In der Bertelsmann Stiftung diskutieren Fachleute über innovative Ansätze in der Regionalentwicklung.
Wir benötigen in Sachen Regionalentwicklung „weniger ARD und mehr ZDF“
Bernd Altgen, der Vorstandsvorsitzende der VR-Bank Nordeifel eG., brachte am vergangenen Montag die Debatte in der Bertelsmann-Repräsentanz in Berlin ironisch auf den Punkt. Wir benötigen in Sachen Regionalentwicklung „weniger ARD und mehr ZDF“. Wobei ARD für „Alle reden darüber“ steht und ZDF für „Zahlen, Daten, Fakten“.
Altgen plädierte also bei der Bewältigung der regionalen Herausforderungen für eine klare Orientierung an den empirischen Realitäten als Wegweiser für Entwicklungen, die eine Region attraktiv bleiben lässt. Diese Ansicht fügte sich in den Tenor der Veranstaltung ein: Die Tendenz bei Regionalentwicklungskonzepten geht in Richtung Ganzheitlichkeit, sowohl um die finanzielle und wirtschaftliche Situation, gleichzeitig um Bildung, Innovation, Soziales und – nicht zu vernachlässigen - Fragen der Kultur. Und: Im Angesicht des demografischen Wandels geht es nicht mehr um die klassische Arbeitsteilung zwischen öffentlicher Hand, Bürgern und der Wirtschaft. Unternehmen sind bereit sich in solche Prozesse zu begeben, sofern Aufwand und Nutzen in einem Gleichgewicht sind.
Unternehmen immer häufiger Treiber für innovative gesellschaftliche Entwicklungen
Auf diese Weise können sich zielorientierte Netzwerke entwickeln, in denen immer häufiger Unternehmen Treiber für innovative gesellschaftliche Entwicklungen sind. Wie beispielsweise in der Eifel, in der sich eine Familiengenossenschaft in Anlehnung an das Genossenschaftsmodell der Bank positioniert. Sie zieht dabei zivilgesellschaftliche Akteure ein und ergänzt so die hergebrachten Strukturen in Fragen der Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Auch die Rolle der Wirtschaftsförderung ist vor diesem Hintergrund einem Wandel unterworfen. Sicherlich ist die Ansiedelung von Unternehmen weiterhin Tagesgeschäft. Sie verwirklicht sich aber häufig in einer ganzheitlichen Herangehensweise, die Strategien mit einbezieht, die eine regionale Daseinsfürsorge zu einem Thema an den Unternehmensstandorten werden lässt und zukunftsgewandte Entwicklungen in die Wege leiten. Andreas Thiel, Geschäftsführer der
Regio Augsburg Wirtschaft GmbH, betonte, dass in dieser Hinsicht Experimentieren die Realität einer Wirtschaftsförderung ausmacht, allerdings zunehmend ein Experimentieren mit einer Langfristperspektive. Sie sensibilisiert durch ihre regionale Versammlungsmacht Unternehmen, Verwaltung und andere Akteure für konkrete Schritte und wirksame Maßnahmen.
Welche Themen eignen sich in solchen Konstellation unter Beteiligung von Unternehmen? Es sind eher klassische Themen wie insbesondere die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die durch relativ neue Ansätze wie z.B. Inklusion, Integration oder Migration ergänzt werden. Alles Dinge, bei denen Unternehmen aus wohlverstandenem Eigeninteresse gesellschaftlichen Nutzen stiften können. Voraussetzung bleibt aber wie eingangs festgestellt „nicht so viel ARD“.