Der hundertste Tag nach Amtsantritt eines neuen Präsidenten ist eine willkürliche Wegmarke, ein Anlass für Akteure im Weißen Haus und Beobachter von außen, die Leistung des Amtsinhabers zu bewerten. Die Geschichte zeigt jedoch, wie wenig sich daraus für den allgemeinen Erfolg oder das Versagen einer Regierung ableiten lässt.
Zwischen dem Wahltag im Jahr 1860 und dem 100. Tag nach Amtsantritt von Präsident Abraham Lincoln hatten sich elf Bundesstaaten von der Union losgesagt. Am 86. Tag der Präsidentschaft von John F. Kennedy begannen die Vereinigten Staaten eine schlecht durchdachte Invasion in Kuba, die für den jungen Präsidenten peinlich endete und ihn dem allgemeinen Spott preisgab. Und dann war da natürlich noch der arme William Henry Harrison, der nach nur 32 Tagen im Amt an einer Lungenentzündung starb. Während es für Harrison keine Hoffnung mehr gab, eroberten Lincoln und Kennedy einen Platz in der Geschichte, obwohl ihre Präsidentschaft unter ungünstigen Vorzeichen begann.
Präsident Donald Trump, der 2016 während seiner Wahlkampagne ständig herausposaunte, was er in den ersten 100 Tagen seiner Amtszeit alles leisten würde, um "Amerika wieder groß zu machen", erreicht die Wegmarke mit einer gemischten Bilanz. Der Mann, der sich im Wahlkampf als Außenseiter darstellte und seine Distanz zum Washingtoner Establishment betonte, hat erlebt, dass er mit Insidern zusammenarbeiten muss, um seine Agenda zu verwirklichen.
In der Innen- wie auch in der Außenpolitik hat Trump die Grenzen seiner exekutiven Befugnisse ausgereizt. Dabei musste er feststellen, dass die Institutionen der Vereinigten Staaten auf festem Fundament gegründet sind und jedem Streben nach absoluter Autorität unbeugsam im Weg stehen. Um Erfolg zu haben, muss er sich deshalb mit genau dem politischen Milieu vertraut machen, das er während seiner kurzen bisherigen politischen Laufbahn ständig verunglimpft hat.