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Regierungsvertrauen nach erster Phase der Pandemie erreicht Höchstwerte

Mehr als zwei Drittel (68 Prozent) halten den Staat für eher stark und handlungsfähig, sieben von zehn Deutschen (70 Prozent) sind zufrieden mit der Art und Weise, wie die Regierung mit dem Coronavirus umgeht, und fast jeder zweite Deutsche (49 Prozent) hält die Regierung derzeit für „stark genug“. Eine sehr gute Zwischenbilanz - aber wie stabil sind diese Werte?

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Prof. Dr. Robert Vehrkamp
Senior Advisor

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„There is no glory in prevention“. Erwartet also keinen Dank für erfolgreiche Pandemievermeidung, hieß es schon zu Beginn der Krise. Der Grund: Die wirtschaftlichen und sozialen Folgen einer erfolgreichen Pandemiebekämpfung bleiben, das Bedrohungsgefühl aber verschwindet, und die Erinnerung an die Gefahr verblasst. Die Stimmung kippt dann, und die Schmerzen der Krisenbekämpfung dominieren die Schlussbilanz des Krisenmanagements. So wurde es vielfach prognostiziert. Und so kann es auch noch immer kommen. Möglicherweise stehen wir gerade vor so einem Kipppunkt der Stimmung in der Pandemiebekämpfung.

Regierungsvertrauen in der ersten Phase der Krise gestärkt

Die Bilanz der ersten Phase des Krisenmanagements der Regierung fällt dennoch sehr positiv aus: Die Werte des Regierungsvertrauens in Deutschland sind so gut wie lange nicht mehr. Neueste Zahlen zeigen, dass Bevölkerung und Regierung die erste Phase der Pandemie gemeinsam bewältigt haben. Die Bevölkerung vertraut sehr weitgehend den Maßnahmen der Regierung. Die gemessenen Vertrauenswerte sind außergewöhnlich hoch und die Veränderungen mehr als deutlich. Derartige Sprünge haben wir in der Vergangenheit nur äußerst selten gesehen.

Kein Blankoscheck für die Zukunft

Allerdings können sich diese Bewertungen auch wieder ändern. Die Bundesregierung sollte sich auf diesen Zahlen deshalb nicht ausruhen. Sie sind kein Blankoscheck für die Zukunft. Immerhin zeigen sie aber eine sehr gute vorläufige Schlussbilanz der nunmehr abgeschlossenen ersten Phase des Kampfes gegen das Coronavirus.

Die Ergebnisse im Einzelnen:

Laut einer Allensbach-Umfrage im Auftrag der Bertelsmann Stiftung hält knapp die Hälfte der Deutschen (49 Prozent) die Regierung derzeit für „stark genug“. Dagegen empfindet nur jeder vierte Bürger (26 Prozent) das Regierungshandeln als „zu schwach“. Innerhalb von sechs Monaten hat sich somit das Stimmungsbild zur Bundesregierung massiv gewandelt: Im November 2019 war nur jeder fünfte Bürger (19 Prozent), der Meinung, dass die Regierung „stark genug“ sei. Heute nach Phase 1 der Krise hat sich dieser Wert mehr als verdoppelt (+30 Prozentpunkte). Gleichzeitig hat sich auch der Anteil der Menschen, die im November 2019 die Regierung noch als „zu schwach“ empfunden haben (58 Prozent), mehr als halbiert (-32 Prozentpunkte). Die Bewertung der Regierung hat sich somit binnen sechs Monaten komplett umgekehrt, von einem betont negativen zu einem überwiegend positiven Stimmungsbild. Seit Allensbach die Frage im Jahr 1999 erstmals gestellt hat, war die Stimmung noch nie so gut.

Sahen die meisten Bürger die Bundesregierung noch 2019 als eher schwach an, überwiegen nun die positiven Einschätzungen.

Das gute Abschneiden der Regierung spiegelt sich auch in einem gesteigerten Vertrauen gegenüber dem Staat wider: Bewerteten im November 2019 nicht mal die Hälfte der Bürger (45 Prozent) den deutschen Staat als handlungsfähig, so sind es aktuell mehr als zwei Drittel (68 Prozent). Und auch bei der Frage, was denn eigentlich Stärken bzw. Schwächen Deutschlands seien, hat sich das Meinungsbild gegenüber 2019 spürbar verschoben. Lediglich ein Drittel der Deutschen sieht derzeit die „Qualität der Regierung“ als Schwäche. Zum Vergleich: Im November 2019 nannten noch sieben von zehn Wählern die „Qualität der Regierung“ als Schwäche. Ähnlich positive Verschiebungen im Meinungsbild lassen sich auch mit Blick auf das politische System und die politische Stabilität feststellen.

Gutes Abschneiden der Regierung im internationalen Vergleich

Auch im internationalen Vergleich sind die Deutschen mit dem Umgang ihrer Regierung mit der Corona-Pandemie sehr zufrieden.

Dass der Vertrauensaufbau während der Coronapandemie bisher gut gelungen ist, zeigen auch die Umfrageergebnisse des COVID-19 Trackers von YouGov. Lag die Zufriedenheit mit der Art und Weise, wie die Regierung in Deutschland mit der Coronapandemie umgeht Mitte März noch bei soliden 51 Prozent, hat es die Bundesregierung geschafft diese Zufriedenheit innerhalb von zwei Wochen auf 70 Prozent zu steigern. Seither liegt die Regierungszufriedenheit auf einem stabil hohen Niveau. Allerdings zeigt sich seit Ende April in Deutschland ein minimaler Rückgang des Vertrauens mit ungewissem Ausgang, wie der Ländervergleich zeigt.

Bisher steht Deutschland sehr gut da. Lediglich Australien und Dänemark verzeichnen noch höhere Zufriedenheitswerte. Im Zeitvergleich ist Deutschland – neben Australien und Schweden – aber eines der wenigen Länder, das seine Zufriedenheitswerte so spürbar steigern konnte. So etwas kann auch schnell kippen, wie der negative Trend in Großbritannien, Frankreich und den USA zeigt, wo die Regierungszufriedenheit seit Anfang April spürbar abnimmt.

Vertrauenskapital darf jetzt nicht verspielt werden

Aber wie stabil sind diese Werte? Darüber lässt sich derzeit nur spekulieren. Fest steht aber, dass es sich bei den gemessenen Vertrauenswerten um „Performanzmessungen“ handelt. Die Bewertungen der Befragten beziehen sich also auf ein laufendes Geschehen. Sie bilden daher eher situative, kurz- bis mittelfristige Stimmungslagen ab. Ändert sich das bewertete Geschehen, können sich auch die Vertrauenswerte wieder verändern. Dennoch bleibt festzuhalten: Die erste Phase der Pandemiebekämpfung hat zu einem deutlichen Vertrauensaufbau zwischen Regierung und Bevölkerung geführt. Ein Kapital, das in den nächsten Phasen noch gebraucht wird und deshalb in der jetzt anstehenden Phase erster Lockerungen nicht leichtfertig verspielt werden darf.