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Zukunftsstandort Deutschland

Die industriebasierte deutsche Wirtschaft durchläuft einen tiefgreifenden Wandel: Während die geopolitischen Veränderungen Handelsoffenheit und Exportstärke auf die Probe stellen, nimmt die Transformation hin zu einer ressourcenschonenden und klimaneutralen Wirtschaftsweise Fahrt auf. Trotz bestehender Herausforderungen wie einer teils veralteten Infrastruktur, dem Mangel an Fachkräften und bürokratischer Strukturen eröffnen sich durch den Umbruch auch Chancen: Mit der Entwicklung und Vermarktung innovativer Technologien, Produkten und Geschäftsmodellen können deutsche Unternehmen neue Absatz- und Wachstumspotenziale erschließen. Dies erfordert strategisches und zukunftsgerichtetes Handeln von Politik und Unternehmen. Mit dem Projekt „Zukunftsstandort Deutschland“ wollen wir diesen Strukturwandel nicht nur tiefer durchdringen, sondern gemeinsam mit Partnern evidenzbasierte Perspektiven für eine resiliente, nachhaltige und international wettbewerbsfähige Wirtschaft aufzeigen. 

Unsere Themenschwerpunkte

Die export- und industriebasierte deutsche Volkswirtschaft steckt in einer schwerwiegenden Krise, die das langjährige Wachstumsmodell herausfordert. Zahlreiche strukturelle Schwächen und (geo-)politische Unsicherheiten belasten Standortattraktivität, Investitionsbereitschaft und die langfristige Wettbewerbsfähigkeit. Hinzu kommen die Erfordernisse einer notwendigen Nachhaltigkeitstransformation, deren sozio-ökonomische Auswirkungen beträchtlich sind und die Frage nach der Sicherung gesellschaftlicher Akzeptanz aufwerfen. Vor diesem Hintergrund verfolgt das Programm „Nachhaltige Soziale Marktwirtschaft“ das strategische Ziel, einen Beitrag zu einer klimaneutralen, ressourcenschonenden und resilienten Wirtschaft zu leisten, die wettbewerbsfähig ist und soziale Teilhabe ermöglicht. 

Um dies zu erreichen, muss es in der Transformationsphase unter anderem gelingen, die für Wertschöpfung, Beschäftigung und Versorgungssicherheit notwendige industrielle Basis des Landes langfristig zu sichern und zukunftsfit zu machen. Angesichts des enormen globalen Konkurrenzdrucks, der durch das subventionsgetriebene Vorgehen anderer Staaten wie China und den USA noch verstärkt wird, müssen schnell Wege gefunden werden, die Investitionsattraktivität und -aktivität am deutschen Standort wieder zu steigern und die beiden Ziele „Wettbewerbsfähigkeit“ und „Nachhaltigkeit“ erfolgreich zu verbinden. Nur so kann es gelingen, die gesellschaftliche Akzeptanz im Transformationsprozess zu sichern. 

Das Projekt konzentriert sich deshalb auf die Erforschung der Verbesserung wesentlicher Rahmenbedingungen und Anreizmechanismen für eine wettbewerbsfähige und nachhaltige Volkswirtschaft und eine Befähigung von Unternehmen, die Transformation als Chance für unternehmerische Dynamik zu nutzen. Im Fokus stehen Gestaltungsfragen wettbewerblicher und industriepolitischer Rahmenbedingungen sowie der effektiven wie generationengerechten Transformationsfinanzierung. Dabei werden die nationalstaatliche als auch die europäische Handlungsebene im Sinne der größten Hebelwirkung betrachtet (z. B. mit Blick auf die Vollendung der europäischen Kapitalmarktunion). Ein besonderes Augenmerk wird zudem daraufgelegt, wie der Wandel so gestaltet werden kann, dass er auf Zustimmung in der Bevölkerung trifft und Teilhabechancen gewahrt bleiben. So sollen die Grundlagen für ökonomische und soziale Teilhabe langfristig gesichert werden. 

Schwerpunkt 1

Industrie- und finanzpolitische Rahmenbedingungen verbessern

Wie können die industrie- und finanzpolitischen Rahmenbedingungen in Deutschland so weiterentwickelt werden, dass sie gleichermaßen ökologische Nachhaltigkeit, globale Wettbewerbsfähigkeit und Resilienz stärken? Zu dieser Frage liefern wir durch unsere Analysen und Einordnungen datenbasiertes Orientierungswissen – für Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit. 

Mit einem neuartigen und umfassenden Ansatz analysieren wir die Lage und Entwicklung des Industriestandorts Deutschland – differenziert nach Branchen und Regionen. Ziel ist es, (De)industrialisierungsdynamiken besser zu erfassen, den Strukturwandel besser zu verstehen und schließlich konkrete Lösungen für eine nachhaltige industrielle Transformation zu entwickeln. Dabei identifizieren wir auch regionale Erfolgsmodelle („Good Practices“), um vielversprechende Ansätze der Industrie- und Regionalpolitik in die Breite zu tragen. 

In Kooperation mit weiteren Programmen der Bertelsmann Stiftung untersuchen wir, wie industriepolitische Maßnahmen auf nationaler und europäischer Ebene effektiv miteinander verzahnt werden können. Wir analysieren wirtschaftspolitische Instrumente – von Investitionsanreizen über Steuererleichterungen bis hin zu grünen Leitmärkten – auf ihre Wirksamkeit und Nachhaltigkeit. Dabei berücksichtigen wir auch verteilungspolitische und fiskalische Auswirkungen, etwa durch das europäische Emissionshandelssystem ETS2. Ein weiterer Fokus liegt auf einer zukunftsorientierten Finanzpolitik, die private wie staatliche Investitionen mobilisiert, ohne die Tragfähigkeit öffentlicher Haushalte zu gefährden.  

Wir legen besonderes Augenmerk darauf, welche Reformen gesellschaftliche Akzeptanz finden. Durch Umfragen und experimentelle Studien gewinnen wir Erkenntnisse darüber, unter welchen Bedingungen Menschen nachhaltiges Verhalten mittragen – und wie eine Transformation zur Nachhaltigen Sozialen Marktwirtschaft sozial gerecht und breit akzeptiert gestaltet werden kann.  

Net-Zero Navigator

Wollen wir in Deutschland ein gewohntes Maß an wirtschaftlichem Wohlstand beibehalten und gleichzeitig das Ziel der Klimaneutralität bis 2045 erreichen, spielt der Begriff der Entkopplung eine entscheidende Rolle. Deutschland muss es schaffen, den Ressourcenverbrauch sowie den Ausstoß von Treibhausgasemissionen vom Erhalt oder Wachstum des eigenen Bruttoinlandproduktes (BIP) zu entkoppeln und das viel schneller als bisher. 

Welche Ziele haben sich die anderen EU-Länder gesetzt? Wer entkoppelt am meisten und welche Länder hinken hinterher? Diese Fragen beantwortet der Net-Zero Navigator. Das frei zugängliche Online-Tool ermöglicht es, den Fortschritt der einzelnen Länder beim Thema Entkopplung zu vergleichen und individuelle Entkopplungspfade in die Zukunft zu visualisieren.  

Net Zero Navigator

Schwerpunkt 2

Unternehmen zukunftssicher machen

Der Wandel der deutschen Wirtschaft ist zugleich Chance und Herausforderung für Unternehmen. Deshalb liegt unser zweiter Schwerpunkt auf der Frage, wie Unternehmen ihre Geschäftsmodelle zukunftsfähig weiterentwickeln können, um im internationalen Wettbewerb resilient und erfolgreich zu bleiben. Wie gelingt es Unternehmen, sich an veränderte Rahmenbedingungen anzupassen, neue Chancen zu nutzen und langfristig wettbewerbsfähig zu wirtschaften? 

Gemeinsam mit Partnern analysieren wir mit dem Sustainability Transformation Monitor (STM) den Stand der nachhaltigen Transformation in Unternehmen. Der STM liefert präzise Daten zu den Treibern und Hemmnissen von Veränderungsprozessen, zur Governance sowie zum Fortschritt der Dekarbonisierung. Darüber hinaus beleuchten wir das Zusammenspiel von Real- und Finanzwirtschaft, das für eine effektive Transformationsfinanzierung entscheidend ist. 

Ziel ist es, auf Basis dieser Erkenntnisse gezielte Handlungsempfehlungen für Politik und Unternehmen zu entwickeln, den Dialog zwischen relevanten Akteuren zu fördern und eine wirksame Steuerung der Transformation zu ermöglichen. 

Besonderes Augenmerk legen wir auf die Befähigung des Mittelstands zur chancenorientierten Weiterentwicklung bestehender Geschäftsmodelle. Hierzu setzen wir auf praxisnahe und umsetzungsorientierte Berichterstattungsstandards. Deshalb engagieren wir uns in der Weiterentwicklung des Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK). Über Stakeholderdialoge, Studien, Analysen und regionale Outreach-Veranstaltungen bringen wir die Perspektiven der Anwender in diesen Prozess ein. 

Zudem untersuchen wir, wie Unternehmen ihre Geschäftsmodelle konkret transformieren – etwa in Richtung Kreislaufwirtschaft – und welche Rahmenbedingungen diesen Wandel begünstigen. Neue Ansätze wie die Integration von CO₂-Kosten in die Unternehmenssteuerung oder die Monetarisierung von Umweltauswirkungen erproben wir gemeinsam mit Partnern auf ihre Praxistauglichkeit. 

So wollen wir Unternehmen befähigen und unterstützen, wettbewerbsfähig, resilient und ressourcenschonend zu wirtschaften. 

Sustainability Transformation Monitor

Der Sustainability Transformation Monitor (STM) untersucht den Stand der Nachhaltigkeitstransformation in der deutschen Wirtschaft. Mittels einer Längsschnittbefragung liefert der STM die granularsten Daten zu Treibern und Hemmnissen der Transformation, zur Governance und zum Fortschritt der Dekarbonisierung. Ein Schwerpunkt ist das Zusammenspiel von Real- und Finanzwirtschaft für eine effektive Transformationsfinanzierung.  

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