Unendlichkeitszeichen auf grünem Hintergrund (Wald)

Kreislaufwirtschaft sozial denken: Wie Circular Social Businesses Deutschland verändern können

Wenn das Stichwort Kreislaufwirtschaft fällt, denken viele ausschließlich an ökologische und ökonomische Potenziale. Doch welche Rolle spielt in der Kreislaufwirtschaft die soziale Dimension? Eine neue Studie von Yunus Environment Hub und Bertelsmann Stiftung lenkt den Blick auf sogenannte Circular Social Businesses – jung und innovative Unternehmen, die nicht nur ressourcenschonend wirtschaften, sondern zugleich das Gemeinwohl stärken. Die Studie zeigt auf, warum die soziale Dimension ein entscheidender Schlüssel für den Weg hin zu einer ganzheitlichen Kreislaufwirtschaft ist und wie Deutschland von Circular Social Businesses profitieren kann.

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Armando García Schmidt
Senior Expert

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Die neue Bundesregierung bekennt sich zum Ziel einer kreislauffähigen Wirtschaft. Die noch von der alten Bundesregierung verabschiedete Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie soll umgesetzt werden. Dies verdeutlicht den wachsenden politischen Willen für eine Transformation hin zu einer als umfassend verstandenen Kreislaufwirtschaft. Allerdings konzentrieren sich Politik und Förderprogramme derzeit noch überwiegend auf technologische und ökologische Innovationen, um den Weg zu zirkulärer Wertschöpfung zu bahnen.

Unternehmen, die neben zirkulären auch gemeinwohlorientierte Lösungen anbieten – sogenannte Circular Social Businesses – erhalten bisher wenig Aufmerksamkeit, Anerkennung und Unterstützung, obwohl sie große Potenziale für wirtschaftliche, ökologische und soziale Effekte bieten. Diese Unternehmen stehen im Fokus der Studie “A Systemic Circular Economy Transition in Germany. The Role and Impact of Circular Social Businesses”, die der Yunus Environment Hub und die Bertelsmann Stiftung heute gemeinsam der Öffentlichkeit vorstellen.

Von 274 für diese Studie untersuchten zirkulären Startups in Deutschland können 39 Prozent als Circular Social Businesses bezeichnet werden. Sie erfüllen drei Kriterien: (1) ein tragfähiges Geschäftsmodell, (2) einen klaren Umweltbeitrag durch zirkuläre Strategien wie „Reduzieren“, „Wiederverwenden“ und „Regenerieren“ sowie (3) eine soziale Wirklogik, die fest im Kerngeschäft verankert ist. Diese Unternehmen sind in Branchen wie Lebensmittel, Textilien und Verpackungen aktiv und oft lokal verwurzelt.

Die Analyse zeigt, dass Circular Social Businesses stärker als klassische zirkuläre Unternehmen auf innovative Strategien wie „Umdenken“ und „Regenerieren“ setzen. Solche Strategien gehen über reines Recycling oder Effizienzsteigerungen hinaus und verändern grundlegend Formen des Produzierens und des Konsumierens. Ihre Lösungen fördern soziale Integration, Zusammenhalt, lokale Wertschöpfung, Kooperationen, Bildungsangebote und gesellschaftliches Empowerment. Circular Social Businesses reduzieren somit nicht nur Ressourcenverbrauch, sondern stärken gleichzeitig Gemeinschaften und ermöglichen gesellschaftliche Teilhabe.

Circular Social Businesses zeigen, dass Kreislaufwirtschaft weit mehr sein kann als ein Thema, bei dem es um technologische Lösungen geht – die Kreislaufwirtschaft kann auch einen ganzheitlicheren Bezug auf die Bedürfnisse von Menschen und der Gesellschaft insgesamt mit sich bringen. Um das Potenzial der Kreislaufwirtschaft vollständig zu nutzen, sollte soziale Wirkung nicht bloß Nebenprodukt, sondern zentraler Bestandteil von Unternehmensstrategien und auch politischen Strategien sein. Indem Circular Social Businesses unterstützt werden, kann der Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft beschleunigt werden, die sowohl ökologisch nachhaltig als auch gesellschaftlich inklusiv ist und umfassende Veränderungen anstößt.

Die Autor:innen der Studie, Julia Gschwender und Andrea Naranjo vom Yunus Environment Hub und Armando García Schmidt von der Bertelsmann Stiftung formulieren auch Empfehlungen für die Stärkung von Circular Social Businesses in Deutschland:

  • Für Unternehmen: Mindestens drei der fünf Prinzipien für systemischem Wandel integrieren – Ursachen angehen, Verhalten verändern, Zugang ermöglichen, Zusammenarbeit fördern und Transparenz praktizieren – und Wachstum konsequent an sozialen und ökologischen Zielen ausrichten.
  • Für Förderer und Investoren: Fördermodelle erweitern und dabei stärker soziale Wirkung und lokale Relevanz berücksichtigen. Die Skalierung erfolgreicher lokaler Lösungen mit breitem Nutzen gezielt fördern.
  • Für politische Entscheidungsträger: Soziale und gemeinwohlorientierte Aspekte in Kreislaufwirtschaftsstrategien wie der NKWS prominent verankern. Förderprogramme gezielt auf Geschäftsmodelle ausrichten, die auch die soziale Dimension mittenken, und öffentliche Beschaffung nutzen, um die Nachfrage nach nachhaltigen und sozial inklusiven Lösungen zu stärken.

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