Unter Schirmherrschaft der malaysischen Regierung fand das Global Economic Symposium (GES) vom 6. bis 8. September 2014 in Kuala Lumpur statt. In sieben Sessions und Workshops - unter Beteiligung der Bertelsmann Stiftung – wurde zum Thema "Restructuring Economies, Transforming Societies" über soziale Probleme und gesellschaftliche Entwicklungen diskutiert.
Wie lässt sich Migration gerecht gestalten? Diese Frage stand im Fokus der Session "Creating Virtuous Talent Triangles for Labor Migrants - An Asian Perspective", die sich dem Thema des Reinhard Mohn Preises 2015 widmete. Basierend auf Erfahrungen aus verschiedenen asiatischen Staaten fassten die Teilnehmer, darunter auch Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung, zusammen, dass sich ein "Fair Deal on Talent" nur im Rahmen globaler Kooperation verwirklichen lassen lässt. Dabei komme es vor allem auf evidenzbasierte Evaluierung von Migrationspolitik sowie auf die Einbindung von Rekrutierungsagenturen und Wirtschaftsvertretern an.
In der Session "Social Cohesion - Measuring Common Ground" bestand unter den Sprechern, darunter Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz, Einigkeit darüber, dass die Frage des gesellschaftlichen Zusammenhalts für asiatische Gesellschaften von fundamentaler Bedeutung ist. Die geplante Ausweitung des Social Cohesion Radars der Bertelsmann Stiftung auf Asien wurde deshalb als wichtiger wissenschaftlicher Beitrag zur politischen Debatte begrüßt. Kulturelle Besonderheiten der jeweiligen asiatischen Gesellschaften müssten jedoch bei der Analyse angemessen berücksichtigt werden.
Die Diskussionsrunde "Transforming Education in the Digital Age" an der sich auch Jörg Dräger, Vorstand Bertelsmann Stiftung, beteiligte, hielt fest, dass Digitalisierung in einem weltweit immer heterogeneren Bildungsumfeld zur Personalisierung genutzt werden kann und sollte. Dazu brauche es spezifische Strategien der Hochschulen und einen entsprechend gestalteten politischen Rahmen, der zurzeit noch ganz überwiegend aus Zeiten weit vor dem Internet stammt. Digitale Möglichkeiten sollten nicht pauschal, sondern gezielt dort eingesetzt werden, wo sie pädagogisch wertvoll sind.
In der Session "Shaping a Free and Fair World Trade Order" gab es unter den Sprechern, darunter dem ehemaligen WTO-Generaldirektor Pascal Lamy und dem derzeitigen indonesische Handelsminister Gita Wirjawan, Übereinstimmung darüber, dass es sich bei megaregionalen Abkommen wie TTIP um eine völlig neue Art von Handelsabkommen handelt, bei der es vorrangig um Regulierungskonvergenz und -kooperation geht. Die Welthandelsorganisation (WTO) sollte hierbei eher eine Monitoring- oder Clearing-House-Rolle zukommen. Um den umstrittenen Verhandlungsprozess um TTIP voranzubringen, wurde neben mehr Transparenz ein klares Signal der Verhandlungspartner über eine Einigung auf höchste Sicherheits- und Verbraucherschutzstandards gefordert.
Das GES-Gastgeberland Malaysia, das vom Transformationsindex der Bertelsmann Stiftung (BTI) als ein innovativer und beispielgebender Fall von gelungener Konsensbildung in einer multiethnischen Gesellschaft identifiziert worden ist, stand im Mittelpunkt der Session "Consensus-Building in Transformation Processes". Es wurde unter anderem durch den ehemaligen Minister Koh Tsu Koon, vertreten. Die Diskussionsteilnehmer machten sich dafür stark, die Macht von evidenzbasierten Instrumenten zur Konsensbildung zu nutzen und horizontale Konsultationsprozesse zwischen vielen Stakeholdern nach dem Vorbild des erfolgreichen malaysischen Modells zu fördern.
Die Teilnehmer der Doppel-Session "Delivering Inclusive Social Security in Asia" unterstrichen, wie wichtig eine frühzeitige Konsultation aller beteiligten Stakeholder in der Planungsphase sei, um eine langfristige Unterstützung in der gesamten Bevölkerung für derartig große Politikvorhaben zu sichern. Gleichzeitig zeige sich in der Diskussion mit Experten aus Indien, Indonesien, China und Vietnam, dass der Aufbau sozialer Sicherungssysteme eine übergreifende, langfristige Vision erfordere, um Fehler zu vermeiden, die in Zukunft nur schwer zu korrigieren seien. Entwicklungs- und Schwellenländer könnten hier von Erfahrungen und Fehlern so genannter hochentwickelter Industrienationen lernen.