Die transatlantische Geschlossenheit, zur Schau gestellt auf den Gipfeln der NATO 2014 in Wales und 2016 in Warschau, ist Geschichte. Bereits im vergangenen Jahr endete das mit Spannung erwartete erste Aufeinandertreffen Donald Trumps mit seinen europäischen Amtskolleginnen und -kollegen in einem Debakel. Konnte das Bündnis in den Jahren zuvor noch politisch und militärisch Handlungsfähigkeit demonstrieren, so wurde für die Staats- und Regierungschefs 2017 in Brüssel kein gemeinsames Abschlussdokument vorbereitet. Zu groß war die Unsicherheit, ob sich der neue US-Präsident zur NATO und ihren Aufgaben bekennen würde oder mit seinem nächsten Tweet den mühsam ausgehandelten Kompromiss zunichte machen würde. Darüber hinaus strich Trump aus seiner Rede kurzerhand das Bekenntnis der USA zum Bestand im Verteidigungsfall nach Artikel 5 des Nordatlantikvertrages, dem Kernpfeiler der NATO.
Seitdem hat sich die Stimmung weiter verschlechtert. Während die Meinungsverschiedenheiten im vergangenen Jahr noch überspielt wurden, indem das Zusammenkommen nur als "Zwischengipfel" bezeichnet wurde, sind die Konfliktlinien beim Umgang mit dem Iran, dem Verhältnis zu Russland sowie in Handels- und Klimafragen mittlerweile offen zutage getreten. Dabei vermengt Trump wirtschaftliche und sicherheitspolitische Themen und zieht nicht mehr nur gegen globale Rivalen der USA wie Russland und China, sondern auch gegen Verbündete rabiat zu Felde.