Weniger standardisierte Angebote, Berater, die erkennen, welche Potenziale in Gründungswilligen stecken und leichtere Zugänge zu Fördermitteln – das sind einige der Faktoren, die dazu beitragen können, noch mehr Menschen mit Migrationshintergrund zu erfolgreichen Unternehmern werden zu lassen. Dies ergab eine Fachkonferenz, die am 7. Oktober in Berlin stattfand.
Migrantische Unternehmen tragen viel zu wirtschaftlichem Wachstum und zu gesellschaftlichem Zusammenhalt bei. „Unternehmerische Aktivitäten von Menschen mit ausländischer Herkunft nehmen weiter zu“, konstatierte Iris Gleicke, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Wirtschaft und Energie. Die Politikerin eröffnete die Veranstaltung „Die Potenziale der heterogenen Gesellschaft heben“, die am 7. Oktober 2016 gemeinsam von der Bertelsmann Stiftung und der IQ Fachstelle Migrantenökonomie in Berlin durchgeführt wurde. Gleicke hob hervor, wie wichtig unternehmerische Talente unterschiedlichster Prägung sind, die Verantwortung übernehmen und Neues wagen: „Wir brauchen in Deutschland mehr Menschen, die ihre Träume in marktfähige Produkte und Dienstleistungen umsetzen.“
Speziell Menschen mit Migrationshintergrund spielen nach Meinung der Staatssekretärin eine bedeutende Rolle. Es seien „Unternehmerinnen und Unternehmer, die mit ihrer Kreativität, ihren interkulturellen Kompetenzen und Netzwerken Impulse setzen und Dynamik in die deutsche Wirtschaft bringen.“ Gleicke benannte auch Stolpersteine für diese Gruppe der Gründenden und stellte Projekte ihres Ministeriums vor, mit denen migrantisches Unternehmertum weiter angekurbelt werden soll. Auch Veranstaltungen wie diese seien wichtig: „Die heutige Veranstaltung zeigt hierzu zahlreiche Best-Practice-Lösungen und erfolgreiche Maßnahmen auf, die Impulse und Anregungen für weitere Projekte auslösen.“
Verschiedene Perspektiven auf ein Thema
Dem Thema der Veranstaltung „Die Potenziale der heterogenen Gesellschaft heben - Praxisbeispiele und Handlungsoptionen, um migrantisches Unternehmertum zu stärken“ näherte man sich multiperspektivisch. Rund 70 Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft, der Praxis und Politik kamen zu Wort und diskutierten Hebel und Hürden für migrantische Unternehmungen.
Vertreter der Wissenschaft stellten heraus, wie nötig migrantische Unternehmen für das Funktionieren und Wachsen der Städte sind, als Ausbildungsbetriebe fungieren und zu Innovation und Internationalisierung beitragen. Arbeitsmarktakteure, die Beratung und Unterstützung speziell für Gründungswillige mit Migrationshintergrund bereithalten, hoben ihre Angebote hervor: Sie bieten mit Fach- und Sachkenntnis Orientierung und Information im Angebotsdschungel, sprechen häufig die Sprache der Menschen, die Hilfe suchen, nehmen sich Zeit und können dadurch auch auf Fragen eingehen, die über die zum Aufenthaltsrecht und zu Gründungsvoraussetzungen hinausgehen. Vertreter aus der Kommunal- und Landespolitik unterstrichen die Bedeutung von migrantischem Unternehmertum für die Wirtschaft und Gesellschaft und zeigten, mit welchen Initiativen sie diese Zielgruppen noch stärker unterstützen wollen.
Stimmen der Migrantenunternehmer
Herzstück der Veranstaltung bildeten vier Unternehmerinnen und Unternehmer aus Afghanistan, Kamerun und der Ukraine. Sie haben in Deutschland Fuß gefasst und ihren Erfolg vor allem auf den eigenen Willen und die Unterstützung von Beratern, Mentoren und Coaches zurückgeführt, die sich speziell auf ihre Bedürfnisse einstellten und erkannt haben, welche Potenziale in ihnen stecken.
Der Dialog geht weiter
Zusammenfassend kam man zu der Erkenntnis, dass es zahlreiche und gute Unterstützungsangebote gibt, der Zugang dazu allerdings nicht immer ganz leicht ist. Auch bei den Möglichkeiten finanzieller Unterstützung sehen die Experten Nachholbedarf. Teilweise hätten Menschen mit Migrationshintergrund einen erschwerten Zugang zu Krediten. Relative Einigkeit herrschte auch darüber, dass es bei Regelangeboten einen zu hohen Standardisierungsgrad gebe und dass es sich leichter für die Belange migrantischer Unternehmer einsetzen ließe, wenn diese stärker in Gremien von Verwaltungen, Kammern und Verbänden repräsentiert wären.
„Es gab nicht diesen einen Aha-Effekt, sondern viele kleine Erkenntnisse, die uns veranlassen, unseren Weg weiterzugehen. Heute haben wir neue Mitstreiterinnen und Mitstreiter gefunden“, lautete das Fazit von Nadine Förster von der IQ Fachstelle Migrantenökonomie. Auch Armando García Schmidt von der Bertelsmann Stiftung zieht als Fazit, dass das Thema Migrantenökonomie ein wichtiger Aspekt für inklusives Wachstum ist und damit zur Zukunftsfähigkeit Deutschlands beiträgt.