Der Struktur- und Wertewandel der letzten Jahrzehnte, oft unter die Stichworte „Pluralisierung“ und „Individualisierung“ gefasst, hat auch die religiöse Landschaft in Deutschland verändert. Weitgehend einig sind sich die Wissenschaftler, dass es für die traditionellen religiösen Institutionen immer schwieriger geworden ist, die Menschen zu erreichen und als normsetzende Instanzen zu fungieren. Vieles deutet zudem darauf hin, dass Deutschland und Europa in religiöser Hinsicht einen Weg beschreiten, der nicht typisch für andere Teile der Welt ist. Vor diesem Hintergrund initiierte die Bertelsmann Stiftung vor einigen Jahren ein neues Messinstrument für die Ausprägung von Religiosität, den Religionsmonitor. Mit dem überarbeiteten und ergänzten Religionsmonitor 2013 sind wir noch einen Schritt weitergegangen und untersuchen die soziale und politische Relevanz der Religion empirisch. Daher haben wir neben den bewährten Fragen zur Zentralität von Religion des ersten Religionsmonitors auch Fragen zu Werten und Werthaltungen, zur Wahrnehmung religiöser Vielfalt und zum gesellschaftlichen Zusammenhalt aufgenommen. Der Religionsmonitor 2013 ermöglicht somit, wesentliche Aspekte moderner Gesellschaften genauer zu analysieren.
Religiosität und Zusammenhalt in Deutschland
Für die Erstauswertung der Ergebnisse in Deutschland durch Prof. Dr. Detlef Pollack und Dr. Olaf Müller standen folgende Fragen im Vordergrund: Wie stellen sich Kirchlichkeit, Religiosität und Spiritualität in der Bevölkerung heute dar? Wie steht es vor dem Hintergrund der Veränderungen auf dem religiösen Feld um das allgemeine Wertegefüge der Gesellschaft? Was bedeutet dies alles für die Einstellungen zu aktuellen ethisch-moralischen gesellschaftspolitischen Fragen und politischen Prinzipien? Welche Rolle spielen religiöse Gemeinschaften für die Vermittlung von Werten? Wie gehen die Menschen in Deutschland mit der wachsenden religiösen Vielfalt um? Und schließlich geht es in diesem ersten Überblick über wichtige Ergebnisse des Religionsmonitors 2013 auch um die Frage, inwieweit Religionen zum Zusammenhalt der Gesellschaft beizutragen vermögen.