Die CSRD und die damit einhergehenden Berichtsstandards geben Unternehmen die Möglichkeit (aber auch die Pflicht), die eigene Nachhaltigkeit sehr umfassend zu dokumentieren. In Anbetracht der vielfältigen Chancen, die sich hieraus für Unternehmen ergeben können, sowie der systematischen Notwendigkeit einer standardisierten Nachhaltigkeitsberichterstattung zur Erreichung einer nachhaltigeren Wirtschaft und der gesetzten Klimaziele, ist die neue Berichtspflicht insgesamt positiv zu werten.
Dennoch muss darauf geachtet werden, eine Implementierung der neuen Vorgaben so nutzerfreundlich wie möglich zu gestalten, um unnötige Adaptionsschwierigkeiten für die Unternehmen zu vermeiden. Insbesondere die Berichtspflichten zur Wertschöpfungskette großer Unternehmen führt zu einer starken indirekten Belastung nicht-berichtspflichtiger KMU. Die derzeitige Ausarbeitung der Standards für börsennotierte KMU (LSME-Standards) bieten eine Gelegenheit, diese indirekten Belastungen für KMU zu reduzieren, da die CSRD eine Begrenzung der Berichtspflichten zur Wertschöpfungskette auf die Inhalte der LSME-Standards vorsieht.
Die Vorteile der Nachhaltigkeitsberichterstattung sollten stärker kommuniziert werden. Dazu gehört auch die Vermittlung einer übergeordneten Vision, wie die Nachhaltigkeitsberichterstattung einen maßgeblichen Beitrag zu wichtigen Politikzielen wie dem Übergang zu einer klimaneutralen Wirtschaft leisten kann. Ein solches Narrativ ist wichtig, um Unternehmen den Sinn der Regulierung zu vermitteln und sie zur Einhaltung der Vorschriften zu bewegen beziehungsweise Bürokratievermeidung zu minimieren. Schließlich sollte der Aufbau von Beratungskapazitäten in den Branchenverbänden weiter unterstützt werden. Diese könnten als Multiplikator für das in Deutschland vorhandene Erfahrungswissen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung fungieren.
Das Focus Paper „Nachhaltigkeit im Mittelstand: Die CSRD als Chance oder Herausforderung?“ wurde von den Autoren Markus Rieger-Fels und Jonas Löher des Instituts für Mittelstandsforschung Bonn für die Bertelsmann Stiftung verfasst.