Weltkrisen und das menschliche Potenzial

Lösungsansätze für eine Welt in der Krise - der Salzburger Trilog 2009 sucht nach Wegen in eine zukunftsfähige Welt.

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Im Zentrum des Salzburger Trilogs 2009 stand das Thema "Weltkrisen und das menschliche Potenzial". Internationale Entscheidungsträger aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft diskutierten anderthalb Tage die Perspektiven globaler Entwicklung. Auf Einladung der Bertelsmann Stiftung und des österreichischen Außenministeriums wurden unter der Moderation von Dr. Wolfgang Schüssel die globalen Krisensymptome unserer Zeit und Wege für eine zukunftsfähige Entwicklung reflektiert. Kultur-, fach- und generationenübergreifend debattierten erfahrene Experten mit jungen Nachwuchsführungskräften aus internationalen Organisationen.

Die Teilnehmer waren sich einig, dass die Krisensymptome auf eine grundlegende Nachhaltigkeitskrise deuten: Die Art und Weise, wie die Menschheit überwiegend lebt und wirtschaftet, erodiert nicht nur die natürlichen Lebensgrundlagen; sie destabilisiert auch den Zusammenhalt und das Vertrauen in den Gesellschaften weltweit. Dringend erforderlich sind deshalb langfristige Strategien, die auf die kontinuierliche Verbesserung der Lebensqualität für die gegenwärtigen und zukünftigen Generationen gerichtet sind. Diese Strategien erfordern nicht nur einen globalen Konsens über weltweit gültige Nachhaltigkeitsprinzipien und einen qualitativen Wachstumsbegriff, sondern auch grundlegend neue Ansätze in Bildung, Führungsfähigkeit, internationalen Kooperationen und globaler Ordnungspolitik.

Die Tragweite und systemische Natur der weltweiten Nachhaltigkeitskrisen

Gegenstand des Salzburger Trilogs waren zum einen die globalen Herausforderungen, zum anderen das menschliche Potenzial zur Bewältigung der drängendsten Probleme. Die engagierte Debatte, die ab dem 14. September 2009 auf einer eigenen Website ("Voices for the future") dokumentiert wird, thematisierte die Tragweite und systemische Natur der weltweiten Nachhaltigkeitskrisen. Jerome Glenn, "The Millennium Project", identifizierte fünfzehn Herausforderungen, die globaler Lösungsansätze bedürfen und die sich wechselseitig beeinflussen. Fortschritte in Bezug auf eine Herausforderung würden sich positiv auf die anderen auswirken. Rückschritte bei einer Herausforderung verschlechterten auch die Aussichten bei einer anderen. Jede dieser Herausforderungen sei deshalb als gleich wichtig anzusehen. Dies dürfe bei der Diskussion der Wirtschafts- und Finanzkrise nicht übersehen werden, so Glenn.

Mentalitätswechsel durch Bildung und globale Visionen?

"Wir leben in einer Welt, der es an globalen Visionen und angemessenen Lösungsstrategien fehlt", fasste Surendra Munshi die Ergebnisse seiner qualitativen Interviews mit 15 Nachhaltigkeitsexperten weltweit zusammen. Wirtschaftswachstum an sich sei keine Vision, so Bo Ekman. Eine Welt, die für alle funktioniert, ist eine Vision. In unserem fragmentierten Bildungssystem werde sie aber nicht vermittelt. Wir brauchen, nach Martin Lees, eine integrierte Sicht auf die Herausforderungen, die zur Verfügung stehenden Lösungsmöglichkeiten und den Entwicklungspfad der Welt als Ganzes. "Erst wenn wir die Gesamtzusammenhänge verstehen, besteht die Chance, dass die Menschen ihre Gleichgültigkeit überwinden und ihr Verhalten ändern", so Alexander Likhotal. Wesentliche Voraussetzung für einen Mentalitätswechsel und den verantwortungsvollen Umgang mit der Welt sei, dass die Menschen grundlegende soziale und ökologische Nachhaltigkeitsprinzipien verstehen lernen und in allen Bereichen ihres Handelns berücksichtigen, führte Prof. Karl-Henrik Robert aus. Nur wenn ein globaler Konsens über Nachhaltigkeitsprinzipen besteht, kann sich ein neues Verständnis von globalem Wachstum, Wohlstand und einer den Bedingungen der globalisierten Welt angemessenen Ordnungspolitik herausbilden und systemisch verankern lassen.

Die Krise als Chance

Die Wirtschafts- und Finanzkrise zeigt, so die überwiegende Einschätzung beim Salzburger Trilog, dass ein globales Umdenken und Umlenken erforderlich ist, um die weitere Destabilisierung der natürlichen und gesellschaftlichen Systeme zu verhindern und steigende Lebensqualität für gegenwärtige und zukünftige Generationen zu sichern. Mit der Hoffnung, dass der Veränderungsdruck der Krise nicht nur zur Sicherung der Geldliquidität, sondern darüber hinausgehend zur Implementierung von sozialen und ökologischen Nachhaltigkeitsstrategien genutzt wird, endete die Tagung. Die Wirtschafts- und Finanzkrise habe den Boden für die Saat einer dauerhaft zukunftsfähigen Entwicklung bereitet, so Marilyn Mehlmann vom Global Action Plan: "Es lohnt vielleicht, an den Rat meiner Hebamme zu erinnern: Du hast Schmerzen? Wunderbar - Nutze sie."