Die Realität zu ignorieren ist manchmal verlockend, aber keine kluge Option. Christiaan Banard, der südafrikanische Chirurg, der die weltweit erste Herztransplantation von Mensch zu Mensch durchführte, sagte einmal: "Wenn ich einen Fehler mache und ihn mir gegenüber nicht ehrlich und offen zugebe, dann wird bei der nächsten Operation ein Mensch sterben. Man muss sich der Realität stellen."
Die Welt in der wir leben, ist eine besorgniserregende Welt geworden - erschüttert durch eine Reihe von Krisen, die von Kriegen über eine anhaltende Pandemie bis hin zu wirtschaftlichen Turbulenzen und einem zunehmend bedrohlichen Szenario aufgrund des Klimawandels reichen. Es ist eine zerrissene Welt, mit angespannten oder zerrütteten Beziehungen und enormen hochkomplexen Herausforderungen. Wie soll es weitergehen?
In jeder Krise steckt eine Chance – wenn man sich der Realität früh genug stellt. Schon vor 2.000 Jahren erkannten die Römer, dass sie ein Regelwerk brauchten, um ihre Gesellschaft zu organisieren und die Rechte der Bürger zu schützen. Aufgrund des wachsenden Imperiums und der zunehmenden Interaktion mit nicht-römischen Völkern wurde eine Art Handelsrecht geschaffen. Die römische Rechtslehre diente als Grundlage für die Rechtssysteme, wie wir sie heute kennen, insbesondere in Europa. Das Gleichgewicht zwischen individueller Freiheit und der Verletzung der Rechte anderer scheint jedoch zunehmend in Frage gestellt zu werden - sowohl auf individueller Ebene als auch im Hinblick auf die Beziehungen zwischen Nationen.
Um Regeln aufzustellen oder zu entwickeln sind jedoch Vertrauen und gegenseitiges Verständnis erforderlich, um einen Rahmen für unser Zusammenleben und -arbeiten erfolgreich auszuhandeln. Vertrauen und gegenseitiges Verständnis ist eine Grundvoraussetzung für einen konstruktiven Dialog. Bereits in diesem frühen Stadium sind Meinungsverschiedenheiten offenkundig; wir müssen eine neue Gesprächskultur schaffen, um Fehlinformationen, Misstrauen und Distanz zu überwinden.
In demokratischen Gesellschaften wird von den Regierenden erwartet, dass sie ihr Handeln erläutern, um Verständnis und Unterstützung zu gewinnen. Regeln sind von grundlegender Bedeutung, um ein friedliches Zusammenleben zwischen den Menschen zu erreichen. Aber wie können wir mit einer Diktatur umgehen, die eigene und individuelle Werte aufbaut und handelt, ohne die einmal vereinbarten Regeln zu berücksichtigen? Wie können wir zu einer Agenda des Respekts, der Verlässlichkeit und des gegenseitigen Verständnisses zurückkehren, um das Zusammenleben auf dieser Welt nachhaltig zu steuern?
Der diesjährige Trilog in Salzburg wird sich mit der Frage befassen, wie Respekt, Verlässlichkeit und gegenseitiges Verständnis gestärkt werden können, um einen faktenbasierten und themenbezogenen Dialog wieder aufzunehmen, der für die Diskussion und Einigung auf gemeinsame Regeln unerlässlich ist. Dabei stehen folgende Fragen zur Debatte:
- Wie können wir wieder Vertrauen aufbauen um zu Weltfrieden und globaler Bewegungsfreiheit von Menschen und Gütern zu gelangen ?
- Da das Konzept freier Demokratien weltweit abnimmt: Warum bewerten so viele Bürger ihre nationale Identität höher als ihre individuelle Freiheit?
- Was sind mögliche Anreize für ein kooperatives Weltsystem?
- Wie können wir die Akzeptanz internationaler Regulierungen und Gesetze erreichen ohne mit Sanktionen drohen zu müssen?
Diese Fragen werden in einer Reihe von Hintergrundpapieren aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Zusätzlich wird ein übergreifendes Papier die wichtigsten Themen und Erkenntnisse aus den Hintergrundpapieren zusammenfassen, um eine lebhafte Diskussion beim Trilog in Salzburg zu fördern. Der Trilog Salzburg wird in diesem Jahr als Hybridveranstaltung durchgeführt. Neben der Teilnahme vor Ort in Salzburg wird auch eine Online-Teilnahme möglich sein.