In einer Fabrikhalle arbeitet eine Frau mit Kittel, Haube und Handschuhen bekleidet an einer großen metallfarbenen Maschine zur Lebensmittelproduktion

Mehr Technik, weniger Handwerk: Veränderte Anforderungen der Ernährungsindustrie

Die Nahrungs- und Genussmittelindustrie in Deutschland ist eine Wachstumsbranche. In den zurückliegenden Jahren ist die Zahl der Beschäftigten kontinuierlich gestiegen, zuletzt um 1,9 Prozent auf 638.000 Mitarbeiter:innen. Die Digitalisierung und die Transformation zur Nachhaltigkeit verändern die beruflichen Anforderungen. Deutlich gestiegen ist die Nachfrage nach Spezialist:innen aus IT und Technik.

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Eric Thode
Senior Advisor
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André Schleiter
Project Manager

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Die Nachfrage nach IT-Systemadministrator:innen hat  in der Nahrungs- und Genussmittelindustrie über einen Zeitraum von sieben Jahren um 60 Prozent zugenommen. Stark gesucht sind auch Lebensmittelchemiker:innen (+49 Prozent) und Mechatroniker:innen (+43 Prozent). Dahinter folgen die Fachkräfte für Lagerlogistik mit einem Plus von 40 Prozent. Diese Entwicklung zeigt die Analyse von 376.000 Online-Stellenanzeigen der Lebensmittelbranche aus den Jahren 2014 bis 2021. Ausgewertet wurden bekannte Stellen-Portale, Karriereseiten von Unternehmen und Anzeigen auf Online-Seiten der Tageszeitungen.

Kräftig zurückgegangen ist laut der gemeinsamen Studie von Bertelsmann Stiftung, IW Köln und der Arbeitgebervereinigung Nahrung und Genuss e.V. dagegen das Interesse der Arbeitgeber an den klassischen Berufen der Branche. Die Nachfrage nach Fleischer:innen hat sich mehr als halbiert (-53 Prozent). Auch die Fachkraft Fruchtsafttechnik wird bspw. deutlich seltener nachgefragt (-17 Prozent). „Mit der Branche verändern sich auch die gefragten Berufe und Fachkompetenzen. Personalverantwortliche, aber auch Anbieter von Weiterbildungen müssen das im Blick haben, wenn sie sich in ihrer Branche zukunftsfähig aufstellen wollen“, sagt André Schleiter, Arbeitsmarktexperte der Bertelsmann Stiftung.

Nachhaltigkeit, Umweltschutz und digitale Kompetenzen immer wichtiger

Bei diversen Berufen der Nahrungs- und Genussmittelindustrie zeigt sich ein gemeinsamer Trend hin zu mehr ökologischer Nachhaltigkeit. Unter den in Stellenanzeigen nachgefragten Fachkompetenzen verzeichnen „Nachhaltigkeit“ und „Umweltschutz“ besonders große Zuwächse. Auch die fortschreitenden Digitalisierungsprozesse in den Unternehmen beeinflussen die Kompetenzanforderungen in Online-Stellenanzeigen. So befinden sich Kenntnisse der Microsoft-Office-Programme in 40 Prozent aller untersuchten Berufe unter den fünf Kompetenzen mit den größten Wachstumsraten der Nachfrage. Auch die steigende Nachfrage nach Knowhow im Umgang mit SAP-Programmen macht deutlich, dass digitale Kompetenzen über die Branche hinweg immer gefragter werden. „Mit diesen Ergebnissen haben die Entscheider der Branche eine wichtige Datengrundlage. Sie erleichtert es ihnen, die sich verändernden Anforderungen zu erkennen und bei der Rekrutierung und Weiterbildung von Mitarbeiter zu berücksichtigen“, sagt Stefanie Sabet, Hauptgeschäftsführerin der Arbeitgebervereinigung Nahrung und Genuss.

Einsatzbereitschaft und Teamfähigkeit als Soft Skills besonders gefragt

Für 23 weit verbreitete Berufe in der Branche wurde die Kompetenznachfrage detailliert untersucht. Der genaue Blick beispielsweise auf den stärker nachgefragten Beruf „Fachkraft Lebensmitteltechnik“ offenbart, dass in diesem Beruf jene Softskills gefragt sind, die auch in zahlreichen anderen Berufen der Branche weit vorn stehen. In zwei Drittel der untersuchten Stellenanzeigen für Fachkräfte Lebensmitteltechnik (66 Prozent) wird von den Bewerber:innen „Einsatzbereitschaft“ gefordert, „Teamfähigkeit“ rangiert kurz dahinter mit 63 Prozent und  „Verlässlichkeit“ wird in 34 Prozent verlangt.

Detaillierte Analyse von 376.000 Stellenanzeigen

Die Big-Data-gestützte Analyse von 376.000 Stellenanzeigen aus der Nahrungs- und Genussmittelindustrie, die im Zeitraum von 2014 bis 2021 veröffentlicht wurden, ermöglicht es, die Nachfrage nach Berufen und Kompetenzen in dieser Branche differenziert und detailliert zu analysieren. Die Methode erlaubt darüber hinaus, für einzelne Berufe granular zu untersuchen, welche spezifischen Fach-, IT-, sowie transversalen Kompetenzen von Arbeitgebern nachgefragt werden. Die Studie bietet somit Impulse für die betriebliche Personalrekrutierung und -entwicklung sowie für Akteur:innen in der Weiterbildung.

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