Zu Beginn von „Lehrkräfte Plus“ standen unterschiedliche Anschlussperspektiven im Raum. Unter anderem gab es die Optionen für die Absolventen des Programms, als Vertretungslehrkräfte zu arbeiten, ihre Muttersprache im herkunftssprachlichen Unterricht einzubringen oder im offenen Ganztag eingesetzt zu werden. Die Zwischenevaluation zeigt, dass die Anstellung auf Vertretungslehrstellen zwar möglich, aber mit Planungsunsicherheiten und einem relativ geringen Gehalt verbunden ist. Ein unmittelbarer Einstieg als Lehrkraft nach dem Programm wird überdies als schwierig beschrieben: Die Anforderungen, im deutschen Schulalltag zurechtzukommen, sind nach einem Programmjahr noch hoch. Auch aus rechtlichen Gründen ist ein Einstieg nicht einfach, da der Abschluss aus den Herkunftsländern nicht als gleichwertiger Abschluss zum Staatsexamen anerkannt wird.
Deshalb wurde im Schuljahr 2018/19 das Anschlussprogramm „Integration von Lehrkräften mit Fluchthintergrund“ von der Bezirksregierung Arnsberg initiiert und pilotiert, das ein Jahr später auch in den Bezirksregierungen Detmold und Düsseldorf eingeführt wurde. Über die Dauer von zwei Jahren werden die Absolventen von „Lehrkräfte Plus“ an Schulen angestellt und von Lehrerfortbildnern pädagogisch-didaktisch weiterqualifiziert. Anschließend haben die geflüchteten Lehrkräfte die Möglichkeit, über einen „kleinen Seiteneinstieg“ dauerhaft als Ein-Fach-Lehrkraft eingestellt zu werden. Konnten bei der Pilotierung des Programms 2018/19 zunächst ein Teil der Bielefelder Absolventen aufgenommen werden, waren es – auch durch die Ausweitung auf weitere Bezirke – im Folgejahr schon alle Absolventen aus Bielefeld und Bochum, die weiter in Schule unterrichten wollten. Durch diese Anschlussprogramme können die mit dem Projekt verknüpften Erwartungen, dass es rund zwei Drittel der geflüchteten Lehrkräfte in die deutschen Klassenzimmer schaffen, voraussichtlich übertroffen werden.