Gruppenfoto vor Weimarer Rathaus

Weimarer Gespräche: Die Demokratie von morgen

Wie gestalten wir unsere Demokratie zukunftsfest? Diese Frage stand im Zentrum der Weimarer Gespräche 2025. Vertreter:innen aus Politik, Kultur, Wissenschaft, Medien, Wirtschaft und Zivilgesellschaft diskutierten am 16. Juni 2025 über zentrale Herausforderungen – und über die Möglichkeiten, ihnen gemeinsam zu begegnen.  

Ansprechpartner:innen

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Dr. Dominik Hierlemann
Senior Advisor
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Rebekka Vollmer
Project Manager
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Dr. Angela Jain
Senior Project Manager

Inhalt

Unter dem Titel „Die Demokratie von morgen: Zeit für neue Ansätze“ kamen am 16. Juni 2025 auf Einladung der Deutschen Nationalstiftung und der Bertelsmann Stiftung rund 30 Persönlichkeiten aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen zusammen. Gemeinsam nahmen sie politische Spannungsfelder, Reformideen und kreative Zukunftsperspektiven unter die Lupe.

Drei Themen, ein Ziel: Demokratie zukunftsfest machen

Die Weimarer Gespräche spannten einen weiten Bogen – von globalen zu nationalen Herausforderungen der Demokratie, über die Frage einer Staatsreform bis hin zu neuen Wegen des Dialogs in Politik und Gesellschaft.

Demokratie in Bewegung: Herausforderungen auf nationaler, europäischer und globaler Ebene

Den Auftakt der Diskussion gestalteten Mario Voigt, Ministerpräsident von Thüringen, und Daniela Schwarzer, Vorständin der Bertelsmann Stiftung, mit pointierten Impulsen, die zentrale Spannungsfelder der Debatte skizzierten. 

In der anschließenden Gesprächsrunde wurde deutlich: Die Demokratie steht von außen unter Druck, zugleich wachsen im Inneren die Zweifel an ihrer Performance. Diese Dynamiken wurden eindrücklich anhand klarer Analysen und persönlicher Beispiele veranschaulicht. Der Blick auf die USA macht beispielhaft die Herausforderungen für Demokratien weltweit sichtbar. Die jüngsten Einschränkungen der Wissenschaft, die Untergrabung der Justiz und der Bruch föderaler Prinzipien – das alles habe Auswirkungen auf die EU und auf Deutschland. Gleichzeitig erkenne man aber auch positive Signale – wie beispielsweise die jüngsten Proteste hunderttausender Menschen in den USA für Verfassung und Demokratie.

Wie können wir also in unserem Land den Geist der Demokratie schützen und Handlungsfähigkeit stärken? Ist ein erfolgsversprechender Ansatz, dem Populismus mit sachlicher Auseinandersetzung stärker als mit normativen Gegenmodellen zu begegnen?

Die Menschen in Deutschland wollen kein anderes System als die Demokratie. Allerdings sind sie unzufrieden mit ihrem Output. Vieles muss hier ineinandergreifen: ein funktionierender Staat und eine erfolgreiche Wirtschaft, aber auch eine emotionale Bindung und das Gefühl von Zugehörigkeit und Selbstwirksamkeit. Daraus kann Vertrauen wachsen.

Vom Verwalten zum Gestalten: Der Staat von morgen

Im zweiten Themenblock rückte nach einem Impuls von Julia Jäkel, Initiatorin der Initiative für einen handlungsfähigen Staat, die Debatte um eine mögliche Staatsreform in den Fokus: Braucht Deutschland eine Staatsreform? Welche Rollen übernehmen Politik, Medien, Wirtschaft, Zivilgesellschaft – und nicht zuletzt die Bürger:innen selbst dabei?

Die Aufgaben sind groß: Digitalisierung, aber auch Neuordnung der Aufgabenverteilung zwischen Bund, Ländern und Kommunen und vor allem ein Kulturwandel innerhalb der Verwaltung stehen ganz oben auf der Agenda. Der Staat muss handlungsfähiger werden, um auch das Vertrauen der Bürger:innen in die demokratischen Institutionen zu stärken. Staat und Bürger:innen können und sollten in Zukunft auch anders miteinander kooperieren. Konsens bestand darüber, dass alle Seiten – Staat, Bürger:innen, aber auch Unternehmen und Zivilgesellschaft – sich eigenverantwortlich einbringen müssen.

Diskurs weiterdenken, Beteiligung neu ermöglichen

Zum Abschluss luden Silke Borgstedt vom SINUS-Institut, Rebekka Vollmer vom Projekt "New Democracy" der Bertelsmann Stiftung und Luca Piwodda, ehrenamtlicher Bürgermeister von Gartz, dazu ein, gemeinsam nach vorn zu schauen: Wie kann Dialog in Politik und Gesellschaft morgen aussehen – und wie finden wir stärker zueinander ins Gespräch? Natürlich gebe es große politische und auch kulturelle Differenzen innerhalb der Gesellschaft. Aber wir können lernen, konstruktiv damit umzugehen. Lokales Engagement vor Ort und das gemeinsame Arbeiten an einem Ziel machen deutlich, dass durch offene Kommunikation mit allen Gruppen vor Ort Zusammenhalt und Aufbruchsstimmung entstehen können. Dabei sollte die Demokratie von morgen stärker auf die Diskursgewohnheiten jüngerer Menschen eingehen. Und neben besserem Diskurs ist echte Beteiligung für alle Menschen wichtig.

Demokratie von morgen beginnt im Gespräch von heute

Die Weimarer Gespräche haben frische Perspektiven auf die Gestaltung der Demokratie und die Themen Staatsreform, Diskurs und Beteiligung eröffnet. Vieles kreiste um die Selbstwirksamkeit von Beteiligung. Nur wer erlebt, dass die eigene Stimme zählt, bleibt engagiert und wehrhaft.

Aber auch ein reformierter Staat muss Bürger:innen nicht nur effizient bedienen, sondern sie befähigen, mitzuwirken und eigenverantwortlich zur Lösung bestehender Probleme beizutragen.

Als Rahmen für die Diskussion diente ein Diskussionspapier von Dominik Hierlemann, Rebekka Vollmer, Stefan Roch und Angela Jain aus dem Programm "Demokratie und Zusammenhalt" der Bertelsmann Stiftung mit dem Titel "Die Demokratie von morgen – acht Bruchlinien der heutigen Demokratie".

Diskussionspapier: Von der Sinnkrise der liberalen Demokratie zur gemeinsamen Zukunft?

Von der Frage, wie die liberale Demokratie äußeren Druck und innere Zweifel meistern kann, über die Herausforderungen einer digitalisierten Welt, bis hin zur Bewältigung populistischer und extremistischer Strömungen – das Diskussionspapier deckt ein breites Spektrum zentraler Herausforderungen der Demokratie ab. Welche Erwartungen haben Staat und Bürger:innen aneinander, und warum klaffen Wunsch und Realität auseinander? Wie kann eine überlastete Verwaltung in einer komplexen Welt wirksam handeln? Was braucht es, um verhärtete Fronten in den Debatten unserer Zeit zu überwinden? Wie kann Bürgerbeteiligung statt ideologischer Grabenkämpfe echte Innovation hervorbringen? Das Papier mündet schließlich in der Frage, ob wir ein gemeinsames Zukunftsbild brauchen, um unsere Demokratie zukunftsfähig zu machen.

Demokratie lebt vom Dialog – über Fachgrenzen, Institutionen und vor allem Lebenswelten hinweg. Die Weimarer Gespräche zeigen, wie inspirierend dieser Austausch sein kann.

Dominik Hierlemann, Senior Advisor, Bertelsmann Stiftung

Diskussionspapier