Schüler_innen lernen gemeinsam, draußen auf dem Schulhof.

Bildungsverlaufsregister und Schüler-ID in Deutschland: Status quo und Gelingensbedingungen

Die Einführung eines Bildungsverlaufsregisters und einer Schüler-ID ist ein zentrales bildungspolitisches Vorhaben der aktuellen Bundesregierung. Beide Instrumente lassen sich nur im Dialog mit den Ländern und weiteren Stakeholdern wie dem Datenschutz oder Verbänden verwirklichen. Das Papier der Bertelsmann Stiftung will dazu einen Beitrag leisten. Es bildet den Status Quo der Debatte ab und gibt Impulse zu den Gelingensbedingungen. 

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Dr. Martin Pfafferott
Senior Project Manager
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Dr. Dirk Zorn
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Die Debatte über das Bildungsverlaufsregister und die Schüler-ID ist nicht neu, bislang gibt es aber noch keinen gesellschaftlichen Konsens über die Nutzung dieser Instrumente. Aus Sicht ihrer Befürworter:innen bietet die Implementierung eines Bildungsverlaufsregisters und der Schüler-ID das Potenzial, das Schulsystem datengestützt zu steuern, Ressourcen bedarfsgerecht zu verteilen und Wirkungen im Bildungssystem besser nachzuhalten. Kritiker:innen äußern Bedenken hinsichtlich Datenschutz, Bürokratie und möglicher Stigmatisierung von Schüler:innen oder Lehrkräften.  

Im Fokus der Debatte stehen Fragen wie: Welche Bildungsphasen entlang der Bildungskette wird das Bildungsverlaufsregister umfassen? Sollen nur Bildungsverläufe und statistische Rahmendaten oder auch Kompetenzen erfasst werden? Wie kann der Datenschutz eingehalten und „gläserne Schüler:innen“ vermieden werden? Und ganz grundsätzlich: Was ist der Mehrwert dieser Instrumente? Rechtfertigt der Aufwand für ihre Einführung ihren Nutzen? 

Voraussetzung ist ein vertrauensstiftender Dialog aller Stakeholder

Die Einführung des Bildungsverlaufsregisters und der Schüler-ID ist ein hochsensibles gesellschaftliches Thema und kein rein technischer Prozess. Um die Instrumente zu implementieren, braucht es zunächst eine Auseinandersetzung mit den verschiedenen Positionen. 

Konkret erfordert der koordinationsintensive Veränderungsprozess der Einführung eines Bildungsverlaufsregisters und der Schüler-ID 

  • einen vertrauensstiftenden Dialog aller beteiligten Stakeholder – aus Politik, Verwaltung, Datenschutz, Verbänden, Wissenschaft und Praxis über den Sinn und Zweck der Nutzung von Bildungsverlaufsdaten,
  • ein gesamtgesellschaftlich getragenes Zielbild für die Nutzung von Bildungsverlaufsdaten, das auf der Grundlage eines solchen Dialogs und gemeinsamen Vertrauens erstellt wird,
  • geeignete kommunikative Formate, Anwendungsbeispiele und schlüssige Narrative,
  • eine Verstetigung der konstruktiven Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern und starke Partnerschaften der zentralen Akteure,
  • finanzielle, technische und personelle Ressourcen
  • sowie den Aufbau von Koordinationskapazitäten und nachhaltiger Change-Kompetenz bei den zuständigen Akteuren. 

Mit dem vorliegenden Papier will die Bertelsmann Stiftung einen Beitrag dazu leisten, Grundlagen für diese Schritte zu schaffen. Es bildet den Status quo der Debatte ab und zeigt Gelingensbedingungen auf. 

Von der Einführung eines Bildungsverlaufsregisters sollen insgesamt insbesondere die Schüler:innen profitieren – durch bessere und zukunftsfähige Kompetenzen, mehr Bildungsgerechtigkeit und gesteigertes Wohlbefinden. Für diese Ziele setzen wir uns in unserem Projekt Change Learning – Gemeinsam zum lernenden Schulsystem ein. 

Hintergrundinformation zu Bildungsverlaufsregister und Schüler-ID

Ein Bildungsverlaufsregister führt Daten aus verschiedenen Abschnitten in der Bildungsbiografie einer Person zusammen – etwa frühkindliche Bildung, Schule und berufliche Bildung. Technische Grundlage dafür sind Identifikatoren wie eine Schüler- oder Bildungs-ID, die es ermöglichen, Bildungsdaten aus verschiedenen Bereichen anonymisiert zu verknüpfen und somit Bildungsverläufe abzubilden. 

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