Nicht nur Sorgen ums Klima, sondern auch um die mentale Gesundheit
Dafür ist es wichtig, zu wissen, was die jungen Erwachsenen beschäftigt. Laut Umfrage machen sie sich die meisten Sorgen um Verletzungen von Menschenrechten, den Klimawandel sowie sexuelle Belästigung. Insbesondere in Bezug auf den Klimawandel sind ihre Befürchtungen allerdings nicht höher als die der älteren Generation. Tatsächlich geben aus der Gruppe der ebenfalls befragten 31- bis 70-Jährigen mehr Menschen an, einer umweltbewussten Lebensweise zu folgen, als es die jüngeren Befragten tun. „Die jungen Erwachsenen sorgen sich weiterhin um den Klimawandel, aber sie besetzen das Thema längst nicht mehr allein. Daher wäre es grundlegend falsch, ihre Sorgen und Ängste darauf zu reduzieren. Wir als Gesellschaft müssen genauer hinsehen, was sie belastet“, betont Anja Langness, Jugendexpertin bei der Bertelsmann Stiftung.
Eine große Rolle für junge Menschen spielt zum Beispiel die mentale Gesundheit: 41 Prozent von ihnen geben an, darüber besorgt zu sein – deutlich mehr als ältere Befragte (26 Prozent). Zudem fühlen sich viel mehr junge Erwachsene allein, als es bei den 31- bis 70-Jährigen der Fall ist. Und: Ebenso wie die älteren Befragten gehen sie davon aus, dass sich ihre mentale Gesundheit in den kommenden Jahren verschlechtern wird.
Insgesamt blicken die Befragten relativ besorgt in die Zukunft, unabhängig von ihrem Alter. Demnach erwarten 36 Prozent der jüngeren und 42 Prozent der älteren Menschen, dass sich verschiedene Faktoren, darunter der Lebensstandard, das Klima oder die Einkommensungleichheit, verschlechtern werden. An eine Besserung der Dinge glauben die Jüngeren tendenziell mehr als die Älteren, allerdings auch nur in der Minderheit. „Das niedrige Vertrauen in politische Entscheidungsträger:innen und der fehlende Zukunftsoptimismus, insbesondere bei der jüngeren Generation, stellen eine ernstzunehmende Herausforderung für unsere demokratische Gesellschaft dar. Es braucht gezielte Maßnahmen, um das Vertrauen in die Fähigkeit der Politik, Probleme zu lösen, zu stärken. Ein Beispiel hierfür ist die Förderung der aktiven Beteiligung junger Menschen am politischen Diskurs“, unterstreicht Regina von Görtz.
Junge Erwachsene streben nach klassischen Lebenszielen
In ihren persönlichen Prioritäten unterscheiden sich die 18- bis 30-Jährigen hingegen weniger von früheren Generationen, als mitunter angenommen wird. Gefragt danach, in welchen Lebensbereichen sie sich in den kommenden fünf Jahren positive Veränderungen wünschen, geben sie vor allem an: viele Besitztümer, gutes Aussehen, klare Ziele, eine erfolgreiche Karriere und ein Eigenheim. „Auch wenn viele junge Erwachsene durchaus idealistisch eingestellt sind, streben sie mehrheitlich nach klassischen Zielen. Das geht in der öffentlichen Wahrnehmung oft unter, sollte aber insbesondere für politisch Verantwortliche eine wichtige Rolle spielen. Denn junge Erwachsene erwarten von der Politik Antworten darauf, wie sie ihre Ziele trotz all der Umbrüche und Herausforderungen erreichen können“, erklärt Regina von Görtz.
Zusatzinformationen:
Für die Studie „The Next Generation in Germany: Perspectives on Building a Sustainable Tomorrow“ hat das internationale Marktforschungsinstitut Glocalities aus den Niederlanden 2.248 Personen aus Deutschland repräsentativ befragt, davon 516 Menschen im Alter zwischen 18 und 30 Jahren sowie 1.732 Menschen zwischen 31 und 70 Jahren. Die Befragung erfolgte online im Zeitraum von Februar bis April 2023. Die Ergebnisse hat Glocalities mit Befragungsdaten von 4.399 jungen Menschen im Alter zwischen 18 und 30 Jahren aus identischen Umfragen in neun anderen europäischen Ländern abgeglichen (Belgien, Frankreich, Italien, Niederlande, Polen, Rumänien, Spanien, Schweden und Vereinigtes Königreich).