Tafelbild mit fünf Männchen, über deren Köpfe die fünf Symbole der Weltreligionen zu sehen sind (Kreuz, Mond, Davidstern, Om-Zeichen und Dharmarad)

Woran glaubt die Welt?

In der wissenschaftlichen Debatte vor und um 2007 wurde vermehrt die Frage aufgeworfen, ob wir eine „Renaissance der Religion“ (Hans Joas) oder eine „Wiederkehr der Religion“ (Gottfried Küenzlen) erleben. Diskutiert wurden die „unsichtbare Religion“ (Thomas Luckmann) als Prozess der religiösen Individualisierung und Privatisierung oder die zunehmende Säkularisierung (Detlef Pollack). Attestiert wurde eine zunehmende Zahl von „Religionskomponisten“ (Paul M. Zulehner), die sich eklektisch bei unterschiedlichen Religionen bedienen, um sich dann eine individuelle zusammenzustellen. Lässt sich also eine deutliche Abkehr von institutionalisierter Religiosität hin zu neuen Formen religiöser Praxis erkennen, die sich nur schwer bestimmten Definitionen von Religionsgemeinschaften zuordnen lassen? Vielleicht gibt es aber nicht nur einen „antiinstitutionellen Affekt“ moderner Glaubensentwürfe, sondern sogar eine unumkehrbare Tendenz des Glaubensverlustes in modernen Gesellschaften? Vor diesem Hintergrund wurde der Religionsmonitor 2008 entwickelt.

Europa wird nach wie vor sehr stark vom christlichen Glauben geprägt. Drei Viertel aller Europäer in den erhobenen Ländern sind religiös, ein Viertel sogar hochreligiös.

Dr. Martin Rieger

Im Zentrum des Religionsmonitors 2008 stehen folgende Fragestellungen: Stehen wir vor einer globalen Renaissance des Religiösen? Welche Rolle spielen Religion und Religiosität in modernen Gesellschaften und in individuellen Lebensentwürfen? Beschreiten bestimmte Gesellschaften Sonderwege? Wie religiös sind die Menschen und die Gesellschaften, in denen sie leben? Wie drückt sich diese Religiosität aus? Welche positiven Kräfte stecken in ihr? Der Religionsmonitor 2008 besteht aus annähernd 100 Fragen, mit denen er sechs Kerndimensionen von Religiosität erfasst: das Interesse an religiösen Themen, den Glauben an Gott oder etwas Göttliches / den Glauben an ein Leben nach dem Tod, die öffentliche religiöse Praxis, die private religiöse Praxis, religiöse Erfahrungen sowie die allgemeine Alltagsrelevanz der Religion.

Methode

Das Kernstück des Religionsmonitors bildet eine quantitative Erhebung im Jahr 2007, bei der 21.000 Menschen aus allen Kontinenten und Weltreligionen repräsentativ befragt wurden. Die Stichprobe berücksichtigt dabei soziodemografische Faktoren wie die Geschlechterverteilung oder die verschiedenen Altersgruppen (ab 18 Jahren) entsprechend ihrem prozentualen Anteil an der Gesamtbevölkerung. Für Deutschland wurde die quantitative Erhebung durch eine qualitative Erhebung (Tiefen- und Experteninterviews) ergänzt. Die Auswahl der Länder liegt vor allem im interreligiösen Ansatz des Religionsmonitors begründet. Im Einzelnen umfasste die Umfrage die Länder Deutschland, Australien, Brasilien, Frankreich, Großbritannien, Guatemala, Indien, Indonesien, Israel, Italien, Marokko, Nigeria, Österreich, Polen, Russland, die Schweiz, Spanien, Südkorea, Thailand, die Türkei und die USA. Der jeweiligen Infrastruktur des Landes angemessen wurde die Befragung entweder als Telefoninterview oder als persönliches Interview (face to face) durch das deutsche Meinungsforschungsinstitut TNS Emnid durchgeführt.