Klassen, das Fach „Soziales Lernen“. Der Lehrplan für dieses Fach wurde eigens an der Schule entwickelt und behandelt auch Themen wie Inklusion.
In der Lernzeit entscheiden die Kinder selbst, an welchen Fächern und Aufgabenstellungen sie arbeiten und sie bestimmen auch die Reihenfolge selbst. Wer dabei Unterstützung und Anleitung benötigt, bekommt sie – keiner wird sich selbst überlassen. Entscheidend ist immer die Lernausgangslage des Kindes und nicht ein festgestellter Förderbedarf. Das gilt auch für die Arbeit in Kleingruppen, die immer denjenigen Schülerinnen und Schülern angeboten wird, für die ein bestimmter Entwicklungsschritt angebahnt wird.
Ihre Lernziele und Lernfortschritte halten die Schüler in ihrem „Logbuch“ fest. Das Logbuch gibt es in verschiedenen Ausführungen, um den individuellen Bedürfnissen gerecht zu werden. Alle zwei bis drei Wochen besprechen die Schüler in „Logbuchgesprächen“ ihre Fortschritte und Schwierigkeiten mit den Lehrkräften. Zweimal im Jahr finden außerdem ausführlichere Lernentwicklungsgespräche zwischen Schülern, Eltern und Lehrern statt, in denen Vereinbarungen über die nächsten Lernziele getroffen werden. Notenzeugnisse gibt es an der Erich-Kästner-Schule erst ab der 9. Klasse.
Inklusion lebt von Teamarbeit. An der Erich-Kästner-Schule gilt das sowohl für die Klassenleitung als auch für die Vorbereitung der notwendigen differenzierten Materialien. So werden alle Inklusionsklassen von einem Team aus Regelschullehrern, Sonderpädagogen und Sozialpädagogen bzw. Erzieherinnen geleitet. Der Unterricht wird – durch Rückgriff auf verschiedene Ressourcen –immer von mindestens zwei Mitgliedern des Teams durchgeführt. Zur Vorbereitung und Koordination stehen feste Funktions- und Teamzeiten zur Verfügung. Alle arbeiten auf Augenhöhe zusammen.Auch das Schulleitungsteam setzt sich aus Regel- und sonderpädagogischen Lehrkräften zusammen.
Die Lehr – und Lernräume gehen weit über die Klassenzimmer und Gruppenräume hinaus. Regelmäßig werden Tanzaufführungen auf die Beine gestellt, an denen jeweils ein ganzer Jahrgang mitwirkt. Auf dem Schulhof der unteren Jahrgänge kann man über Baumstämme balancieren und auf Felsen klettern. In den Schulzoos lernen die Kinder, dass Tiere vor allem Achtsamkeit und Verantwortungsgefühl brauchen. In den Präventionsraum kann sich zurückziehen, wem der Trubel zu viel wird. Vom Kicker-Raum gelangt man über das Schülercafé und die Bibliothek in den Ruheraum mit großen Polstern und viel Platz zum Entspannen.
Und im „Prisma“, einem besonderen Lernort, finden all diejenigen Herausforderungen und Anregungen, denen das in ihren eigenen Klassenräumen schwerer fällt – die Neugierigen, Ablenkbaren und Wütenden genauso wie die Stillen und Suchenden.
Der Erfolg gibt der Erich-Kästner-Schule recht in ihrer Arbeit: so erreichen über 70 Prozent der Schüler mit Förderschwerpunkt Lernen den Hauptschulabschluss. An Hamburger Förderschulen liegt die Quote bei durchschnittlich 18 Prozent. Und genau so wichtig: Sieben Prozent beginnen die Klasse fünf mit einer Gymnasialempfehlung – über 40 Prozent schaffen dann die Versetzung in die gymnasiale Oberstufe. Vielfalt, davon ist die Erich-Kästner-Schule überzeugt, ist eben gut für alle.
Die Schulportraits sind jeweils zum Zeitpunkt der Verleihung des Jakob Muth-Preises entstanden und bilden die Schule zu dem entsprechenden Zeitpunkt in ihrer pädagogischen und didaktischen Arbeit ab. Inzwischen können sich Änderungen ergeben haben. Wir bemühen uns, die Webadressen aktuell zu halten.
Kontakt:
Erich-Kästner-Schule
Hermelinweg 10
22159 Hamburg
erich-kaestner-schule@bsb.hamburg.de
www.erich-kaestner-schule-hamburg.de
Schulleitung zum Zeitpunkt der Bewerbung: Pit Katzer