Der Blick geht vom Podium aus in den Konferenzraum. Der Raum ist hell mit Fensterfront vom Boden bis zur Decke. Auf den Stühlen sitzen in Reihen die Teilnehmer.

Kommunalkongress 2025

„Jetzt erst recht – Nachhaltige Entwicklung wirkt!“ war der Titel des zweiten gemeinsamen Kommunalkongresses des Bertelsmann Stiftung und der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) von Engagement Global, der Ende Juni stattfand. Gut 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten sich angemeldet und kamen in das Berliner dbb forum.

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Oliver Haubner
Senior Project Manager

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Nachhaltigkeit beginnt in den Kommunen. Zwei Drittel der SDGs und ihrer Unterziele sind ohne die Kommunen nicht umsetzbar. Städte, Landkreise und Gemeinden sind Vorbilder und ein wichtiger Multiplikator für nachhaltiges Leben und Wirtschaften. Sie sind der Ort, an dem nachhaltige Transformation gelebt und umgesetzt werden kann – für eine generationengerechte Zukunft, gleichwertigere Lebensverhältnisse und gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Der Titel „Jetzt erst recht – Nachhaltige Entwicklung wirkt!“ zog sich wie ein roter Faden durch das Programm. Denn nachhaltige Entwicklung in Kommunen scheint derzeit, auch bedingt durch die kommunale Finanzkrise, nicht mehr ganz oben auf der To-do-Liste zu stehen. Eine fatale Entwicklung. Deshalb ist genau jetzt der richtige Zeitpunkt, gemeinsam Lösungen für eine nachhaltige, lebenswerte Zukunft zu finden!

Fakt ist aber auch: Zehn Jahre nach der Verabschiedung der Agenda 2030 fehlen belastbare Zahlen zum kommunalen Nachhaltigkeitsengagement und -management. Wir wollten wissen: Wie viele und welche Kommunen in Deutschland bearbeiten aktiv Nachhaltigkeitsthemen? Steuern sie strategisch und wenn ja – mit welchen Instrumenten? Wie kommunizieren sie welche Instrumente?

Um das herauszufinden, hat das Difu im Auftrag der Bertelsmann Stiftung erstmals eine empirische Vollerhebung unter den gut 11.000 deutschen Kommunen mit Webscraping gemacht. 110.000 kommunale Webseiten (Startseiten und 10 Unterseiten) wurden mit 200 Keywords untersucht und statistisch ausgewertet. Erste Ergebnisse wurden auf dem Kongress vorgestellt; die ausführliche Studie dazu erscheint nach der Sommerpause.

Kommunen leiden derzeit unter dem größten Defizit der Geschichte.

Professor Dr. René Geissler von der Technischen Hochschule Wildau auf dem Kommunalkongress 2025

Ein weiterer thematischer Schwerpunkt war die Finanzsituation der Kommunen. „Kommunen leiden derzeit unter dem größten Defizit der Geschichte“, erläuterte Professor Dr. René Geissler von der Technischen Hochschule Wildau. Und auch die Aussichten für die Zukunft sind alles andere als rosig. Die Folge: Ein kommunaler Investitionsrückstand in Höhe von rund 186 Mrd. Euro. Bund und Länder müssen handeln, indem sie die kommunale Finanzbasis grundlegend stärken. Vorschläge dazu liegen auf dem Tisch: Die Entwicklung der Gewerbesteuer hin zu einer kommunalen Wertschöpfungssteuer oder die Beteiligung des Bundes an der Umschuldung kommunaler Kassenkredite beispielsweise. Näheres dazu finden Sie im Kommunalen Finanzreport 2025, der in Kürze erscheint.

Eine Podiumsrunde widmete sich den Fragen, welche Rahmenbedingungen gegeben sein müssen, damit nachhaltige Entwicklung in Kommunen noch wirksamer werden kann und wie wir es schaffen, die Anzahl der Kommunen und Personen in den Kommunen deutlich zu erhöhen, die sich dem Thema widmen. Und: Würden wir schneller viel mehr Wirkung erzielen, wenn Nachhaltigkeit eine Pflichtaufgabe wäre? Thorsten Krüger, Landrat des Kreises Cuxhaven, sprach sich deutlich dafür aus. Für Dr. Maren Breuer, stellvertretende Generalsekretärin des RNE, ist auch das Framing entscheidend für Nachhaltigkeitsthemen. Sie gab den Rat, sich an den Themen zu orientieren, die aktuell ohnehin die Politik umtreiben und dort Anknüpfungspunkte zu suchen.

In seiner Keynote „Psychologie der Nachhaltigkeit“ wandte sich Dr. Marcel Hunecke, Professor an der Fachhochschule Dortmund, der Frage zu, wie die sozial-ökologische Transformation einer Konsumerlebnisgesellschaft durch eine innere Transformation des Menschen unterstützt werden kann. Wie können wir lernen, weniger zu wollen, ohne etwas zu vermissen? Und: Welche Formen des Persönlichkeitswachstums können das stetige Wirtschaftswachstum ergänzen? – Fragen, die im Nachhaltigkeitsdiskurs noch immer nachrangig behandelt werden.

Vier parallele Fachforen luden die Kongressteilnehmer ein, sich aktiv an der Diskussion zu beteiligen:

  • „Nachhaltigkeit im Haushalt wirksam verankern“
  • „Lokal handeln, global wirken“
  • „Digitale Nachhaltigkeitsberichte von Kommunen“
  • „Internationale Prozesse zur Agenda 2030: Sichtbarkeit der Kommunen“.

Insgesamt zeigte der Kongress: Auch wenn der Weg nicht immer leicht ist – kommunales Nachhaltigkeitsmanagement ist entscheidend auf dem Weg zu einer „Global Nachhaltigen Kommune“. Nachhaltigkeitsberichterstattung, die Wahrnehmung der globalen Verantwortung und das Einbringen kommunaler Erfahrungen in internationale Prozesse zur Agenda 2030 tragen dazu bei, das nachhaltige Entwicklung Wirkung zeigt!

Dazu braucht es Mut, vernetztes Handeln und einen klaren Fokus. Zahlreiche Kommunen gehen voran und zeigen eindrücklich, wie der Wandel vor Ort gelingen kann.

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