Ob Frauen, Menschen mit Migrationsbezug, junge Menschen oder Personen aus nicht-akademischen Haushalten – viele Talente scheitern beim Gründen, haben hart dabei zu kämpfen oder wagen den Schritt ins deutsche Startup-Ökosystem gar nicht erst. Dabei zeigt die Forschung der Bertelsmann Stiftung der vergangenen vier Jahre: Es mangelt diesen Menschen nicht an Willen oder Kraft, wirtschaftlich erfolgreich und gesellschaftlich nachhaltig zu gründen. Jedoch fehlt es ihnen häufiger an Kapital, Netzwerken, Sichtbarkeit oder Zugang zu relevanten Informationen. Das muss sich ändern. Mona Neubaur, Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen: "Echte Innovation entsteht dort, wo unterschiedliche Perspektiven zusammenkommen. Wer also auf Vielfalt setzt, investiert in bessere Ideen, erfolgreichere Teams und wettbewerbsstärkere Unternehmen. Damit dieses Potenzial wirklich zum Tragen kommt, braucht es jedoch mehr als guten Willen – es braucht eine klare Strategie, mutige Investitionen, sichtbare Vorbilder und eine Gründungskultur, in der alle eine faire Chance erhalten. 'Gründen ohne Grenzen' geht diesen ganzheitlichen Weg und öffnet die Tür zu einem Ökosystem, wie es sein sollte."
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Bertelsmann Stiftung startet Initiative für "Gründen ohne Grenzen"
In Deutschland gibt es noch immer viel zu wenig Gründer:innen. Dadurch bleibt Innovationspotenzial zu häufig ungenutzt. Deshalb starten wir die Initiative „Gründen ohne Grenzen“. Ziel ist es, Gründer:innen als Vorbilder sichtbar zu machen und dadurch ein starkes Zeichen für mehr Chancengerechtigkeit, Diversität und Wirkung im deutschen Gründungsökosystem zu setzen. Die Initiative will bundesweit strukturelle Barrieren abbauen und unterrepräsentierten Gruppen den Zugang zu unternehmerischer Tätigkeit erleichtern. Wie das gelingt und wo die Ansatzpunkte sind, haben wir gemeinsam mit Expert:innen aus Forschung und Praxis in einer Serie von Studien erarbeitet. Schirmfrau der Initiative ist NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur.
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Fünf Etappenziele für ein inklusiveres Gründungsökosystem
Die Expert:innen der Bertelsmann Stiftung haben fünf strategische Ziele identifiziert, denn "Gründungsförderung darf sich nicht nur an Durchschnittsbiografien richten. Vielmehr gilt es, Gründungswillige aus allen gesellschaftlichen Gruppen gezielt zu ermutigen, zu begleiten und strukturell zu fördern. Das betrifft politische Maßnahmen ebenso wie private Förderlogiken, Bildungsangebote oder gesellschaftliche Narrative", sagt unsere Wirtschaftsexpertin, Julia Scheerer.
- Mehr Frauen für das Gründen gewinnen
Frauen sind im klassischen Startup-Sektor nach wie vor unterrepräsentiert – nicht selten aufgrund fehlender Vorbilder, erschwerter Vereinbarkeit und begrenzter Netzwerke. Ein anderes Bild zeigt sich jedoch im Bereich der Impact Startups, die gezielt gesellschaftliche Herausforderung adressieren: Mehr als 80 Prozent der Unternehmen werden hier von Frauen mitgegründet. Programme wie EXIST Women, gezielte Business-Angel-Förderungen und Mentoring-Circles können dazu beitragen, dieses Potenzial auch im Startup-Sektor stärker zu heben.
- Gründungen mit Migrationsbezug stärken
Migrantische Gründer:innen gründen häufiger im Team, mit höherem Innovationsgrad und internationaler Ausrichtung – doch ihnen fehlt häufig der Zugang zu Finanzierung, Wissen über rechtssichere Gründungswege und sichtbare Anerkennung. Leichtere Visaregelungen, Mehrsprachigkeit in Banken und Verwaltung, sowie gezielte Sichtbarkeit erfolgreicher migrantischer Gründungen sind erforderlich.
- Soziale Mobilität durch Gründung ermöglichen
85 Prozent der deutschen Startup-Gründer:innen haben einen akademischen Abschluss, dies gilt auch sehr oft für ihre Eltern – damit bleibt Gründung zu oft ein Privileg. Die Förderung wachstumsorientierter Gründungen auch für Gründer:innen aus nicht-akademischen oder einkommensschwächeren Familien ist ein Schlüssel für gerechtere Teilhabe.
- Junge Menschen zum Gründen befähigen
Nur 11 Prozent der unter 24-Jährigen gründen – oft fehlt Wissen, Mut oder der Zugang zu Kapital. Unterstützungsangebote wie das Young Founders Network oder Startup-Grundsicherungen sollten gezielter kommuniziert und systematisch ausgebaut werden.
- Synergien durch Impact-Gründungen nutzen
Impact-Unternehmen stehen für eine andere Art von Wirtschaft: 80,9 Prozent der Gründer:innen sind weiblich, 60,5 Prozent der Organisationen haben Menschen mit Migrationsbezug im Team, mehr als die Hälfte verankert Diversity-Management systematisch in der Organisation. Sie verbinden Wirkung mit Unternehmer:innentum und sind ein starkes Vorbild für ein inklusiveres Gründungsverständnis.
Gemeinsam für ein offeneres Gründungsökosystem
Die Initiative "Gründen ohne Grenzen" lädt Gründerinnen und Gründer ein, ihre eigenen Geschichten zu teilen. Denn Deutschlands Zukunft hängt nicht nur davon ab, wie viele gründen. Mehr Vielfalt bedeutet auch mehr gesellschaftliche Teilhabe und mehr Innovation. "Mit den Erfahrungen und Erfolgsgeschichten unserer Gründer:innen gestalten wir gemeinsam ein Gründungsökosystem, das Chancengerechtigkeit lebt und unternehmerische Potenziale hebt", sagt unsere Gründungsexpertin, Jennifer Eschweiler.
Folgen Sie unserem Aufruf:
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- Teilen Sie Ihre Gründungsgeschichte auf Gründen ohne Grenzen und werden als Vorbild sichtbar
- Diskutieren Sie unsere Empfehlungen mit Ihrem Netzwerk und in den Sozialen Medien
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